Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0524
License: In Copyright

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Stellenkommentar EH UB, KSA 6, S. 318-319 501

Wort, an dem sich Seelen vornehmer und kriegerischer Abkunft verrathen und
errathen. —"
Es handelt sich beim Wort, das Paradies stehe unter dem Schatten der
Schwerter, um einen dem Propheten Mohammed zugeschriebenen Auspruch,
der N. schon bei der frühen Lektüre von Washington Irvings Leben Moham-
med's (Irving 1850, 109) begegnet sein könnte (zu dieser Lektüre Figl 2007,
138-141). Für das Jahr 1884 ist jedoch eine andere Quelle wahrscheinlich, näm-
lich Die Geschichte der Assassinen aus morgendländischen Quellen von Joseph
von Hammer-Purgstall, der N. — nachdem er über Langes Geschichte des Mate-
rialismus mit den Assassinen und ihrem Historiographen Bekanntschaft
geschlossen hatte (vgl. Kuhn 1994, 268-274 u. Köster 1998, 31 f.) — auch die
Assassinen-Losung „,Nichts ist wahr, Alles ist erlaubt'" (GM III 24, KSA 5, 399,
18) entnommen haben dürfte (Hammer 1818, 84 u. ö.). Diese Losung vermerkte
N. erstmals im selben Notizbuch, in dem auch das Prophetenwort auftaucht,
nämlich in NL 1884, KSA 11, 25[304], 88. Bei Hammer 1818, 15 heißt es über
Mohammeds Lehren von den Letzten Dingen u. a., sie versprächen: „Schwarz-
äugige und unverwüstbare Jungfrauen für den Gerechten, besonders für den,
der im heiligen Kriege wider die Feinde des Glaubens die ewigen Palmen des
Märtyrerthums verdient. Sein ist der ewige Lohn, denn das Paradies ist
unter dem Schatten der Schwerter".
319, 3-5 Im Grunde hatte ich eine Maxime Stendhals prakticirt: er räth an,
seinen Eintritt in die Gesellschaft mit einem Duell zu machen.] In der Oktober-
Fassung von EH stand stattdessen: „Ich hatte, ohne sie zu kennen, eine
Maxime Stendhals in praxis übersetzt: seinen Eintritt in die Gesellschaft mit
einem Duell zu machen." (KSA 14, 488) Prosper Merimee teilte in seiner Ein-
leitung zu der in N.s Bibliothek erhaltenen Correspondance inedite einige
Lebensmaximen Stendhals mit: „Ne jamais pardonner un mensonge, — Saisir
aux cheveux la premiere occasion de duel ä son debut dans le monde, — Ne
jamais se repentir d'une sottise faite ou dite" (Stendhal 1855, 1, IX. „Nie eine
Lüge verzeihen, — Die erste Gelegenheit zu einem Duell bei seinem Eintritt in
die Welt beim Schopfe ergreifen, — Niemals eine gemachte oder gesagte
Dummheit bereuen"). Freilich schlägt ausgerechnet Stendhal (unter dem Deck-
namen Francois Durand) in einem Brief vom 01. 09. 1816 ein strenges Gesetz
zur Verhinderung von Duellen und zur Strafverfolgung von Duellanten vor
(ebd., 38-40). Vgl. NK 274, 18 f.
319, 6-17 Und wie ich mir meinen Gegner gewählt hatte! den ersten deutschen
Freigeist!... In der That, eine ganz neue Art Freigeisterei kam damit zum ersten
Ausdruck: bis heute ist mir Nichts fremder und unverwandter als die ganze euro-
päische und amerikanische Species von „libres penseurs". Mit ihnen als mit
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften