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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0510
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Stellenkommentar EH GT, KSA 6, S. 310-312 487

klein genug ist" (AC 62, KSA 6, 253, 13 f., vgl. NK KSA 6, 209, 11 u. NK 371, 4-
7). N.s Revision von GT vollzieht sich somit konsequent unter der Optik der in
seinem Spätwerk zentral gewordenen Christentumskritik.
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312, 10-24 In wiefern ich ebendamit den Begriff „tragisch", die endliche
Erkenntniss darüber, was die Psychologie der Tragödie ist, gefunden hatte, habe
ich zuletzt noch in der Götzen-Dämmerung Seite 139 zum Ausdruck
gebracht. „Das Jasagen zum Leben selbst noch in seinen fremdesten und härtes-
ten Problemen; der Wille zum Leben im 0pfer seiner höchsten Typen der eignen
Unerschöpflichkeit frohwerdend —das nannte ich dionysisch, das verstand ich
als Brücke zur Psychologie des tragischen Dichters. Nicht um von Schrecken
und Mitleiden loszukommen, nicht um sich von einem gefährlichen Affekt durch
eine vehemente Entladung zu reinigen — so missverstand es Aristoteles: sondern
um, über Schrecken und Mitleiden hinaus, die ewige Lust des Werdens selbst
zu sein, jene Lust, die auch noch die Lust am Vernichten in sich
schliesst..."] Das Zitat stammt aus GD Was ich den Alten verdanke 5, KSA 6,
160, 14-24; das Original weicht in einigen Interpunktionen ab; überdies steht
dort: „so verstand es Aristoteles" (160, 21). Vgl. auch NK 336, 14 f.
312, 25-27 als den ersten tragischen Philosophen zu verstehn — das
heisst den äussersten Gegensatz und Antipoden eines pessimistischen Philoso-
phen] Vgl. NK KSA 6, 160, 10-14 und zum Begriff des Antipoden NK KSA 6, 415,
6 f. Explizit als „Antipode" des sprechenden Ichs wird in NW Wir Antipoden,
KSA 6, 425, 25-28 neben Wagner der pessimistische Philosoph schlechthin,
nämlich Schopenhauer namhaft gemacht.
312, 27 f. Umsetzung des Dionysischen in ein philosophisches Pathos] Die Wen-
dung „philosophisches Pathos" kommt nur noch in WA 1, KSA 6, 14, 26 f. vor,
findet sich aber in der griechischen Fassung bereits in N.s Rückblick auf meine
zwei Leipziger Jahre. 17 Oktober 1865—10 August 1867: „Als Ziel schwebt mir
vor, ein wahrhaft praktischer Lehrer zu werden und vor allem die nöthige
Besonnenheit und Selbstüberlegung bei jungen Leuten zu wecken, die sie befä-
higt das Warum? Was? und Wie? ihrer Wissenschaft im Auge zu behalten. Man
wird nicht verkennen, daß in dieser Betrachtungsweise ein philosophisches
Element liege. Der junge Mann soll erst in jenen Zustand des Erstaunens gera-
then, den man das ^lAöao^ov ndOoq kut' go@ genannt hat." (NL 1867/68,
KGW I 4, 60[l], 512, 15-23) Der Begriff stammt aus Platon: Politeia 376a-b:
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