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Meinhold, Wiebke; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 7): Ritualbeschreibungen und Gebete II — 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53166#0036
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Textbearbeitungen: Nr. 1-2

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als Attribut zu Mehl bzw. Getreide bezeugt. Möglicherweise ist dieses Adjektiv hier elliptisch ohne Bezugswort
und damit in der Funktion eines Substantivs ..Gesiebtes”, d. h. ..gesiebtes (Mehl)”, verwendet und kennzeichnet die
Materie, aus der die zuvor erwähnten Bildnisse bestehen.
In sik[hi-i]n-zir-ru liegt vermutlich eine Nebenform zu hüenzüru, ..Apfelbaum; eine blaugrüne Wollart”, vor (siehe
AHw 347b). Vgl. dazu auch sikhi-m-zi-ri-bu im Practical Vocabulary (siehe B. Landsberger und O. R. Gumey.
AfO 18 [1957-1958], 330: 209).
a+6f. Die Schreibungen ina SAG.DU-.sj/-/7|<7 und SAG.DU-V-zz^] erscheinen seltsam: Das Possessivsuffix -sina zeigt an.
dass sich das Wort qaqqadu(SAG.DG) auf weibliche Wesen bezieht, vermutlich auf Belet-seri und Akisi bzw. deren
Bildnisse, die in a+4f. erwähnt sind. qaqqadu(SAG.D\J) ist im Singular verwendet, wie an der Schreibung ohne
Pluralzeichen MES und insbesondere an der Schreibung SAG.DU-V-zz^] klar zu ersehen ist. Trotzdem werden die
beiden Göttinnen wohl jeweils mit einem eigenen Kopf dargestellt worden sein, nicht mit einem gemeinsamen.
a+10 Funktion und Bedeutung des Zeichens ’sd’1 am Anfang der Zeile bleiben unklar, nie qäti bedeutet laut AHw 664b.
mü I 4a: ..Handwaschwasser”; CAD M II. 155b. übersetzt es als „basin (of metal) for washing the hands (after a
meal)”. Es ist zu vermuten, dass dieser Ausdruck hier in der Bedeutung vorliegt, die das AHw angibt. Dass nie qäti
in allen im CAD aufgeführten Belegen mit SU.MIN bzw. SU.MES geschrieben ist. im vorliegenden Text hingegen
nur mit SU. ist vermutlich unerheblich.
b+14 Falls diese Zeile richtig rekonstruiert und gelesen ist. liegt ein Nominalsatz vor. Mit Blick auf das Subjekt attl
..du (f.)”. wird das nominale Prädikat mu-ta-me-ti-ia aufgefasst als Partizip f. Sg. von tamü D. ..beschwören,
eidlich binden, vereidigen”, lies mutammltu. ..diejenige, die eidlich bindet”. Problematisch erscheint auf den ersten
Blick der Ausgang der Partizipialform auf -Tja. -ja ist Pronominalsuffix der 1. Person Sg.. welches das Objekt des
Nominalsatzes zum Ausdruck bringt. Vorangehendes -Hl- sieht aus wie eine Kasusendung für den Genitiv Sg. oder
Genitiv/Akkusativ Plural, was sich beides nicht mit dem Kontext vereinbaren lässt. Möglicherweise handelt es sich
aber bei mutammltlja um eine spezielle Form des Vokativs, denn entsprechende Formen finden sich auch in anderen
Texten (siehe W. Meinhold. Istar in Assur. AOAT 367. 339f.. Anmerkung zu Z. 6 (beltjja) und ebd.. 304. Anmerkung
zu Vs. 1 und 6 (relja)', siehe auch H. Schaudig. Die Inschriften Nabonids. AOAT 256. 159. § IV.2.1.k. der das
fragliche -l- als hypokritisches Affix deutet und weitere Belege aufführt).
b+16 ta-ha-ti-ni ist zu analysieren als 2. Pers. f. Sg. Präsens von hatü G. ..nachlässig sein, sich verfehlen”, mit assyrischer
Subjunktiv-Endung -ni. lies tahattini. In der Konstruktion summa mit präsentischer Verbalform im Subjunktiv liegt
ein negativer assertorischer Eid bezüglich einer gewohnheitsmäßigen Handlung vor. vgl. GAG§ 185h-j mitAnm. *.
b+22 Nach 2 • sä erwartet man etwas Essbares, wie z. B. tittu. ..Feige”, oder tHütu/tHltu. ..Verpflegung”. Die Schreibungen
ti-i-di H ti-i-di lassen aber nur eine Deutung als tldu. „Lehm”, zu.
