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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0372
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Überblickskommentar 349

Dienste vitaler Selbstkonstitution. Er führt den Begriff der „bordure", der Ran-
dung zwischen Werk und Leben ein, um damit die Eigenart von N.s Zeichen
zu fassen. „La structure d'exergue en bordure, ou de bordure en exergue, ne
peut manquer de se reimprimer partout oü il est question de vie, de ,ma vie'."
(Derrida 2005, 58. „Die Struktur der Inschrift in der Randung oder der Randung
der Inschrift prägt sich überall ein, wo es um das Leben geht, um ,mein
Leben'.") Derridas Ansatz nimmt Sarah Kofman auf, die EH mit Explosion I und
II (1992/93) einen eigentlichen, wenn auch von sachlichen Fehlern entstellten
Kommentar widmet. Kofman versteht EH nicht als Autobiographie, sondern
mit Derrida als Maskenspiel inmitten von Spiegeln und konkurrierenden
Selbstbeschreibungen, als textförmige Explosion überbordender Lebenskräfte.
Entsprechend stehe nicht Identitätsentfaltung im Vordergrund von EH, son-
dern die Selbstdarstellung als dionysisches Ausnahmewesen jenseits aller Ver-
gleichbarkeit. Übermaß und ein schier unerschöpflicher Kraftüberschuss wer-
den nach Kofman zur Signatur von N.s explosiver Existenz, die schließlich am
Ende von EH in den Wettkampf von Dionysos und Christus münde. Allein in
extremster Steigerung sehe der späte N. eine angemessene Daseinsoption.
 
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