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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0502
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Stellenkommentar EH Bücher, KSA 6, S. 307 479

Unterdrückung. N. lässt sich von Brandes' Ibsen-Essay auch in AC 53 inspirie-
ren, vgl. NK KSA 6, 234, 16 f.
307, 6-13 will ich noch einen Satz aus meinem Moral-Codex gegen das Laster
mittheilen: mit dem Wort Laster bekämpfe ich jede Art Widernatur oder wenn
man schöne Worte liebt, Idealismus. Der Satz heisst: „die Predigt der Keuschheit
ist eine öffentliche Aufreizung zur Widernatur. Jede Verachtung des geschlechtli-
chen Lebens, jede Verunreinigung desselben durch den Begriff „unrein" ist das
Verbrechen selbst am Leben, — ist die eigentliche Sünde wider den heiligen Geist
des Lebens." —] Es handelt sich um den „Vierten Satz" aus dem „Gesetz wider
das Christenthum" (AC GWC, KSA 6, 254, 19-22). Dass N. diesen Text hier zitiert
als Text aus einer anderen Schrift, kann als weiterer Beleg dafür gelten, dass
GWC nie Bestandteil oder Anhang von EH werden sollte, obwohl sich das frag-
liche Manuskriptblatt in der EH-Kassette befand (vgl. NK ÜK AC GWC). Die in
NK 306, 23-307, 13 mitgeteilte Vorstufe mit ihren markanten Abweichungen im
„Moralcodex" zeigt aber andererseits, dass zumindest diese Vorstufe gleichzei-
tig zu GWC entstanden sein muss, dessen Textbestand damals offenkundig
noch nicht feststand. Zu einem abermaligen Zitat dieses „Vierten Satzes" von
GWC in NW Wagner als Apostel der Keuschheit 3 siehe NK KSA 6, 431, 17 f.
307, 13 Sünde wider den heiligen Geist des Lebens] Zur Quelle vgl. NK KSA 6,
254, 22.

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Im Druckmanuskript findet sich am Ende dieses Abschnitts der Hinweis für
den Drucker „Schluß des Capitels ,Warum ich so gute Bücher
schreibe"' (KSA 14, 486). Damit sind die einzelnen Retraktationen von N.s
Schriften nicht als Unter-, sondern als eigenständige Kapitel zu behandeln.
307, 17 f. ich verbiete übrigens jede Muthmassung darüber, wen ich an dieser
Stelle beschreibe] In JGB 295, KSA 5, 238, 2 f. sagt N. freilich unverhohlen, von
wem die Rede ist, von „kein[em] Geringeren nämlich, als de[m] Gott Diony-
sos, jene[m] grosse[n] Zweideutige[n] und Versucher Gott". Ohne große
Schwierigkeit lässt sich der folgende Passus auch als eine Selbstbeschreibung
N.s verstehen, der sich nicht zufällig in seinen allerletzten brieflichen Äuße-
rungen mit Dionysos identifiziert. Vgl. z. B. Müller-Lauter 1999a, 311 f. u. Hoyer
2002, 535 f.
307, 18-308, 12 „Das Genie des Herzens, wie es jener grosse Verborgene hat,
der Versucher-Gott und geborne Rattenfänger der Gewissen, dessen Stimme bis
 
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