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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0014
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VORWORT

Auf dem Wege in die gebirgigen Nordgebiete von Pakistan betritt der Reisende nach Überquerung der
Indus-Brücke von Thakot den Karakorum Highway. Er führt ihn in die sich in Kohistan auftürmende Ge-
birgsbarriere, durch die sich der Unterlauf des reißenden Oberen Indus seinen Weg gebahnt hat. Hier
treten die Ketten des Westhimalaya, Karakorum und Hindukusch so nahe zusammen, daß die zwischen
Dassu und Sazin besonders enge Schlucht mit ihren steil abfallenden Felswänden in alter Zeit kaum
Raum für einen Verkehrsweg bot. Bei dem Marktort Shatial mit seinem Brückenübergang über das Sha-
tial-Gah weitet sich das Tal zu einem kargen Becken, das sich flußabwärts unterhalb des auf der rechten
Seite in den Indus einmündenden Darel-Flusses wieder verengt.
Die Felsbildstation Shatial erstreckt sich entlang der zur Hängebrücke führenden Straße bis zum hoch
über dem Felsen aufragenden SAatAF Fort genannten Ruinenfelsen. Der Ort, in Indus-Kohistan der AortA
WAfem Fronher Frovmce, dem Yaghestan britischer Zeit, gelegen, bildet an der westlichen Grenze des
Distrikts Chilas-Diamar das Einfallstor zu der großen Felsbildprovinz am Oberen Indus, die um Chilas
und Thalpan ihre größte Konzentration an Felsgravuren besitzt. In der näheren Umgebung von Shatial
münden aus Seitentälern mehrere Nebenflüsse wie Harban, Shatial und Sazin am linken, Darei mit Gayal
sowie Tangir am rechten Ufer in den Indus, so daß Shatial im Schnittpunkt verschiedener Verkehrsrouten
liegt und dem Ort durch die Lage an einem heute wie in alter Zeit wichtigen, auf das Nordufer des Indus
führenden Brückenübergang besondere Bedeutung zukommt. Denn über das Tal von Tangir öffnet sich
ein direkter Zugang nach Swat oder Chitral, um dort Anschluß an mittelasiatische Routen zu erhalten.
Über das Tal von Darei erschließt sich ein anderer nach Gilgit führender Weg.
Die aus drei Abschnitten bestehende Felsbildstation Shatial 1-111 bildet in zerklüfteter Landschaft eine
eindrucksvolle Freiluftgalerie, die zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert in der Blütezeit des Buddhismus
entstanden ist. Unter den 700 bildlichen Darstellungen spielen prähistorische Tierzeichnungen eine so ge-
ringe Rolle, daß Shatial als Jägerrastplatz in der Frühzeit unbedeutend war. Demgegenüber verleihen die
1.100 überwiegend in verschiedenen iranischen und indischen Sprachen abgefaßten Inschriften, unter de-
nen mindestens 565 Gravuren in Sogdisch die größte Gruppe bilden, dem Fundort seine Einzigartigkeit
unter den Stationen am Oberen Indus. Das aus zwei pagodenartigen Stüpas und einer Szene aus dem Si-
bi-Jätaka bestehende 'Triptychon' ist inzwischen als bedeutendstes Denkmal buddhistischer Felsbildkunst
im Karakorum berühmt und als möglicher Widerhall verlorener Malerei im späten Gandhära-Stil be-
zeichnet wordenß Trotz der exponierten Lage von Shatial und ihrem Reichtum an Gravuren ist die Stati-
on der Forschung bis zum 25. Oktober 1979 verborgen geblieben. Es blieb Karl Jettmar Vorbehalten,
nach Eröffnung des Karakorum Highways SAatAF FFFge aufzusuchen und sofort die große Bedeutung der
Felsbildstation für die Kulturgeschichte Mittel- und Südasiens zu erkennen. Dankbar erinnert er sich des
früheren UommAFoner im Distrikt Diamar, Ismail Khan, der den entscheidenden Hinweis gege-
ben hatte. Mit diesem Jahr, in dem auch die Entdeckung anderer bedeutender Felsbilddenkmäler wie
Hunza-Haldeikish, Chilas-Thalpan, Thor Nord und Hodar gelang, setzt die von ihm und Ahmad Hasan

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FUSSMAN 1994: lff.
 
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