Stellenkommentar AC 1, KSA 6, S. 169 31
de l'occasion de M. de Denonville, pour vous souhaiter sante, paix, joie et
fidelite ä Dieu, avec largeur de coeur dans toutes les epines de votre etat."
(Fenelon 1862, 296. „Ich benutze mit großer Freude, mein guter Herzog, die
Gelegenheit von Herrn de Denonville, Ihnen Gesundheit, Frieden, Freude und
Gottestreue mit Herzensgröße unter allen Dornen Ihres Standes zu wün-
schen.") Insbesondere im religiösen Schrifttum erfreut sich die Herzensgröße
einiger Beliebtheit.
169, 15 f. ist Scirocco für uns. Lieber im Eise leben als unter modernen Tugenden
und andren Südwinden!] Vgl. NK 169, 2 f. „Scirocco ([...]), im Mittelmeer allge-
mein der Südostwind, dann speziell ein vorzugsweise in Italien wehender hei-
ßer Wind, von welchem früher angenommen wurde, daß er seinen Ursprung
in der Sahara habe und über das Atlasgebirge und das Mittelmeer gehe, wo er
seine außerordentliche Trockenheit verliert, aber seine Hitze beibehält. [...]
Durch Dove und Hann ist nachgewiesen, daß diese Ansicht unhaltbar ist. Letz-
terer hat gezeigt, daß die heißen Winde im nördlichen Italien auf der Südseite
der Alpen [...] entstehen" (Meyer 1885-1892, 14, 785). In WA 1, KSA 6, 13, 18 f.
gilt der „Wagnerische Orchesterklang" als „Scirocco".
169, 20-23 Wir dürsteten nach Blitz und Thaten, wir blieben am fernsten vom
Glück der Schwächlinge, von der „Ergebung"... Ein Gewitter war in unsrer Luft,
die Natur, die wir sind, verfinsterte sich] Die Spannung, in welche die Hyperbo-
reer hineingeraten sind, weil sie in ihrer Isolation einen Ausweg fanden, muss
sich entladen. Das Imperfekt macht dieses Unwetter zu einem schon vergange-
nen Ereignis, während die Leser es noch vor sich haben, vgl. Heinrich Köselitz'
Urteil über AC in seinem Brief an Overbeck vom 13. April 1889: „Die Luft in
diesem Buch [...] ist so schwül! Man erwartet jeden Augenblick einen Donner-
schlag." (Overbeck / Köselitz 1998, 251) Die „Umwerthung" gilt in EH WA
4, KSA 6, 363, 34-364, 1 als „zerschmetternde[r] Blitzschlag", während N. in
WA 1, KSA 6, 14, 23 f. (im Blick auf Bizets Carmeri) von Musik insgesamt sagt,
sie mache den Geist frei, und er dieselbe Metaphorik verwendet: „Der graue
Himmel der Abstraktion wie von Blitzen durchzuckt; das Licht stark genug für
alles Filigran der Dinge". Auch in WA 1 bildet der Scirocco (nämlich der Musik
Wagners) das meteorologisch-metaphorische Gegenstück zum Gewitter (KSA 6,
13, 18 f.). Schließlich erscheint in EH Warum ich ein Schicksal bin 8, KSA 6,
373, 19 die Wahrheit selbst als Blitz.
169, 22 „Ergebung"] Der in pietistischem Vokabular sehr geläufige Ausdruck
verweist auf die biblischen Wortfelder von unopovriund paKpoOvpia, denen
freilich das passivische Moment von N.s ironischer Eindeutschung fehlt. Der
Passus macht sich die Ambiguität des Ausdrucks „Ergebung" zunutze, der
einerseits deditio, andererseits patientia meint, und in seiner verbalen Form
de l'occasion de M. de Denonville, pour vous souhaiter sante, paix, joie et
fidelite ä Dieu, avec largeur de coeur dans toutes les epines de votre etat."
(Fenelon 1862, 296. „Ich benutze mit großer Freude, mein guter Herzog, die
Gelegenheit von Herrn de Denonville, Ihnen Gesundheit, Frieden, Freude und
Gottestreue mit Herzensgröße unter allen Dornen Ihres Standes zu wün-
schen.") Insbesondere im religiösen Schrifttum erfreut sich die Herzensgröße
einiger Beliebtheit.
169, 15 f. ist Scirocco für uns. Lieber im Eise leben als unter modernen Tugenden
und andren Südwinden!] Vgl. NK 169, 2 f. „Scirocco ([...]), im Mittelmeer allge-
mein der Südostwind, dann speziell ein vorzugsweise in Italien wehender hei-
ßer Wind, von welchem früher angenommen wurde, daß er seinen Ursprung
in der Sahara habe und über das Atlasgebirge und das Mittelmeer gehe, wo er
seine außerordentliche Trockenheit verliert, aber seine Hitze beibehält. [...]
Durch Dove und Hann ist nachgewiesen, daß diese Ansicht unhaltbar ist. Letz-
terer hat gezeigt, daß die heißen Winde im nördlichen Italien auf der Südseite
der Alpen [...] entstehen" (Meyer 1885-1892, 14, 785). In WA 1, KSA 6, 13, 18 f.
gilt der „Wagnerische Orchesterklang" als „Scirocco".
169, 20-23 Wir dürsteten nach Blitz und Thaten, wir blieben am fernsten vom
Glück der Schwächlinge, von der „Ergebung"... Ein Gewitter war in unsrer Luft,
die Natur, die wir sind, verfinsterte sich] Die Spannung, in welche die Hyperbo-
reer hineingeraten sind, weil sie in ihrer Isolation einen Ausweg fanden, muss
sich entladen. Das Imperfekt macht dieses Unwetter zu einem schon vergange-
nen Ereignis, während die Leser es noch vor sich haben, vgl. Heinrich Köselitz'
Urteil über AC in seinem Brief an Overbeck vom 13. April 1889: „Die Luft in
diesem Buch [...] ist so schwül! Man erwartet jeden Augenblick einen Donner-
schlag." (Overbeck / Köselitz 1998, 251) Die „Umwerthung" gilt in EH WA
4, KSA 6, 363, 34-364, 1 als „zerschmetternde[r] Blitzschlag", während N. in
WA 1, KSA 6, 14, 23 f. (im Blick auf Bizets Carmeri) von Musik insgesamt sagt,
sie mache den Geist frei, und er dieselbe Metaphorik verwendet: „Der graue
Himmel der Abstraktion wie von Blitzen durchzuckt; das Licht stark genug für
alles Filigran der Dinge". Auch in WA 1 bildet der Scirocco (nämlich der Musik
Wagners) das meteorologisch-metaphorische Gegenstück zum Gewitter (KSA 6,
13, 18 f.). Schließlich erscheint in EH Warum ich ein Schicksal bin 8, KSA 6,
373, 19 die Wahrheit selbst als Blitz.
169, 22 „Ergebung"] Der in pietistischem Vokabular sehr geläufige Ausdruck
verweist auf die biblischen Wortfelder von unopovriund paKpoOvpia, denen
freilich das passivische Moment von N.s ironischer Eindeutschung fehlt. Der
Passus macht sich die Ambiguität des Ausdrucks „Ergebung" zunutze, der
einerseits deditio, andererseits patientia meint, und in seiner verbalen Form