In Textvertreter B könnte man in den Zeichen IG und RU am Ende dieser Zeile vor dem Bruch den Beginn einer
Verbalform vermuten und an das assyrische Verb karäru, „setzen, stellen, legen”, denken. Allerdings lassen sich
mit ik-ru-[ur] oder ik-ru-[ru] nur Verbalformen im Präteritum rekonstruieren. Nach dem temporalen Nebensatz
mit adi und Präsens (ikassadanni), der in b+19 vorliegt, erwartet man im Hauptsatz jedoch ein Präsens oder eine
Wunsch- bzw. Befehlsform (siehe GAG § 173f). Außerdem verwendet der Text für die Tätigkeit des Hinsetzens und
-stellens das Verb sakänu (f+3. g+11. g+20). Das Verb karäru findet nur in der Formulierung täbta karäru. „Salz
streuen”. Verwendung (g+12 und ergänzt in f+6). Es ist daher unklar, wie Textvertreter B in b+22 zu ergänzen ist.
g+11 E. Ebeling. OrNS 22 (1953). 43: 1k. Kol. 3. las am Anfang der Zeile: ..mu-li(j)-lu“. Das erste Zeichen scheint
jedoch nicht MU. sondern GAB oder UZU zu sein. Das zweite Zeichen ist mit Sicherheit nicht LI. Sollte das erste
ZeichenUZU sein, so könnte man an //?zz//z/(ruzuZAG1.LU), „Schulterfleisch”, oder uzuse-/zz. „Rippenstück”, denken.
Doch stehen die vorhandenen Zeichenspuren mit keiner dieser Lesungen vollständig im Einklang. Es bleibt deshalb
unklar, welches Wort am Anfang dieser Zeile stand.
g+12f. Den in der Mitte der Zeile g+12 beginnenden Satz las E. Ebeling. OrNS 22 (1953). 43: „ri-ik-su täbti la ta-ma-si“,
und übersetzte: „die Zurüstung mit dem Salz darfst du nicht vergessen”. Diese Lesung ist aber sehr unsicher. Zum
einen bleibt das grammatikalische Verhältnis der Wörter zueinander unklar. Eine Genitiwerbindung zwischen riksu
und tabtu ist gegen Ebeling kaum anzunehmen, denn diese sollte rikis tabti lauten. Zum anderen ist das vermeint-
liche Zeichen ri-,.. beschädigt. Wie zu lesen ist. bleibt unklar.
g+14 E. Ebeling. OrNS 22 (1953). 43:1k. Kol. 6. las am Anfang der Zeile: ..rubü(j)“. Das fragliche Zeichen ist jedoch den
Zeichenspuren auf der Tafel nach zu urteilen ein E und kein NUN. Für das Beschwören von Gebäuden siehe CAD T.
167. tamü 4b. Für den als kuppuru bezeichneten Reinigungsritus mit Bezug auf Gebäude, insbesondere Heiligtümer,
siehe CAD K. 179b. kapäru A Id 2’. Bei dem Gebäude, an welchem im vorliegenden Text der Reinigungsritus
vollzogen werden soll, handelt es sich vermutlich um das Haus der Person, welche das Ritual durchführen ließ.
g+16 In der Lücke am Ende der Zeile könnte tullal(su) zu ergänzen sein: ..mit Wasser aus dem Weihwasserge[fäß reinigst
du (ihn)].“ Aber auch eine Ergänzung von nzgnaA±a(NfG.NA) ist möglich: „Ein Weihwasserge[fäß. ein Räucher-
gefäß] (und) eine F[a]ckel führst du an [ihm] vorbei.” Für entsprechende Belege siehe CAD E. 50b. egubbü A 2b 3‘.
g+21 Für die letzten drei Zeichen ist auch eine Lesung vna1-ta-a denkbar: „In [...] ... ist (nicht) geeignet“. Zu ina libbi
am Anfang der Zeile passt jedoch vna1-da-a etwas besser: „In [...] ... ist hineingeworfen.“
g+23 E. Ebeling. OrNS 22 (1953). 43: Rs. 1k. Kol. 15. las in dieser Zeile: .... [ma-]an-za-zu mär ta-me-te“. und über-
setzte: .... der Trabant, der Eidpflichtige”. Das erste lesbare Zeichen ist jedoch bestimmt nicht MAN. sondern
möglicherweise GIS. Für den Ausdruck mär tamlte ist kein weiterer sicherer Beleg bekannt (siehe CAD T. 123a).
 
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