Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0625
Lizenz: In Copyright

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
602 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

361, 33 f. am preussischen Hofe, fürchte ich, hält man Herrn von Treitschke für
tief Vgl. NK 358, 33-359, 3.
361, 34-362, 1 Und wenn ich Stendhal gelegentlich als tiefen Psychologen
rühme] Vgl. NK 286, 2f.

4
Bei der Textrevision von Anfang Dezember 1888 schrieb N. diesen Abschnitt
neu. Die Fassung des Druckmanuskripts von Mitte November sowie eine Vor-
stufe dazu sind erhalten. Auf der Rückseite des Blattes, wo das „Gesetz wider
das Christenthum" steht, findet sich folgende Vorstufe: „— Und von welcher
Seite sind bisher alle großen Hemmungen, alle Indispositionernneiner^Le-
bens'Kräfte Verhängnisse in meinem Leben ausgegangen? Immer 'nur' von
deutscher Seite. Der Deutsche bekommt mir nicht. 'Ich habe Zeichen der deli-
catesse von Juden erlebt, — noch nicht nie von 'einem' Deutschen! —' Die
absurde Respektlosigkeit, die ihm ihnen dem Deutschen eignet r — außer-vor
Falschmünzern und dem ,Reich* außer vor dem ,Reich* und, vielleicht vor gro-
ßen Falschmünzern —' sein ihr sein vollkommner Mangel an Takt, an Unter-
scheidungsgabe für Höhe Höhe Höhe der Seele, für Distanz mit Einem Wort,
seine ihre seine Zudringlichkeit mit Blick und Wohlwollen, sein ihr sein Schritt
ohne esprit — der Deutsche hat gar keine Füße, er hat bloß Beine —, seine
ihre seine psychologische Gemeinheit Gemeinheit, die für keine "Art' nuan-
ces Finger hat, Alles das gehört in meinem Leben zum Lähmendsten und Schä-
digendsten, was sich mir in den Weg gestellt hat. Man erniedrigt sich durch
den Verkehr mit Deutschen: der Deutsche stellt gleich... Ich klettere bereits
an allen Wänden, wenn Jemand mit ,treuen' Augen in meine Nähe kommt
[. In einer großen Spannung wirkt sogar; in Zeiten großer Spannung ist schon
ein Brief aus Deutschland auf für mich wie Scirocco ^ -es -gehörte -zthneinen
Genueser -GewohnheitenT -hinterdrein -ein -warmes -Bad —zu-nehmen^Vonieder
Reise nach D<eutschland> brachte ich einen tiefen Ekel mit zurück, immer
irgend -wie -in -meiner -Ehre -in -Stieh -gelassenTM^ast -alle -me^^^^
sind-mir-verToren -gegangeteRieht -dureh -die -Nähe -von -Monteearlo^sondem
Hmmer-bloßMur-eh-die "obstruktive' Nähe^fähe ^von -deutsehem-Tlernvieh -^und
anderen Antisemiten' : das verzögert meinen Darm, jetzt weiß ich, daß man
Deutsche mit Rhabarber widerlegt. Jetzt weiß ich, womit man Deutsche wider-
legt mit Rhabarber nicht mit Gründen, mit Rhabarber... — in Genua nahm
ich sofort ein Bad darauf... Geht es Andern auch so? Aber es scheint mir, daß
der Umgang mit Deutschen selbst den Charakter verdirbt? Ich verliere alles
Mißtrauen, ich fühle, wie der Pilz der Nächstenliebe in mir wuchert, — es ist
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften