Stellenkommentar EH MAM, KSA 6, S. 324-327 519
gessenmachenden Opiumrausch eindringlich schilderte (ebd., 139-141), über
den medizinischen Einsatz zur Leidenslinderung bei unheilbaren Krankheiten
sprach (ebd., 141) und über die Gefahr der Sucht, die nach einer immer größe-
ren Dosis verlange (ebd., 142). Vgl. NK 289, 22-23.
4
326, 17 sie erlaubte, sie gebot mir Vergessen] Vgl. NK 267, 24 f.
5
327, 4 „höheren Schwindel", „Idealismus"] Vgl. EH Warum ich so gute Bücher
schreibe 5, KSA 6, 305, 16 und NK KSA 6, 155, 31-156, 1. Die nachher in diesem
Abschnitt hergestellte Verbindung des „Schwindels" mit Wagner wurde von N.
etwa auch in seinem Brief an Malwida von Meysenbug am 20. 10. 1888 vollzo-
gen: „Also Sie haben nichts von dem Ekel begriffen, mit dem ich, mit allen
anständigen Naturen, vor 10 Jahren Wagnern den Rücken kehrte, als der
Schwindel, mit den ersten Bayreuther Blättern, handgreiflich wurde?"
(KSB 8, Nr. 1135, S. 458 f., Z. 41-44) Das ist in der Wagner-Kritik zu N.s Zeit
bereits topisch: „Schwindel. ,Ich bin auch Wagnerianer, aber was nach
,Lohengrin' kommt, ist Schwindel!' (Briefliche Mittheilung eines Ungenann-
ten; eine Meinung, von Vielen getheilt. 1875.)" (Tappert 1877, 35).
327, 16-25 Durch ein Wunder von Sinn im Zufall kam gleichzeitig bei mir ein
schönes Exemplar des Parsifal-Textes an, mit Wagners Widmung an mich „sei-
nem theuren Freunde Friedrich Nietzsche, Richard Wagner, Kirchenrath". —
Diese Kreuzung der zwei Bücher — mir war's, als ob ich einen ominösen Ton
dabei hörte. Klang es nicht, als ob sich Degen kreuzten?... Jedenfalls empfan-
den wir es beide so: denn wir schwiegen beide. — Um diese Zeit erschienen die
ersten Bayreuther Blätter: ich begriff, wozu es höchste Zeit gewesen war. —
Unglaublich! Wagner war fromm geworden...] Was N. hier als eine plötzliche
Konfrontation mit Wagners Parsifal 1878 und mit Wagners Frömmigkeit drama-
tisch inszeniert, ist freilich eine Stilisierung, denn N. hatte bereits am Weih-
nachtstag 1869 zusammen mit Cosima Wagner den detaillierten Parsifal-Ent-
wurf studiert („Kindertisch; nachher mit Pr. Nietzsche Parzival gelesen,
erneuerter furchtbarer Eindruck." - C. Wagner 1988, 1, 182). Das wiederum
scheint N. nicht davon abgehalten zu haben, am 10. 10. 1877 an Cosima zu
schreiben: „Die herrliche Verheißung des Parcival mag uns in allen Dingen
gessenmachenden Opiumrausch eindringlich schilderte (ebd., 139-141), über
den medizinischen Einsatz zur Leidenslinderung bei unheilbaren Krankheiten
sprach (ebd., 141) und über die Gefahr der Sucht, die nach einer immer größe-
ren Dosis verlange (ebd., 142). Vgl. NK 289, 22-23.
4
326, 17 sie erlaubte, sie gebot mir Vergessen] Vgl. NK 267, 24 f.
5
327, 4 „höheren Schwindel", „Idealismus"] Vgl. EH Warum ich so gute Bücher
schreibe 5, KSA 6, 305, 16 und NK KSA 6, 155, 31-156, 1. Die nachher in diesem
Abschnitt hergestellte Verbindung des „Schwindels" mit Wagner wurde von N.
etwa auch in seinem Brief an Malwida von Meysenbug am 20. 10. 1888 vollzo-
gen: „Also Sie haben nichts von dem Ekel begriffen, mit dem ich, mit allen
anständigen Naturen, vor 10 Jahren Wagnern den Rücken kehrte, als der
Schwindel, mit den ersten Bayreuther Blättern, handgreiflich wurde?"
(KSB 8, Nr. 1135, S. 458 f., Z. 41-44) Das ist in der Wagner-Kritik zu N.s Zeit
bereits topisch: „Schwindel. ,Ich bin auch Wagnerianer, aber was nach
,Lohengrin' kommt, ist Schwindel!' (Briefliche Mittheilung eines Ungenann-
ten; eine Meinung, von Vielen getheilt. 1875.)" (Tappert 1877, 35).
327, 16-25 Durch ein Wunder von Sinn im Zufall kam gleichzeitig bei mir ein
schönes Exemplar des Parsifal-Textes an, mit Wagners Widmung an mich „sei-
nem theuren Freunde Friedrich Nietzsche, Richard Wagner, Kirchenrath". —
Diese Kreuzung der zwei Bücher — mir war's, als ob ich einen ominösen Ton
dabei hörte. Klang es nicht, als ob sich Degen kreuzten?... Jedenfalls empfan-
den wir es beide so: denn wir schwiegen beide. — Um diese Zeit erschienen die
ersten Bayreuther Blätter: ich begriff, wozu es höchste Zeit gewesen war. —
Unglaublich! Wagner war fromm geworden...] Was N. hier als eine plötzliche
Konfrontation mit Wagners Parsifal 1878 und mit Wagners Frömmigkeit drama-
tisch inszeniert, ist freilich eine Stilisierung, denn N. hatte bereits am Weih-
nachtstag 1869 zusammen mit Cosima Wagner den detaillierten Parsifal-Ent-
wurf studiert („Kindertisch; nachher mit Pr. Nietzsche Parzival gelesen,
erneuerter furchtbarer Eindruck." - C. Wagner 1988, 1, 182). Das wiederum
scheint N. nicht davon abgehalten zu haben, am 10. 10. 1877 an Cosima zu
schreiben: „Die herrliche Verheißung des Parcival mag uns in allen Dingen