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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0607
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584 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

355, 13 f. Eben damit bin ich auch ein Schicksal. — ] In einer früheren Fassung
hieß es: „Was Wunder, wenn ich selbst bisweilen vor mir Furcht habe und
meine Hand mit Mißtrauen ansehe?... Scheint es nicht, ich habe das Schicksal
der Menschheit in der Hand?..." (KSA 14, 500) Siehe dazu NL 1888, KSA 13,
25[5], 639 und EH, Warum ich ein Schicksal bin 8, KSA 6, 373 sowie N. an
Köselitz, 30. 10. 1888, KSB 8, Nr. 1137, S. 461 f.
N. gibt in 355, 13 f. bereits die Antwort auf die im Titel des Kapitels EH
Warum ich ein Schicksal bin (KSA 6, 365, 1) erhobene Frage: Er sieht sich mit
seiner Umwertung in eine weltgeschichtliche Schlüsselstellung gerückt, die er
in heilsgeschichtliche Metaphern kleidet. Schicksal bedeutet Alternativlosig-
keit; es bedeutet auch Sicherheit: „mit der Sicherheit eines Schicksals" will N.
seine Umwerthung aller Werthe verfasst haben, „Zeichen für Zeichen [...] in
eherne Tafeln grabend" (EH GD 3, KSA 6, 355, 20 f.). Dass diese „Tafeln" die
Gesetzestafeln der Zukunft sein sollen, steht außer Zweifel.

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355, 17 f. griff ich die ungeheure Aufgabe der Umwerthung an] Ursprünglich
sollte die Umwerthung aller Werthe vier Bücher umfassen; fertiggestellt hat N.
aber nur das erste Buch unter dem Titel Der Antichrist. Gegen Jahresende 1888
hielt N. dieses Werk für die vollendete Umwerthung aller Werthe. N. sagt es
auch deutlich in diesem Abschnitt: „Am 30. September grosser Sieg; Beendi-
gung der Umwerthung" (356, 8 f.).
355, 21-26 Das Vorwort entstand am 3. September 1888: als ich Morgens, nach
dieser Niederschrift, ins Freie trat, fand ich den schönsten Tag vor mir, den
das Oberengadin mir je gezeigt hat — durchsichtig, glühend in den Farben, alle
Gegensätze, alle Mitten zwischen Eis und Süden in sich schliessend.] Die
ursprüngliche Fassung des Vorwortes zur Umwerthung aller Werthe ist auf den
3. September 1888 datiert, vgl. KSA 14, 436 f. Eine gekürzte Fassung bildete
dann das endgültige Vorwort von AC. In seinem Brief vom 07. 09. 1888 an Meta
von Salis gibt N. die folgende Schilderung: „Der dritte September war ein
sehr merkwürdiger Tag. Früh schrieb ich die Vorrede zu meiner Umwer-
thung aller Werthe, die stolzeste Vorrede, die vielleicht bisher geschrie-
ben worden ist. Nachher gieng ich hinaus — und siehe da! der schönste Tag,
den ich im Engadin gesehen habe, — eine Leuchtkraft aller Farben, ein Blau
auf See und Himmel, eine Klarheit der Luft, vollkommen unerhört... Es war
nicht nur mein Urtheil... Die Berge, bis tief hinunter in Weiß — denn wir
hatten ernsthafte Wintertage — erhöhten jedenfalls die Intensität des Lichtes.
 
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