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Meinhold, Wiebke; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 7): Ritualbeschreibungen und Gebete II — 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53166#0035
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22

Ritualbeschreibungen und Gebete II

VAT 10568 c

1 ’ ] ... Nisannu ... [
2’ ] ... [
VAT 10568 d und VAT 10568 e sind zu fragmentarisch für eine Übersetzung.
Bemerkungen:
E. Ebeling deutete in OrNS 22 (1953). 41f„ diesen Text als Ritual anlässlich der Eidleistung von Beamten im Rahmen des Neujahrs-
festes im Monat Nisannu. Dass das Ritual tatsächlich zur Ausführung im Monat Nisannu vorgesehen war. könnte das kleine Fragment
VAT 10568 c bestätigen. Neben einigen undeutlichen Zeichenspuren ist dort klar lbnisanmi(BARA) zu lesen. VAT 10568 c wird im
Vorderasiatischen Museum ebenso wie die kleinen Fragmente VAT 10568 d und e in einer Schachtel zusammen mit VAT 10568 a undb
aufbewahrt, schließt jedoch nicht direkt an VAT 10568 a (+) VAT 10568 b + VAT 12909 an. Vom äußeren Erscheinungsbild her ist eine
Zugehörigkeit der Fragmente VAT 10568 c-e zu dieser Tafel nicht unwahrscheinlich, jedoch nicht sicher nachweisbar. Aufgrund dieser
Unsicherheit ist auch eine Verbindung des vorliegenden Rituals mit dem Monat Nisannu bzw. mit dem Neujahrsfest dieses Monats
nicht vollends sicher.
Auf eine Eidleistung wird im erhaltenen Teil des Textes zweimal angespielt (b+14 und g+23). ob sie aber tatsächlich den zentralen
Teil des Rituals ausmachte, bleibt unklar. Ebenso ist ganz ungewiss, ob die Person, für die und an der das Ritual vollzogen wurde,
ein Beamter war. In der Ritualbeschreibung wird sie als bei mqi(EN SISKUR). ..Herr des Opfers”, bezeichnet (d+6). in den Gebeten
als nnnnnnn(NENNI). „N. N.” (a+3 und g+26). E. Ebeling stützte seine Interpretation vermutlich auf Z. g+14; er las dort: ,,rubü(T)
tu-tam-ma tu-kap-par". und übersetzte: ..(du sollst) den Großen schwören lassen, (ihn) abwischen”, vgl. OrNS 22 (1953). 43 und
45. VAT 10568 a: 1k. Kol. 6. Das erste Zeichen in Z. g+14 ist jedoch gemäß den Zeichenspuren ein E. kein NUN. Hier wird also ein
Gebäude oder eine Räumlichkeit beschworen und durch rituelles Abreiben gereinigt. Von einem Beamten ist keine Rede. E. Ebelings
Deutung des Textes als Ritual anlässlich der Eidleistung von Beamten im Rahmen des Neujahrsfestes im Monat Nisannu ist somit
zweifelhaft.
Eine Deutung des gesamten Textes ist derzeit aufgrund des fragmentarischen Erhaltungszustands nicht möglich. Stattdessen
sollen hier aber zumindest einige Überlegungen zu Ritualteilnehmem. erwähnten Gottheiten sowie zum Ritualverlauf geboten werden:
Durchgeführt wurde das Ritual von einer Person, die in den Ritualanweisungen in der 2. Person Sg. angesprochen wird. Vermutlich
handelt es sich um einen Priester. Außerdem wird eine f/aJ/.s+zz-Pricstcrin erwähnt, deren genaue Rolle im Ritual unklar bleibt (g+13).
sowie ein Beschwörer (luMAS.MAS). der einen Handwaschungsritus durchführt (g+15).
An Gottheiten sind Belet-seri. Akisi. Sebetti. Kalluh. Samas und eine möglicherweise ebenfalls göttliche ..Tochter des Flusses”
