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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0391
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368 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

266, 29-31 für einen typisch Gesunden kann umgekehrt Kranksein sogar ein
energisches Stimulans zum Leben, zum Mehr-leben sein] Ähnlich äußert sich
N. in WA 5, KSA 6, 22, 19 f. Ansonsten gilt beim späten N. unter Rückgriff auf
Fere 1887 die Kunst als Lebensstimulans, vgl. NK KSA 6, 127, 21 f.
267, 3 f. ich machte aus meinem Willen zur Gesundheit, zum Leben, meine
Philosophie...] Stellen wie diese machen deutlich, dass es in EH nicht so sehr
um Autobiographie, sondern um eine exemplarische Autogenealogie (Müller
2005, 141, vgl. Müller 2009) von N.s Denken geht, das auf seine sehr leibliche
Bedingtheit zurückgeführt wird (vgl. zum Gesundheitsbegriff beim späten N.
auch Hermens 2005; zur Leiblichkeit in EH allgemein sowie zur Leiblichkeit
des Textes Gasche 1990). Die Selbstverständigung mittels Vergegenwärtigung
der eigenen Eltern und Voreltern in EH Warum ich so weise bin führt zurück
zum Ursprungssinn des von N. (im Gefolge der Philologie seiner Zeit) universa-
lisierten Wortes „Genealogie".
267, 4-8 Denn man gebe Acht darauf: die Jahre meiner niedrigsten Vitalität
waren es, wo ich aufhörte, Pessimist zu sein: der Instinkt der Selbst-Wieder-
herstellung verbot mir eine Philosophie der Armuth und Entmuthigung...] Ende
der 1870er Jahre verabschiedete sich N. endgültig vom Pessimismus Schopen-
hauers. Deutlich wird das etwa in seinem Brief an Cosima Wagner vom 16. 12.
1876: „werden Sie sich wundern, wenn ich Ihnen eine allmählich entstandene,
mir fast plötzlich in's Bewußtsein getretene Differenz mit Schopenhauer's
Lehre eingestehe? Ich stehe fast in allen allgemeinen Sätzen nicht auf seiner
Seite; schon als ich über Sch. schrieb, merkte ich, daß ich über alles Dogmati-
sche daran hinweg sei; mir lag alles am Menschen." (KSB 5, Nr. 581, S. 210,
Z. 40-46) Zu seiner damaligen gesundheitlichen Verfassung siehe EH Warum
ich so weise bin 1, KSA 6, 264 f.
267, 15 was ihn nicht umbringt, macht ihn stärker] Vgl. NK KSA 6, 60, 8f.
267, 20 f. Er reagirt auf alle Art Reize langsam] Vgl. NK 292, 27-31. In GD Was
den Deutschen abgeht 6, KSA 6, 108, 29-31 wird die Reaktionsverzögerung als
kulturpädagogisches Rezept empfohlen.
267, 24 „Schuld"] N.s Umwertungsprojekt besteht wesentlich darin, den tradi-
tionellen moralisch-religiösen Schuldbegriff zu eliminieren, vgl. z. B. NK
KSA 6, 96, 6-9.
267, 24 f. er wird fertig, mit sich, mit Anderen, er weiss zu vergessen] Das
Thema des Vergessens als aktiver Kraft tritt in N.s Spätwerk insbesondere in
GM II 1, KSA 5, 291 f. stark hervor, und zwar dort wie hier unter dem Eindruck
der Lektüre von Höffding 1887, der nicht nur die „Gesetze des Vergessens im
Gegensatz zu denen des Erinnerns" (Höffding 1887, 202) zu erforschen ver-
 
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