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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0484
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Stellenkommentar EH Bücher, KSA 6, S. 301-302 461

anfechten lassen: litterarischen Ehrgeiz habe ich eigentlich gar nicht". KGB II
7/1, S. 91 verweist dazu auf eine Stelle in Elisabeth Förster-N.s Das Leben Fried-
rich N.'s (Bd. 2/1) zur Wirkung von N.s Basler Antrittsvorlesung über Homer
und die klassische Philologie: „,Nietzsche sei ebenso Künstler als Gelehrter'
hätte Jacob Burckhardt gemeint. Geheimrath Ritschl erzählte es mir [sc. Elisa-
beth Förster-N.] selbst und fügte lachend hinzu: ,Das habe ich schon immer
gesagt, er [sc. N.] kann seine wissenschaftlichen Untersuchungen so spannend
machen, wie ein französischer Romancier seine Romane.'" (Förster-N. 1897,
7 f.) Allerdings ist nicht auszuschließen, dass Förster-N. hier nur die damals ja
noch nicht veröffentlichte Stelle 301, 30-32 (EH erschien erst 1908) verwertete
und als eigene Erinnerung an ein Gespräch mit Ritschl ausgab.
301, 32-302, 2 In Paris selbst ist man erstaunt über „toutes mes audaces et
finesses" — der Ausdruck ist von Monsieur Taine\ Taine schrieb an N. am 14. 12.
1888, KGB III 6, S. 386, für die Zusendung von GD dankend und zugleich N.s
Ansinnen, den Text doch ins Französische zu übersetzen, höflich abweisend:
„Mais vous avez raison de penser qu'un style allemand si litteraire et si pitto-
resque demande des lecteurs tres verses dans la connaissance de l'allemand;
je ne sais pas assez bien la langue pour sentir du premier coup toutes vos
audaces et vos finesses; je n'ai guere lu en allemand que des philosophes ou
des historiens." („Aber Sie denken mit Recht, dass ein so literarischer und
malerischer deutscher Stil nach in der deutschen Sprache sehr versierten
Lesern verlangt; ich bin des Deutschen nicht genügend mächtig, um Ihre Kühn-
heiten und Feinheiten auf den ersten Blick zu verstehen; ich habe bisher auf
deutsch bloß Philosophen oder Historiker gelesen.")
302, 5 Ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen} Anspielung auf die angeb-
liche Antwort Martin Luthers am Wormser Reichstag (18. April 1521) auf die
Frage, ob er zum Widerruf bereit sei: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.
Gott helfe mir! Amen." Bereits in Büchmann 1882, 372 werden die gelehrten
Zweifel an der Authentizität des Ausspruchs dem allgemeinen Publikum unter-
breitet. N. zitiert und variiert das geflügelte Wort z. B. auch in FW 146, KSA 3,
492, 17; Za IV Unter Töchtern der Wüste 2, KSA 4, 385, 10 f.; GM III 22, KSA 5,
393, 22 f. u. DD Unter Töchtern der Wüste 3, KSA 6, 387, 4-7.
302, 5-11 Wir wissen Alle, Einige wissen es sogar aus Erfahrung, was ein Lang-
ohr ist. Wohlan, ich wage zu behaupten, dass ich die kleinsten Ohren habe. Dies
interessirt gar nicht wenig die Weiblein —, es scheint mir, sie fühlen sich besser
von mir verstanden?... Ich bin der Antiesel par excellence und damit ein welt-
historisches Unthier] Vgl. NK KSA 6, 123, 30-124, 3. In N.s Brief an Reinhart von
Seydlitz, 17. 08. 1886 heißt es: „Hast Du bemerkt, daß ich die ,kleinsten aller
möglichen' Ohren habe? Vielleicht auch die schläuesten..." (KSB 7, Nr. 737,
 
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