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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0653
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630 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

stehbarkeit zu eröffnen scheint. Vgl. zur Interpretation auch Kornberger 1998,
der Bezüge zu JGB 269 bis 295 herstellt.
371, 15-17 Was mich abgrenzt, was mich bei Seite stellt gegen den ganzen Rest
der Menschheit, das ist, die christliche Moral entdeckt zu haben.] N.
gebraucht das Verb „entdecken" im Sinne von „aufdecken", „entlarven".
371, 21-23 als grundsätzlicher Wille, jedes Geschehen, jede Ursächlichkeit, jede
Wirklichkeit nicht zu sehen] N. behandelt dieses Thema ausführlich in GD Die
vier grossen Irrthümer 1-5, KSA 6, 88-93.
371, 24-26 Die Blindheit vor dem Christenthum ist das Verbrechen par
excellence — das Verbrechen am Leben...] In AC 47, KSA 6, 225, 17 galt der
christliche Gott selbst als „Verbrechen am Leben". In NL 1888, KSA 13,
15[19], 417 wird erläutert: „Man hat bisher das Christenthum immer auf eine
falsche und nicht bloß schüchterne Weise angegriffen. So lange man nicht die
Moral des Christenthums als Capital-Verbrechen am Leben empfindet,
haben dessen Vertheidiger gutes Spiel." Alle anderen kritischen Einreden
gegen das Christentum werden damit zweitrangig; im Brennpunkt des anti-
christlichen Angriffs steht die christliche Moral, d. h. die christlichen Wer-
tungsgrundsätze, die eine adäquate Wirklichkeitswahrnehmung nach N.s Diag-
nose ebenso verhindern wie eine dem Menschen angemessene Lebensführung.
372, 2-4 Die christliche Moral — die bösartigste Form des Willens zur Lüge, die
eigentliche Circe der Menschheit: Das, was sie verdorben hat.] Vgl. NK 305,
21 f.
372, 7-11 es ist der Mangel an Natur, es ist der vollkommen schauerliche That-
bestand, dass die Widernatur selbst als Moral die höchsten Ehren empfieng
und als Gesetz, als Icategorischer Imperativ, über der Menschheit hängen blieb!...]
Entsprechend betitelte N. in GD ein ganzes Kapitel „Moral als Widernatur"
(KSA 6, 82-87). Zum Begriff „Widernatur" siehe NK KSA 6, 82, 1.
372, 17-24 dass man in der tiefsten Nothwendigkeit zum Gedeihen, in der
strengen Selbstsucht (— das Wort schon ist verleumderisch! —) das böse Prin-
cip sucht; dass man umgekehrt in dem typischen Abzeichen des Niedergangs
und der Instinkt-Widersprüchlichkeit, im „Selbstlosen", im Verlust an Schwerge-
wicht, in der „Entpersönlichung" und „Nächstenliebe" (— Nächstensucht!) den
höheren Werth, was sage ich! den Werth an sich sieht!...] Vgl. zur Nächs-
tenliebe NK 270, 15-19, zur Selbstsucht NK 294, 5 f., zur „Instinkt-Widersprüch-
lichkeit" NK KSA 6, 53, 6-10. Den Ausdruck „Nächstensucht" stellte N. schon
in den Tautenburger Aufzeichnungen für Lou von Salome der „Selbstsucht"
gegenüber (NL 1882, KSA 10, 1[19], 13), benutzte ihn aber später nur noch in
372, 22 f.
 
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