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nen gerechnet werden können, und manchen möglicherweise nachbuddhistischen einheimischen Zeich-
nungen, stammen fast alle übrigen Petroglyphen aus der Zeit zwischen dem 3. und spätestens dem 8. Jh.
n. Chr. Die meisten dürften zwischen dem 4. und dem 6. Jh. n. Chr. entstanden sein.
Die einzigartige Konzentration sogdischer Inschriften (mehr als 550) in diesem vergleichsweise eng um-
grenzten Areal hat mehrere Forscher veranlaßt, eine historische Interpretation dieser Felsbildstation zu
versuchen. Vor allem K. Jettmar setzte sich intensiv mit diesem Problem auseinander.^ Er hält den Fels-
bildkomplex für eine Art "Brückenheiligtum",^ das zu einem Karawanenpfad gehörte, "der von Nordwe-
sten kommend (also durch Tangir oder Darei) den Indusquerlauf erreichte und somit Gilgit vermied."^
Das Ende dieser aus dem Norden kommenden Route^ habe in Kaschmir gelegen.'^ Shatial sei eine Art
Warenumschlagplatz oder Handelsposten gewesen, an dem sich von Norden und Süden kommende Händ-
ler trafen, um ihre Güter zu tauschen.^ Von Norden seien Sogdier gekommen, die an dieser Stelle
(oder in der Nähe), vielleicht sogar auf einer Brücke,^ den Fluß überquert hätten. Als das Zentrum des
Brückenheiligtums betrachtet Jettmar Stein 34, bei dessen Gravuren er einen ostasiatischen Einfluß (Wei-
Stil) feststelitü
Aus der räumlich begrenzten Konzentration der sogdischen Inschriften schließt er, daß diese Händler in
ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt waren. Dafür spricht für ihn auch der Umstand, daß flußauf-
wärts in anderen Stationen vergleichsweise wenig sogdische Inschriften zu finden sind. Eine solche Be-
schränkung würde aber voraussetzen, daß dieser Platz überwacht wurde, so daß Jettmar in den Ruinen
auf dem Felsen Überreste eines Forts sieht, das die Funktion eines Brückenkopfes gehabt haben könn-
te.^ Dagegen spricht er sich gegen eine Deutung der Überreste als Kloster oder Stüpa aus.^ Daß we-
nigstens für einige Sogdier Shatial das Ziel ihrer Reise darstellte, sieht er im Inhalt der sogdischen In-
schrift 36:38 möglicherweise bestätigt, die besagt, daß Nanai-vandak am zehnten Tag oder Jahr "hierher"
gekommen ist und hofft, sehr schnell nach Taskurgan zu gelangen. Er hält es weiterhin für wahrschein-
lich, daß zwischen der Felsbildstation Shatial und einem vielleicht im Darel-Tal vermuteten buddhisti-
schen Heiligtum ein Zusammenhang bestand.^
Um die große Menge an sogdischen Inschriften in diesem Felsbildkomplex zu erklären, unternahm M.
Modeü an Jettmar anknüpfend, den Versuch, Argumente für Handelsrouten zu sammeln, die Shatial
mit einbeziehen könnten. Er ist der Ansicht, daß die Inschriften nicht nur die enge Verbindung der nach
Shatial gereisten Sogdier zu ihrem Stammland Sogdiana belegen, sondern auch, daß die Autoren der In-
schriften, den zahlreichen theophoren Namen nach zu schließen, keine Buddhisten waren. ^ Der Bud-
dhismus würde allerdings "im Falle einer Provenienz der Sogdier aus Ostturkestan, etwa der buddhisti-
5 Siehe auch oben Beitrag JETTMAR.
6 JETTMAR 1980: 193f.; ders. 1981: 173.
7 JETTMAR 1980: 194; so auch ders., ausführlicher 1980b: 126.
8 Laut MA YONG (1989: 141) die alte "'Ji-bin' route".
9 JETTMAR 1987a: 669f.
10 JETTMAR 1982: 17; und vor allem ders. 1991.
11 Hierzu JETTMAR oben S. 88.
12 JETTMAR 1980: 198.
13 So auch MA YONG 1989: 140f.
14 JETTMAR 1991: 252.
15 Oben S. 90f.
16 MODE, M. 1991.
17 MODE, M. 1991: 46.
nen gerechnet werden können, und manchen möglicherweise nachbuddhistischen einheimischen Zeich-
nungen, stammen fast alle übrigen Petroglyphen aus der Zeit zwischen dem 3. und spätestens dem 8. Jh.
n. Chr. Die meisten dürften zwischen dem 4. und dem 6. Jh. n. Chr. entstanden sein.
