Stellenkommentar EH klug, KSA 6, S. 281-283 407
282, 7 f. Der animalische vigor ist nie gross genug bei ihm geworden] Das Wort
„vigor" erscheint bei N. neben 282, 7 nur noch in GM III 8, KSA 5, 355, 30
(„vigor des animalen Lebens") sowie in NL 1887, KSA 12, 9[102], 394, 7 f. (KGW
IX 6, W II 1, 62, 12, „Die Kunst erinnert uns an Zustände des animalischen
vigor"). Im Sinne von „Lebenskraft, Vollkraft, Rüstigkeit" ist vigor in zeitgenös-
sischen Lexika geläufig (Meyer 1885-1892, 16, 202); N. konnte dem französi-
schen Pendant „vigueur" etwa bei Fere 1887, 130 u. 158 begegnen. Das amerika-
nische „vast-fowing vigor" wird in der von N. benutzten Ausgabe von Ralph
Waldo Emersons Essays als „vollströmende Lebenskraft" übersetzt (Emerson
1858, 325).
282, 12-14 das deutsche Klima allein ist ausreichend, um starke und selbst
heroisch angelegte Eingeweide zu entmuthigen] In NL 1884, KSA 11, 25[162], 56
klingt derselbe Gedanke noch hoffnungsfroher: „Die Deutschen sind vielleicht
nur in ein falsches Klima gerathen!"
282, 14-16 Das tempo des Stoffwechsels steht in einem genauen Verhältniss zur
Beweglichkeit oder Lahmheit der Füsse des Geistes] Vgl. NK KSA 6, 13, 24 f. u.
NK KSA 6, 90, 8-11.
282, 16 f. der „Geist" selbst ist ja nur eine Art dieses Stoffwechsels] „Geist" als
Form von Stoffwechsel zu begreifen, liegt in der Konsequenz der von N. z. B.
in AC 14 vorangetriebenen Physiologisierung des Intellekts, vgl. NK KSA 6, 181,
1-6. Geist als Umsetzungsvermögen ist auch das, was N. mit dem Gebot des
wiederkäuenden Lesens in GM Vorrede 8, KSA 5, 256, 7 empfiehlt.
282, 34-283, 2 den Wechsel in den Graden der Luftfeuchtigkeit physiologisch
bei mir nachrechne] Vgl. z. B. Bock 1870, 411: „Für den menschlichen Organis-
mus wie für die gesammte Thier- und Pflanzenwelt ist der Feuchtigkeits- oder
Trockenheitsgrad der Luft von der größten Bedeutung."
283, 17-21 Aus den Folgen dieses „Idealismus" erkläre ich mir alle Fehlgriffe,
alle grossen Instinkt-Abirrungen und „Bescheidenheiten" abseits der A ufgabe
meines Lebens, zum Beispiel, dass ich Philologe wurde — warum zum Mindesten
nicht Arzt oder sonst irgend etwas Augen-Aufschliessendes?] N. benutzt die
Vokabel „Philologie" in seinem Spätwerk strategisch: In AC 47, KSA 6, 226, 1-
12 stellt er die Philologie ebenso wie die Medizin als Gegnerin „alles Aberglau-
bens" hin, die jeden idealistischen Schwindel — namentlich das paulinische
Christentum — entlarvt. In der autogenealogischen Perspektivierung, die —
dem Titel Ecce homo getreu — zeigen will, wie das sprechende Ich trotz aller
Widrigkeiten, Um- und Abwege das wurde, was es ist, erscheint die Philologie
hingegen als ein solcher Um- und Abweg. Von ihrer antiidealistischen Potenz
ist keine Rede mehr; Medizin und Philologie gelten als Antagonistinnen. Schon
282, 7 f. Der animalische vigor ist nie gross genug bei ihm geworden] Das Wort
„vigor" erscheint bei N. neben 282, 7 nur noch in GM III 8, KSA 5, 355, 30
(„vigor des animalen Lebens") sowie in NL 1887, KSA 12, 9[102], 394, 7 f. (KGW
IX 6, W II 1, 62, 12, „Die Kunst erinnert uns an Zustände des animalischen
vigor"). Im Sinne von „Lebenskraft, Vollkraft, Rüstigkeit" ist vigor in zeitgenös-
sischen Lexika geläufig (Meyer 1885-1892, 16, 202); N. konnte dem französi-
schen Pendant „vigueur" etwa bei Fere 1887, 130 u. 158 begegnen. Das amerika-
nische „vast-fowing vigor" wird in der von N. benutzten Ausgabe von Ralph
Waldo Emersons Essays als „vollströmende Lebenskraft" übersetzt (Emerson
1858, 325).
282, 12-14 das deutsche Klima allein ist ausreichend, um starke und selbst
heroisch angelegte Eingeweide zu entmuthigen] In NL 1884, KSA 11, 25[162], 56
klingt derselbe Gedanke noch hoffnungsfroher: „Die Deutschen sind vielleicht
nur in ein falsches Klima gerathen!"
282, 14-16 Das tempo des Stoffwechsels steht in einem genauen Verhältniss zur
Beweglichkeit oder Lahmheit der Füsse des Geistes] Vgl. NK KSA 6, 13, 24 f. u.
NK KSA 6, 90, 8-11.
282, 16 f. der „Geist" selbst ist ja nur eine Art dieses Stoffwechsels] „Geist" als
Form von Stoffwechsel zu begreifen, liegt in der Konsequenz der von N. z. B.
in AC 14 vorangetriebenen Physiologisierung des Intellekts, vgl. NK KSA 6, 181,
1-6. Geist als Umsetzungsvermögen ist auch das, was N. mit dem Gebot des
wiederkäuenden Lesens in GM Vorrede 8, KSA 5, 256, 7 empfiehlt.
282, 34-283, 2 den Wechsel in den Graden der Luftfeuchtigkeit physiologisch
bei mir nachrechne] Vgl. z. B. Bock 1870, 411: „Für den menschlichen Organis-
mus wie für die gesammte Thier- und Pflanzenwelt ist der Feuchtigkeits- oder
Trockenheitsgrad der Luft von der größten Bedeutung."
283, 17-21 Aus den Folgen dieses „Idealismus" erkläre ich mir alle Fehlgriffe,
alle grossen Instinkt-Abirrungen und „Bescheidenheiten" abseits der A ufgabe
meines Lebens, zum Beispiel, dass ich Philologe wurde — warum zum Mindesten
nicht Arzt oder sonst irgend etwas Augen-Aufschliessendes?] N. benutzt die
Vokabel „Philologie" in seinem Spätwerk strategisch: In AC 47, KSA 6, 226, 1-
12 stellt er die Philologie ebenso wie die Medizin als Gegnerin „alles Aberglau-
bens" hin, die jeden idealistischen Schwindel — namentlich das paulinische
Christentum — entlarvt. In der autogenealogischen Perspektivierung, die —
dem Titel Ecce homo getreu — zeigen will, wie das sprechende Ich trotz aller
Widrigkeiten, Um- und Abwege das wurde, was es ist, erscheint die Philologie
hingegen als ein solcher Um- und Abweg. Von ihrer antiidealistischen Potenz
ist keine Rede mehr; Medizin und Philologie gelten als Antagonistinnen. Schon