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Gerhohus; Becker, Julia [Hrsg.]; Insley, Thomas [Übers.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0542
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Über das Bauwerk Gottes - 178. Kapitel

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Fremden, einen anderen für den Klerus, den dritten für die Armen, den
vierten für die Wiederherstellung der Kirchen. Siehe, wir haben gehört, dass
nicht für die Bereicherung der Mönche oder der Krieger, sondern für die
Aufnahme und Unterstützung von Gästen, Reisenden und Pilgern ein
Viertel der Zehnten dem Bischof zugeteilt wird. Dieser schuldet die 5
Beherbergung solcher im Bischofssitz der Rechtsordnung der Kanones so
sehr, dass ein Bischof harten Tadel verdient, wenn ein bedürftiger Pilger
durch sein Bistum gezogen ist, ohne vom Bischof unterstützt worden zu
sein, der solchen nach seinem Vermögen Unterstützung schuldet.
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179. Deshalb sagte der heilige Gregor262, als er, wie wir oben
zusammenfassend erwähnt haben, an den Knecht Gottes Secundinus263
schrieb, unter anderem Folgendes: Wecke unseren Bruder, den Bischof
Marinianus264 mit den Dir zur Verfügung stehenden Worten auf, denn ich
habe den Verdacht, dass er eingeschlafen ist. Denn einige kamen zu mir, 15
darunter einige bettelnde Alte, die von mir gefragt wurden, was sie von
bestimmten Leuten erhalten hatten, und sie berichteten im Einzelnen,
wieviel und von wem ihnen auf ihrer Reise etwas gegeben worden war. Als
ich diese besorgt über den vorher genannten Bruder fragte, was er ihnen
gegeben hätte, antworteten sie, dass sie diesen gebeten hätten, aber von ihm 20
nichts erhalten hätten, so dass sie nicht einmal Brot auf ihrem Weg erhalten
hatten, was allen zu geben in jener Kirche immer üblich gewesen war. Sie
sagten nämlich: Er antwortete uns: Ich habe nichts, das ich Euch geben
könnte. Und ich wundere mich, wenn derjenige, der Gewänder hat, der
Silber hat, der Vorratskammern hat, nichts hat, was er den Armen geben 25
müsste. Sag also jenem, dass er mit seinem Aufenthaltsort seine
Geisteshaltung ändern soll. Er soll nicht glauben, dass für ihn allein die
Lesung und das Gebet ausreichen, so dass er danach strebt, abgeschieden
zu sitzen und nichts aus seiner Hand zu befruchten; sondern er soll eine
freigebige Hand haben, er soll den Notleidenden helfen und er soll fremde 30

262) Gregor der Große, Gregor I., Papst (590-604) (s. Kap. 11, Anm. 11). | 263) Secundinus,
Bischof von Taormina. Vgl. Gregor der Große, Registrum epistularum, VI, 35, ed. NORBERG,
CCSL 140, S. 409. | 264 > Marinianus, Bischof von Ravenna (595-606) (s. Kap. 71, Anm. 112).
 
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