Die einzigartige Konzentration sogdischer Inschriften (mehr als 550) in diesem vergleichsweise eng um-
grenzten Areal hat mehrere Forscher veranlaßt, eine historische Interpretation dieser Felsbildstation zu
versuchen. Vor allem K. Jettmar setzte sich intensiv mit diesem Problem auseinander.^ Er hält den Fels-
bildkomplex für eine Art "Brückenheiligtum",^ das zu einem Karawanenpfad gehörte, "der von Nordwe-
sten kommend (also durch Tangir oder Darei) den Indusquerlauf erreichte und somit Gilgit vermied."^
Das Ende dieser aus dem Norden kommenden Route^ habe in Kaschmir gelegen.'^ Shatial sei eine Art
Warenumschlagplatz oder Handelsposten gewesen, an dem sich von Norden und Süden kommende Händ-
ler trafen, um ihre Güter zu tauschen.^ Von Norden seien Sogdier gekommen, die an dieser Stelle
(oder in der Nähe), vielleicht sogar auf einer Brücke,^ den Fluß überquert hätten. Als das Zentrum des
Brückenheiligtums betrachtet Jettmar Stein 34, bei dessen Gravuren er einen ostasiatischen Einfluß (Wei-
Stil) feststelitü
Aus der räumlich begrenzten Konzentration der sogdischen Inschriften schließt er, daß diese Händler in
ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt waren. Dafür spricht für ihn auch der Umstand, daß flußauf-
wärts in anderen Stationen vergleichsweise wenig sogdische Inschriften zu finden sind. Eine solche Be-
schränkung würde aber voraussetzen, daß dieser Platz überwacht wurde, so daß Jettmar in den Ruinen
auf dem Felsen Überreste eines Forts sieht, das die Funktion eines Brückenkopfes gehabt haben könn-
te.^ Dagegen spricht er sich gegen eine Deutung der Überreste als Kloster oder Stüpa aus.^ Daß we-
nigstens für einige Sogdier Shatial das Ziel ihrer Reise darstellte, sieht er im Inhalt der sogdischen In-
schrift 36:38 möglicherweise bestätigt, die besagt, daß Nanai-vandak am zehnten Tag oder Jahr "hierher"
gekommen ist und hofft, sehr schnell nach Taskurgan zu gelangen. Er hält es weiterhin für wahrschein-
lich, daß zwischen der Felsbildstation Shatial und einem vielleicht im Darel-Tal vermuteten buddhisti-
schen Heiligtum ein Zusammenhang bestand.^
Um die große Menge an sogdischen Inschriften in diesem Felsbildkomplex zu erklären, unternahm M.
Modeü an Jettmar anknüpfend, den Versuch, Argumente für Handelsrouten zu sammeln, die Shatial
mit einbeziehen könnten. Er ist der Ansicht, daß die Inschriften nicht nur die enge Verbindung der nach
Shatial gereisten Sogdier zu ihrem Stammland Sogdiana belegen, sondern auch, daß die Autoren der In-
schriften, den zahlreichen theophoren Namen nach zu schließen, keine Buddhisten waren. ^ Der Bud-
dhismus würde allerdings "im Falle einer Provenienz der Sogdier aus Ostturkestan, etwa der buddhisti-
5 Siehe auch oben Beitrag JETTMAR.
6 JETTMAR 1980: 193f.; ders. 1981: 173.
7 JETTMAR 1980: 194; so auch ders., ausführlicher 1980b: 126.
8 Laut MA YONG (1989: 141) die alte "'Ji-bin' route".
9 JETTMAR 1987a: 669f.
10 JETTMAR 1982: 17; und vor allem ders. 1991.
11 Hierzu JETTMAR oben S. 88.
12 JETTMAR 1980: 198.
13 So auch MA YONG 1989: 140f.
14 JETTMAR 1991: 252.
15 Oben S. 90f.
16 MODE, M. 1991.
17 MODE, M. 1991: 46.