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Fussman, Gérard ; Hinüber, Oskar von ; Höllmann, Thomas O. ; Jettmar, Karl ; Bandini, Ditte ; Bemmann, Martin [Bearb.]
Die Felsbildstation Shatial — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 2: Mainz, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.36948#0076
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war. Bei wenigstens drei dieser Tiergruppen wurde offensichtlich ein männliches Tier mit seinem oder ei-
nem Weibchen dargestellt. Bei der Gruppe 119:A könnte ganz oben ein Jungtier dargestellt sein. Das
dritte Tier in Gruppe 117:A ähnelt eher einem Raubtier. Auffallend bei Gruppe 141 :A ist der Umstand,
daß die Markhore die Köpfe offenbar gesenkt halten und die Hörner außergewöhnlich lang sind.
Eine bemerkenswerte Zusammenstellung zeigt die Gruppe 170:A, da zu ihr außer einem Stüpa und einer
Inschrift auch ein Vogel gehört, der u.U. als /akyana des Sibi-Jätakas gemeint sein könnte.
Während diese und die anderen nicht näher spezifizierbaren Gruppen durchaus von Durchreisenden ein-
geritzt worden sein könnten und dies für die Stupa-Gruppen jedenfalls nicht auszuschließen ist, dürften
die Tiergruppen von Einheimischen stammen, da sie die Jäger waren, die hier auf die Jagd gingen. Für
diese These spricht auch, daß manche dieser Gruppen (z.B. 119:A; 209:B) sehr alt, d.h. in jedem Fall äl-
ter als jede Inschrift in Shatial zu sein scheinen. Das gleiche gilt auch für das Fußpaar, das ebenfalls sehr
stark patiniert ist und, obgleich sich auf dem Stein keine Inschriften finden, ziemlich sicher in vorchristli-
che Jahrhunderte (wenn nicht gar Jahrtausende) datiert werden kann.
Die übrigen Gruppen stammen entweder aus der Zeit der Inschriften (u.a. 36:A; 170:A), oder sie sind
zeitlich nicht näher einzuordnen (z.B. 177:A; 220:A).

29. Szene (Tafeln 38-42)
Vierzehn Gravuren-Ensembles lassen sich, da irgendeine Art von Handlung in ihnen stattfindet, als Sze-
nen ansprechen. Sie gliedern sich in vier Jagdszenen, zwei Kampfszenen (1:A; 1:B), eine sexuelle Szene
(17:B), drei Tierszenen (24:A; 188:A; 199:A) und zwei Verehrungsszenen (17:A; 31:A). Daneben gibt es
zwei Szenen (34:A; 199:B), von denen eine noch mehrfach in sich zu 'untergliedern' ist.
Die sexuelle Szene, Kampf- und Verehrungsszenen sind auf den westlichen, die Jagdszenen auf den östli-
chen Teil der Station beschränkt. Lediglich eine der Tierszenen (24:A) findet sich im westlichen Teil.
Für die Tier- und Jagdszenen gilt im wesentlichen das für die Tiergruppen Gesagte. Sie dürften vermut-
lich alle von Einheimischen stammen. In diesem Zusammenhang ist die vergleichsweise geringe Anzahl
von derartigen Szenen und Gruppen erwähnenswert, da sich aus ihr wohl Rückschlüsse auf die Bedeutung
des Ortes für die lokalen Jäger ziehen lassen. Während die Jagdszenen auf Stein 218 und 219 durchaus
vor der Zeit der Inschriften entstanden sein könnten, läßt sich über die beiden anderen (199:A; 223:A)
keine entsprechende Aussage machen. Dies gilt auch für die Tierszenen.
Bemerkenswert bei der Verehrungsszene 17:A ist, daß offensichtlich von anderer Hand zwei Phalloi hin-
zugefügt wurden und damit eine sexuelle Szene entstand. Ob der Urheber wirklich glaubte oder wußte,
daß die Figur eine Frau darstellte oder nicht, bleibt offen.
Besondere Beachtung verdient die Szene auf Stein 34. Sie gliedert sich in eine Verehrung des großen Stu-
pas durch drei Adoranten, in eine Verehrung des Buddhas unter dem Bodhi-Baum durch zwei Adoranten
und eine Jätaka-Szene. Sie ist von Fussman bereits ausführlich behandelt worden."'^ Unter Berücksich-
tigung der nebenstehenden Kharosthi-Inschriften datiert er sie in den Anfang bis Mitte des 4. Jh. n.
Chr.^

296 FussMAN 1994.
297 FUSSMAN 1994: 43.
 
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