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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0659
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636 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

zweimal zitieren (NL 1863, KGW I 2, 15A[2], 218 f. nach Hettner 1860, 2, 156
und 168). Schließlich konnte N. Voltaires Satz auch in Langes Geschichte des
Materialismus wiederfinden (Lange 1866, 164 u. Lange 1887, 248; alle Nach-
weise nach Morillas Esteban 2011b, 306-308).

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374, 31 Hat man mich verstanden?] Vgl. NK 371, 15.
374, 31f. Dionysos gegen den Gekreuzigten...] In N.s Werken taucht
die berühmte Formel nur hier auf. Sie bildet den Abschluss der Selbstapothe-
ose des sprechenden „Ichs" zum Schicksal der Welt. Die Kaskade des Immora-
lismus, die eine Abrechnung mit der bisherigen, die natürlichen Werte verkeh-
renden, lebensfeindlichen „decadence-Moral" (EH Warum ich ein Schicksal
bin 4, KSA 6, 367, 32) des Christentums und seiner nihilistischen Ableger ist,
läuft auf den Antagonismus von Dionysos als Symbol der Lebensbejahung
auch im Leiden und dem Gekreuzigten als Symbol der Abwertung und Gering-
schätzung des Lebens hinaus. Schon in EH Vorwort, KSA 6, 258, lf. stand das
Bekenntnis: „Ich bin ein Jünger des Philosophen Dionysos". In seiner Retrakta-
tion von Also sprach Zarathustra gab N. mit Za-Zitaten einen „Begriff des
Dionysos": „,das ungeheure unbegrenzte Ja- und Amen-sagen'... ,In alle
Abgründe trage ich noch mein segnendes Jasagen'" (EH Za 6, KSA 6, 345, 12-
14). Aber das zeigt nur die eine Seite: „Dionysos ist, man weiss es, auch der
Gott der Finsterniss." (EH GM, KSA 6, 352, 6 f.) Dionysisch sei ebenso „die
Lust selbst am Vernichten"; „dass alle Schaffenden hart sind,
ist das eigentliche Abzeichen einer dionysischen Natur" (EH Za 8, KSA 6, 349,
21-25). Der Gekreuzigte hingegen repräsentiert die weiche und zugleich lebens-
verneinende Kraft des Christentums und der aus ihm erwachsenen Moral; es
vergöttert das Leiden um des Leidens willen.
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass dieser Gekreuzigte nicht identisch
ist mit dem „psychologische[n] Typus des Erlösers" (AC 29, KSA 6, 199, 16 f.),
der in AC mit unverhohlenem Interesse, ja mit Sympathie behandelt wurde,
als ein besonders bemerkenswerter, aber durchaus achtungswürdiger Fall phy-
siologischer Dekadenz. Dieser Jesus erschien als „grosse[r] Symbolist" (AC 34,
KSA 6, 206, 13), aus dem nur groteskes Missverständnis den Begründer einer
Religion und einen für die Sünden der Welt gestorbenen Gottmenschen hat
machen können. Die Kreuzigung ist nach AC im Leben Jesu an sich ein kontin-
gentes Faktum; erst die Umdeutung dieses Todes zum Opfertod durch die ver-
ständnislosen Jünger und den selbsternannten Apostel Paulus hat den
 
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