Klöster im Hochmittelalter

5
10
15
20
25
30

Über das Bauwerk Gottes - 135. Kapitel

453

Durch dieses Tor müssen nicht nur die Büßer, sondern auch die
Unschuldigen eintreten, in Nachahmung der Demut Christi, wenn sie nicht
von Christi Herrlichkeit ausgeschlossen werden wollen. Wenn nämlich
Christus so leiden und so in seine Herrlichkeit eintreten musste, dass er uns
seine Demut gleichsam als Tür hinterließ, damit wir durch sie in seine 5
Herrlichkeit eintreten, warum sucht ein Unschuldiger oder ein Büßer einen
anderen Eingang als jenen, den der Türhüter denen, die eintreten wollen,
umsonst öffnet? Jener entäußerte sich selbst und nahm die Gestalt eines
Knechtes an\ obwohl Du ein Büßer bist, erhebst Du dich und strebst danach,
gegen das Verbot die Gestalt eines Kriegers oder, was schlimmer ist, die 10
Gestalt eines Priesters anzunehmen. Jener erniedrigte sich und war dem
Vater gehorsam bis zum Tod; Du trägst schwer daran, bis zum Tod
erniedrigt, das heißt getrennt von Amt und Rang, zu bleiben. Wir sehen
nämlich, dass, nachdem noch nicht einmal ein Jahr in Buße vergangen ist,
der eine sich aus Ehrgeiz das Priestertum anmaßt, der andere aus Anmaßung 15
wieder den Rittergürtel anlegt, obwohl sich beide nicht für ein Jahr, sondern
bis zum Tod nach der Buße ohne Amt erniedrigen müssten, außer es würde
für eine große Ausgleichszahlung und wegen einer Notlage veranlasst, dass
der eine in den heiligen Messen, der andere im Feldlager der Krieger von
neuem dient. So nämlich würde er selbst nicht die Gestalt eines 20
Herrschenden annehmen, weil er diese nicht als wohlgefällig und für sich
erfreulich begehren würde, sondern er würde die Gestalt des Knechtes, die
Gestalt des Degradierten, die Gestalt des durch kein Amt Geehrten bis zum
Tod behalten, obwohl er aus Gehorsam gegenüber der es anordnenden
Kirche äußerlich die Gestalt eines Herren, die Gestalt eines Prälaten, die 25
Gestalt eines durch ein Amt Geehrten tragen würde. Wir lesen, dass so
einige, nicht nur Priester, sondern auch Bischöfe wegen der Buße und nach
der Buße, die nicht öffentlich, sondern in den Gefängnissen von Konventen
vollzogen worden war, wieder in ihre frühere Stellung eingesetzt wurden,
nicht weil sie dies unbesonnen erstrebten, sondern weil sie der Weisung der 30
Höherrangigen nachkamen. Denjenigen aber, die einmal vor den Augen der
kirchlichen Gemeinschaft öffentlich Buße getan haben oder nach ihrer