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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0597
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574 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

Mr. le Chevalier de B... avec le comte son neveu, die dem Abenteurer, Schriftstel-
ler, Geheimagenten und Theatergruppendirektor Jean-Henri Maubert de Gou-
vest (1721-1767) zugeschrieben wird. Vgl. ferner NK 322, 22.
351, 2-8 Alle die Dinge, worauf das Zeitalter stolz ist, werden als Widerspruch
zu diesem Typus empfunden, als schlechte Manieren beinahe, die berühmte
„Objektivität" zum Beispiel, das „Mitgefühl mit allem Leidenden", der „histori-
sche Sinn" mit seiner Unterwürfigkeit vor fremdem Geschmack, mit seinem Auf-
dem-Bauch-liegen vor petits faits, die „Wissenschaftlichkeit".] Vgl. NK KSA 6,
115, 28-31.
351, 4 die berühmte „Objektivität"] In JGB 80, KSA 5, 88, 5-9 hat N. gefragt:
„Eine Sache, die sich aufklärt, hört auf, uns etwas anzugehn. — Was meinte
jener Gott, welcher anrieth: ,erkenne dich selbst'! Hiess es vielleicht: ,höre auf,
dich etwas anzugehn! werde objektiv!' — Und Sokrates? — Und der ,wissen-
schaftliche Mensch'?" JGB 207, KSA 5, 134-137 behandelte diesen „objektiven
Menschen" eingehender und problematisierte seinen Anspruch, die Welt ein-
fach nur abzuspiegeln und „selbstlos" zu sein. Diese Art Mensch sei zwar ein
wertvolles „Werkzeug", ein „Mess-Werkzeug", jedoch „kein Ziel, kein Ausgang
und Aufgang". Im darauffolgenden Aphorismus werden die meisten Formen
von „,Objektivität'", und „,Wissenschaftlichkeit'" als „Lügenkleider" einer in
Europa gegenwärtig grassierenden „Krankheit", nämlich der „Willensläh-
mung" gebrandmarkt (JGB 208, KSA 5, 138 f.). Die Kritik am Objektivitäts- und
Selbstlosigkeitsideal der Geschichtswissenschaft hatte N. bereits in UB II HL 6,
KSA 1, 285-295 anhand der Geschichtstheorie Leopold von Rankes formuliert.
351, 5 das „Mitgefühl mit allem Leidenden"] So taucht die Formel in JGB nicht
auf; der einzige weitere Beleg dafür findet sich in NL 1888, KSA 13, 15[32],
428, nämlich in einer Auflistung der decadence anzeigenden Phänomene. Die
abweichende Formulierung in JGB 44 heißt „,Mitgefühl für alles Leidende'"
und steht im Rahmen einer Polemik gegen die falschen Freigeister der Gegen-
wart (siehe NK 319, 6-17) parallel zu der gleichfalls für verderblich gehaltenen
„,Gleichheit der Rechte'" (KSA 5, 61, 20). Mitgefühl und Mitleiden erscheinen
in JGB 202, KSA 5, 125 als Kennzeichen der demokratischen Moderne, gegen
die N. sich stellte. Zu den Ingredienzen einer „vornehmen Moral" gehört dem-
gegenüber die „Vorsicht vor den Mitgefühlen und dem ,warmen Herzen'" (JGB
260, KSA 5, 210, 18 f.).
351, 5 f. der „historische Sinn" mit seiner Unterwürfigkeit vor fremdem
Geschmack] Vgl. zum Thema des „historischen Sinns" in N.s Gesamtwerk —
namentlich auch in UB II HL - NK KSA 6, 208, 29-209, 2. In JGB 204, KSA 5,
130, 31 f. wird Schopenhauer dafür gerügt, „die ganze letzte Generation von
 
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