erwähnt. Drei dieser Gottheiten sind gut bekannt: Belet-seri als Katasterleiterin und Schreiberin der Unterwelt, die Sebetti als das
vergöttlichte Siebengestirn und Samas als Sonnen- und Richtergott. Von den übrigen drei Gottheiten Akisi. Kalluh und der ..Tochter
des Flusses” wissen wir hingegen kaum etwas: Bei Akisi handelt es sich wohl um eine Göttin (siehe a+6f. und die Bemerkung zu
diesen Zeilen). Weitere Belege für Akisi sind mir nicht bekannt. Kalluh ist immerhin noch ein weiteres Mal bezeugt, und zwar im
Götteradressbuch unter den Gottheiten im Heiligtum der Sarrat-nipha in Assur (siehe W. Meinhold. Istar in Assur. AOAT 367. 165
und 436: 91). Auch für die ..Tochter des Flusses” (DUMU.MUNUS ID) gibt es außerhalb von VAT 10568a (+) VAT 10568b +
VAT 12909 noch einen weiteren Beleg: Er findet sich in dem ebenfalls in assyrischer Sprache formulierten Ritualtext KAR 141. der
die sogenannten nöta-Riten für diese vermutlich göttliche Gestalt beschreibt. Der Text weist sowohl in seiner Diktion als auch im
Ritualverlauf interessante Ähnlichkeiten mit VAT 10568 a (+) VAT 10568 b + VAT 12909 auf. Ein inhaltlicher Vergleich dieser und
weiterer ähnlicher Ritualtexte (neben KAR 141 auch KAR 146. BBR 60-70. PKT 12-13 sowie G. van Driel. Cult of Assur. 192-195)
übersteigt jedoch den Rahmen der hier vorzulegenden Textedition von VAT 10568 a (+) VAT 10568 b + VAT 12909 und bleibt ein
Desiderat für die Zukunft.
Die Rekonstruktion des Ritualverlaufs wird durch den fragmentarischen Erhaltungszustand der Tontafel behindert. Deutlich wird
immerhin, dass Speiseopfer eine zentrale Rolle spielen, insbesondere ein Fleischopfer, welches an die Götter verteilt wird. Mehrfach
ist ein Brunnen erwähnt, an dem rituelle Handlungen vollzogen werden (a+8. a+12. e+4f„ f+3). In einem Gebet ist das Esagil erwähnt
(g+19). Welcher Tempelbau damit konkret gemeint ist. bleibt aufgrund des Kontextes und des fragmentarischen Erhaltungszustands
der entsprechenden Zeile unklar. Der Ort der Ausführung des Rituals ist aber mit aller Wahrscheinlichkeit in der Stadt Assur zu suchen;
das legen die Herkunft der Tontafel aus dieser Stadt, die assyrische Sprache des Textes und die Erwähnung der bislang nm für Assur
bezeugten Gottheit Kalluh nahe. Das Ritual erstreckte sich über zwei Tage (g+15). genaue Tagesangaben sind aber nicht erhalten. Zu
der Möglichkeit, dass es im Monat Nisannu stattfand, siehe bereits oben.
a+2 Siehe Bemerkung zu a+5.
a+4 Für den Ausdruck kima Samas napähi, „bei Sonnenaufgang”, siehe CAD NI. 267. napähu 4c 2’b’.
Der Göttemame dA-ki-si ist nur im Genitiv bezeugt (a+4. a+8. f+6). Er könnte im Nominativ Akisi oder aber auch
Akusu (< *Akasu. mit assyrischer Vokalharmonie) gelautet haben. Hier wird die Form Akisi gewählt, ohne damit
eine Entscheidung über die richtige Lautung treffen zu wollen.
a+5 Nach sä erwartet man am Anfang der Zeile ein Substantiv. Tatsächlich gibt es ein Substantiv nahlu als Nebenform
zu nahallu mit den Bedeutungen ..Bach(tal). Wadi. Schlucht”, doch scheint dies nicht recht in den Kontext zu
passen. Außerdem führen die Wörterbücher ein Adjektiv nahlu auf mit der Bedeutung „gesiebt”; es ist vor allem
 
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