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aus Mäymargh" (31:57 usw.) und Näfakhs "(Mann aus) Näfakhs" (34:103).^ Weniger sichere Beispiele
sind Farn-methan "(Mann aus) Farn-methan"(?) (31:46, 51), Shäwgharchinl "Mann aus Shäwgharch"(?)
(34:55), Tödhich "Mann aus Tödh"(?) (31:74, 75). Da viele dieser Namen sich auf Orte in der Umgebung
von Samarkand zu beziehen scheinen, erscheint es wahrscheinlich, daß sich dort das Zentrum der Aktivi-
täten der sogdischen Kaufleute befand.^ Die in Shatial gefundenen Tamgas scheinen, wie Jettmar ge-
zeigt hat, diese Schlußfolgerung zu bestätigen ^
Namen, die auf fremde Völker und Städte verweisen, sind etwa Akuchik "Kuchäer" (17:15), Chlnänch
"Chinesin" (39:66), Induk "Inder" (31:97; 33:12), Khün "Hunne" (25:1 usw.), Kushän und Kushänakä-
n(ak) "Kushän" (17:18; 31:119; 34:86; 43:1), Pärsak "Perser" (145:7) und Süryakk "Syrer" (54:28;
105:6).^ Da alle diese Namen in Shatial oder anderswo mit rein sogdischen Patronymika bezeugt sind,
besteht kein Grund zu der Annahme, deren Träger stammten aus den Ländern, nach denen sie benannt
waren; wohl aber könnte man schließen, daß zumindest einige von ihnen familiäre oder geschäftliche Be-
ziehungen zu Orten im Nordosten (Kucha und China) oder im Westen (Persien und Syrien) hatten.
Selbst wenn der Mann namens Pärsak kein wirklicher Perser gewesen sein sollte, ist die Anwesenheit von
Persern in Shatial nicht nur durch die zwei mittelpersischen, sondern auch durch die parthischen Inschrif-
ten (siehe oben, S. 65) bezeugt. Da es nicht den Anschein hat, als ob mittelpersische Namen wie Kartlr,
Päpakk, Säsän oder Shäpür bei den Sogdiern je in Mode gewesen wären - keiner von ihnen ist in irgend-
einem anderen sogdischen Text bezeugt -, darf man wohl mit einiger Berechtigung vermuten, daß die in
den sogdischen Inschriften so genannten Personen tatsächlich Perser waren oder vielleicht auch Bewohner
Baktriens, wo solche Namen häufig (in unveröffentlichen Dokumenten) bezeugt sind. Shäpür (20:2) war
höchstwahrscheinlich ein Perser, da auch sein Vater einen persischen Namen (Mlren) trägt, aber "Pä-
pakk, der Sohn des Kushän" (17:18) könnte ohne weiteres ein Baktrier gewesen sein.
Die relative Seltenheit mittelpersischer, parthischer und baktrischer Inschriften einer- und chinesischer
Inschriften andererseits legt die Vermutung nahe, daß die sogdischen Kaufleute praktisch ein Monopol
auf den Handel sowohl zwischen Indien und dem Westen als auch zwischen China und Indien besessen
haben könnten. Wenn Perser und andere Ausländer gelegentlich die Möglichkeit hatten, sich den sogdi-
schen Karawanen anzuschließen, erscheint es nur natürlich, daß sie ihren Namen bisweilen eher in Sog-
disch festhielten als in Sprachen und Schriften, die ihren Geschäftspartnern unverständlich gewesen wä-
ren. Dieselben Gründe könnten sie selbstverständlich auch dazu veranlaßt haben, sich in Brähmi zu ver-
ewigen, der bei ihren indischen Handelspartnern am weitesten verbreiteten Schrift. Dafür, daß dies tat-
sächlich der Fall war, sprechen die in den Brähmi-Inschriften von Shatial vorkommenden typisch westira-
nischen Namen wie Kirdira-peroysa (23:2; 30:2), Rostama oder Rostamaka (54:12) und Säburaka (wenn
34:25 so gelesen werden kann).^"
Die Sogdier hatten weniger Grund, ihre Namen in Brähmi zu hinterlassen, und wie es scheint, taten sie

48 In anderen Stationen entlang des Indus sind auch Ashtekhänch "Mann aus Ashtekhän" (Oshibat, vgl. SlMS-WlLLtAMS 1994:
24) und Kashekanthch "Mann aus Kish" (Thor I, vgl. SlMS-WlLLIAMS 1989-92: Bd. 2, 54; anders HARMATTA 1994: 439)
bezeugt.
49 Siehe Glossar in SlMS-WlLLIAMS 1989-92: Bd. 2, ^.vv. TtyxNc, Fwyrcyny, fivüyc usw. HARMATTA zufolge (1994: 439)
verweisen manche der sogdischen Namen auf Orte in der Region von Buchara, aber leider stützen sich seine Identifizierun-
gen auf überholte und unannehmbare Lesungen.
50 Siehe KÖNIG oben S. 49ff., § 24 (mit Verweisen auf Jettmars Arbeiten). Besonders bemerkenswert ist Tamga 34:166, wel-
ches in die sogdische Inschrift 34:66 einbezogen ist.
51 Dhakh (34:108 usw.) und dessen Ableitungen könnten gleichfalls hierher gehören, wenn die Grundbedeutung tatsächlich
"Daher" ist (so SCHMITT 1993: 60; HUYSE 1996: 326; anders SlMS-WlLLIAMS 1989: 135; ders. 1989-92: Bd. 2, 51).
52 Auch wenn die Schreibung yy für [z] charakteristisch für das Khotanesische ist, ist Peröz kein sakischer, sondern ein persi-
scher Name. - Für eine allgemeine Diskussion der iranischen Namen in den Brähmi-Inschriften siehe von HINÜBER 1986.
 
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