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Über das Bauwerk Gottes - 179. Kapitel
543
Not für seine eigene halten. Denn wenn er sich nicht so verhält, trägt er die
Bezeichnung Bischof ohne ihr gerecht zu werden. Bei diesen Worten muss
sorgsam abgewogen werden, dass ein Bischof, über den zu verstehen
gegeben wird, dass er sich der Lesung und dem Gebet widmete, dennoch
dem heiligen Bischof tadelnswert erschien, weil den Reisenden, die der 5
Unterstützung bedurften und diese vom Bischof einforderten, keine
Unterstützung gewährt worden war, obwohl doch feststeht, dass für deren
Unterstützung ein Viertel der Zehnten aus dem ganzen Bistum vorgesehen
ist. Wenn aber jener geistlich lebende Bischof einer gewesen wäre, der sich
nicht gescheut hätte, die Güter der Armen den Reichen zu geben oder von 10
diesen Burgen zu bauen, hätte dies der heilige Gregor nicht in seiner Rüge
verschwiegen, der ein so umsichtiger Schutzherr der Armen war, dass er, so
wie weiter oben gesagt wurde, den Bischof Paschasius265 heftig anfuhr,
warum er sich anmaße, die Armen zu vernachlässigen und von den Gütern
der Kirche ein Schiff zu bauen; diesem warf er auch in seinem Brief die 15
Geldsumme vor, die jener, wie er hörte, beim Bau des nämlichen Schiffs
ausgegeben hatte.
180. So sehr wollte der heilige Mann, dass die Güter der Kirche nicht gemäß
den neuen Anmaßungen, sondern gemäß den alten Kanones verwaltet 20
werden, dass bei ihm nicht einmal durch die Schwäche des Körpers einer
von der Beherbergung der Bedürftigen befreit werden konnte. Er wollte,
dass aus dem Anteil des Bischofs die Beherbergung der Bedürftigen im
Bischofssitz immer gewährleistet sei, auch bei Abwesenheit des Bischofs.
Daher kommt es, dass er den Bischof von Ravenna Marinianus266, der 25
wegen der Schwäche seines Körpers nicht vermochte, in der Stadt zu
bleiben, mit folgenden Worten ansprach: Einige aus Ravenna kommende
Menschen haben mich erschüttert von der schwersten Betrübnis gefunden,
weil sie berichteten, dass Du, Bruder, am Blutbrechen erkrankt seist. Wegen
dieser Angelegenheit haben wir sorgfältig und einzeln diejenigen, die wir 30
265> Paschasius, Bischof von Neapel. Vgl. Gregor der Große, Registrum epistularum, XI, 22, ed.
NORBERG, CCSL 140A, S. 892-893. Siehe Autoritäten, Teilband II, S. 182 (fol. 82v). | 266>
Marinianus, Bischof von Ravenna (595- 606) (s. Kap. 71, Anm. 112).
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Not für seine eigene halten. Denn wenn er sich nicht so verhält, trägt er die
Bezeichnung Bischof ohne ihr gerecht zu werden. Bei diesen Worten muss
sorgsam abgewogen werden, dass ein Bischof, über den zu verstehen
gegeben wird, dass er sich der Lesung und dem Gebet widmete, dennoch
dem heiligen Bischof tadelnswert erschien, weil den Reisenden, die der 5
Unterstützung bedurften und diese vom Bischof einforderten, keine
Unterstützung gewährt worden war, obwohl doch feststeht, dass für deren
Unterstützung ein Viertel der Zehnten aus dem ganzen Bistum vorgesehen
ist. Wenn aber jener geistlich lebende Bischof einer gewesen wäre, der sich
nicht gescheut hätte, die Güter der Armen den Reichen zu geben oder von 10
diesen Burgen zu bauen, hätte dies der heilige Gregor nicht in seiner Rüge
verschwiegen, der ein so umsichtiger Schutzherr der Armen war, dass er, so
wie weiter oben gesagt wurde, den Bischof Paschasius265 heftig anfuhr,
warum er sich anmaße, die Armen zu vernachlässigen und von den Gütern
der Kirche ein Schiff zu bauen; diesem warf er auch in seinem Brief die 15
Geldsumme vor, die jener, wie er hörte, beim Bau des nämlichen Schiffs
ausgegeben hatte.
180. So sehr wollte der heilige Mann, dass die Güter der Kirche nicht gemäß
den neuen Anmaßungen, sondern gemäß den alten Kanones verwaltet 20
werden, dass bei ihm nicht einmal durch die Schwäche des Körpers einer
von der Beherbergung der Bedürftigen befreit werden konnte. Er wollte,
dass aus dem Anteil des Bischofs die Beherbergung der Bedürftigen im
Bischofssitz immer gewährleistet sei, auch bei Abwesenheit des Bischofs.
Daher kommt es, dass er den Bischof von Ravenna Marinianus266, der 25
wegen der Schwäche seines Körpers nicht vermochte, in der Stadt zu
bleiben, mit folgenden Worten ansprach: Einige aus Ravenna kommende
Menschen haben mich erschüttert von der schwersten Betrübnis gefunden,
weil sie berichteten, dass Du, Bruder, am Blutbrechen erkrankt seist. Wegen
dieser Angelegenheit haben wir sorgfältig und einzeln diejenigen, die wir 30
265> Paschasius, Bischof von Neapel. Vgl. Gregor der Große, Registrum epistularum, XI, 22, ed.
NORBERG, CCSL 140A, S. 892-893. Siehe Autoritäten, Teilband II, S. 182 (fol. 82v). | 266>
Marinianus, Bischof von Ravenna (595- 606) (s. Kap. 71, Anm. 112).