446 Ecce homo. Wie man wird, was man ist
sowie an manchen Stellen im Nachlass von 1881 an. In der Sache ist „amor
fati" etwa auch präsent in DD Ruhm und Ewigkeit, KSA 6, 401, llf.
Vaihinger 1930, 98-102 kann für diese „Formel" keine klassische oder
humanistische Quelle ausfindig machen, betont aber deren Nähe zur Stoa. Bei
Properz: Elegiae I, 19, 12 heißt es: „traicit et fati litora magnus amor" („grosse
Liebe überwindet auch die Gestade des Schicksals"). N. macht das Schicksal,
das ungeschönte So-Sein der Dinge selbst zum Objekt der Liebe: Die „Formel"
drückt jene Bejahung aus, mit der N. seine Zarathustra-Figur charakterisiert,
ohne dass die „Formel" selbst in Za doch aufzutauchen bräuchte: „ich koche
mir noch jeden Zufall in meinem Topfe. Und erst, wenn er da gar gekocht ist,
heisse ich ihn willkommen, als meine Speise." (Za III Von der verkleinernden
Tugend 3, KSA 4, 215, 28-30) Der im „amor fati" liegende Fatalismus hat sich
vom Glauben an natürlich bestehende Werte emanzipiert und will
(werte)schöpferisch sein: „Zarathustra 2. Höchster Fatalismus doch identisch
mit dem Zufalle und dem Schöpferischen. (Keine Werthordnung in den
Dingen! sondern erst zu schaffen.)" (NL 1884, KSA 11, 27[71], 292, 18-20) Ent-
sprechend zuversichtlich klingt die Erläuterung des „amor fati" in EH Warum
ich so klug bin 10, KSA 6, 297, 25-29: „dass man Nichts anders haben will,
vorwärts nicht, rückwärts nicht, in alle Ewigkeit nicht. Das Nothwendige nicht
bloss ertragen, noch weniger verhehlen — aller Idealismus ist Verlogenheit vor
dem Nothwendigen —, sondern es lieben..." Die terminologische Nähe des
„amor fati" zu Spinozas „amor intellectualis dei" (Baruch de Spinoza: Ethica
ordine geometrico demonstrata V, prop. 32, corollarium) ist nicht zu leugnen,
so vehement N. Spinozas Begriff auch zurückweist, vgl. NK KSA 6, 126, 20 f.
Warum ich so gute Bücher schreibe.
1
In der Oktober-Fassung war dieser Abschnitt als 15. Abschnitt nummeriert, vgl.
auch die Vorarbeiten in NL 1888, KSA 13, 19[1], 539-542 u. 19[7], 543-545. Im
Druckmanuskript gibt es auf der Rückseite von Blatt 17 folgende, von N. durch-
gestrichene Bearbeitung: „15; 1 / "Das Eine bin ich, das Andere sind meine
Schriften.' Ich berühre Hier werde, bevor ich von meinen rden einzelnen1
Schriften ihnen rede, so nachlässig, als es sich irgendwie schickt, die Frage
nach dem Verstanden- oder Nicht-verstanden-werden "dieser Schriften berüh-
ren' Hsie. Sie ist durchaus noch nicht an der Zeit r. Später wird man Institutio-
nen nöthig haben, wo man in meinem Geiste lebt und lehrt; früher schon
Professuren zur Interpretation meines Zarathustra. Aber™ es wäre ein vollkom-
sowie an manchen Stellen im Nachlass von 1881 an. In der Sache ist „amor
fati" etwa auch präsent in DD Ruhm und Ewigkeit, KSA 6, 401, llf.
Vaihinger 1930, 98-102 kann für diese „Formel" keine klassische oder
humanistische Quelle ausfindig machen, betont aber deren Nähe zur Stoa. Bei
Properz: Elegiae I, 19, 12 heißt es: „traicit et fati litora magnus amor" („grosse
Liebe überwindet auch die Gestade des Schicksals"). N. macht das Schicksal,
das ungeschönte So-Sein der Dinge selbst zum Objekt der Liebe: Die „Formel"
drückt jene Bejahung aus, mit der N. seine Zarathustra-Figur charakterisiert,
ohne dass die „Formel" selbst in Za doch aufzutauchen bräuchte: „ich koche
mir noch jeden Zufall in meinem Topfe. Und erst, wenn er da gar gekocht ist,
heisse ich ihn willkommen, als meine Speise." (Za III Von der verkleinernden
Tugend 3, KSA 4, 215, 28-30) Der im „amor fati" liegende Fatalismus hat sich
vom Glauben an natürlich bestehende Werte emanzipiert und will
(werte)schöpferisch sein: „Zarathustra 2. Höchster Fatalismus doch identisch
mit dem Zufalle und dem Schöpferischen. (Keine Werthordnung in den
Dingen! sondern erst zu schaffen.)" (NL 1884, KSA 11, 27[71], 292, 18-20) Ent-
sprechend zuversichtlich klingt die Erläuterung des „amor fati" in EH Warum
ich so klug bin 10, KSA 6, 297, 25-29: „dass man Nichts anders haben will,
vorwärts nicht, rückwärts nicht, in alle Ewigkeit nicht. Das Nothwendige nicht
bloss ertragen, noch weniger verhehlen — aller Idealismus ist Verlogenheit vor
dem Nothwendigen —, sondern es lieben..." Die terminologische Nähe des
„amor fati" zu Spinozas „amor intellectualis dei" (Baruch de Spinoza: Ethica
ordine geometrico demonstrata V, prop. 32, corollarium) ist nicht zu leugnen,
so vehement N. Spinozas Begriff auch zurückweist, vgl. NK KSA 6, 126, 20 f.
Warum ich so gute Bücher schreibe.
1
In der Oktober-Fassung war dieser Abschnitt als 15. Abschnitt nummeriert, vgl.
auch die Vorarbeiten in NL 1888, KSA 13, 19[1], 539-542 u. 19[7], 543-545. Im
Druckmanuskript gibt es auf der Rückseite von Blatt 17 folgende, von N. durch-
gestrichene Bearbeitung: „15; 1 / "Das Eine bin ich, das Andere sind meine
Schriften.' Ich berühre Hier werde, bevor ich von meinen rden einzelnen1
Schriften ihnen rede, so nachlässig, als es sich irgendwie schickt, die Frage
nach dem Verstanden- oder Nicht-verstanden-werden "dieser Schriften berüh-
ren' Hsie. Sie ist durchaus noch nicht an der Zeit r. Später wird man Institutio-
nen nöthig haben, wo man in meinem Geiste lebt und lehrt; früher schon
Professuren zur Interpretation meines Zarathustra. Aber™ es wäre ein vollkom-