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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0698
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Stellenkommentar DD Raubvögeln, KSA 6, S. 387-390 675

der Menschen absondert, als auch die Einsamkeit des dem eigenen Ich Verfal-
lenen. Zur Interpretation dieses Dithyrambus siehe z. B. Schottky 1993.
389, 1 Zwischen Raubvögeln.] Verändert aus: „Am Abhang Abgrunde."
(KSA 14, 516).
389, 6 liebst den Abgrund noch] Verändert aus: „willst dem Abgrund freund
sein" (KSA 14, 516).
389, 19 Wer] In einer Vorstufe: „Wehe! Wer" (KSA 14, 516).
390, 11 Gehängter] In einer Vorstufe: „Gehenkter" (KSA 14, 516).
390, 12-16 Oh Zarathustra, / grausamster Nimrod! / Jüngst Jäger noch Gottes, /
das Fangnetz aller Tugend, / der Pfeil des Bösen!] Das „Jüngst" signalisiert im
Kontrast zum alsbald folgenden „Jetzt" (390, 17 u. 21) eine Tendenz, die das
Ich, das sich mit Zarathustra identifiziert, nun hinter sich gelassen hat. Nimrod
erscheint in der Geschlechterfolge des Alten Testaments als schon sprichwört-
lich gewordener großer Jäger; vgl. Genesis 10, 8 f.: „Chus aber zeugete den
Nimrod. Der fing an, ein gewaltiger Herr zu seyn auf Erden, und war ein gewal-
tiger Jäger vor dem HErrn. Daher spricht man: Das ist ein gewaltiger Jäger vor
dem HErrn wie Nimrod" (Die Bibel: Altes Testament 1818, 9). N. nennt Zara-
thustra einen „grausamsten Nimrod", weil er unerbittlich mit dem überkomme-
nen Glauben an Gott und mit der traditionellen Moral aufräumt: Deshalb heißt
er „Jüngst Jäger noch Gottes" und „Fangnetz aller Tugend". „Pfeil des Bösen"
kann er aus der Perspektive derjenigen genannt werden, die vom Standpunkt
des alten Glaubens und der Moral aus werten.
In einer früheren Fassung stand — noch ohne die Nimrod-Apposition —
Zarathustra noch explizit als „Gottesmörder" da (Groddeck 1991, 2, 330 f.); in
der letzten Fassung entfällt zwar dieses Gottesmörder-Motiv, an seine Stelle
tritt der „Jäger [...] Gottes". N. spielt dabei aber mit der Zweideutigkeit des
Genitivs als Genitivus subjectivus bzw. Genitivus objectivus: Während N. Zara-
thustra als denjenigen präsentiert, der auf den alten Gott Jagd macht, war es
durchaus gängiger theologischer Sprachgebrauch seiner Zeit, Nimrod explizit
als „Jäger Gottes" zu bezeichnen, nämlich als Jäger, der Gott in besonderer
Weise verbunden ist (für diese Verwendung des Ausdrucks vgl. z. B. Zahn 1830,
1, 17).
Zu 390, 12-391, 8 teilt KSA 14, 516 aus einer Vorstufe folgende Variante mit:
„du Gottesmörder / du Verführer der Reinsten / du Freund des Bösen, / einsam
nun! / zwiesam mit dem Wissen! / zwischen hundert Erinnerungen / einge-
spannt — / an jeder Wunde müd, / von jedem Frost kalt, / von in eignen
Schlingen gewürgt — / Selbstkenner! Selbsthenker! / Was bandest du
 
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