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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0731
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708 Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen

Helle und Festigkeit heraufkommend. Ich mag nicht erzählen, was Alles fertig
wurde: Alles ist fertig. / Die nächsten Jahre steht die Welt auf dem Kopf:
nach dem der alte Gott abgedankt ist, werde ich von nun an die Welt regie-
ren. / Mein Verleger hat, wie ich nicht zweifle, Ihnen sowohl den Fall als,
zuallerletzt, die Götzen-Dämmerung übersandt. Hätten Sie nicht eine
kleine kriegerische Laune? Es wäre mir äußerst erwünscht, wenn jetzt ein —
der — geistvoller Musiker öffentlich Partei für mich als Antiwagner nähme
und den Bayreuthern den Handschuh hinwürfe? Eine kleine Broschüre, in der
über mich lauter Neues und Entscheidendes gesagt würde, mit einer Nutzan-
wendung im Einzelfall, Musik, was denken Sie dazu? Nichts Langwieriges,
etwas Schlagendes, Schlagfertiges... Der Augenblick ist günstig. Man kann
noch Wahrheiten über mich sagen, die zwei Jahre später beinahe niaiseries
sein dürften." (KSB 8, Nr. 1187, S. 521 f., Z. 4-24) N. übernahm dieses Geschäft,
nämlich NW zu schreiben, jedoch sogleich selbst. Am 16. 12. 1888 vermeldete
er an Köselitz: „Ich habe gestern ein Manuscript an C. G. Naumann geschickt,
welches zunächst, also vor Ecce homo, absolvirt werden muß. Ich finde die
Übersetzer für ,Ecce' nicht: ich muß einige Monate den Druck noch hinaus-
schieben. Zuletzt eilt es nicht. — Das Neue wird Ihnen Vergnügen machen: —
auch kommen Sie vor — und wie! — Es heißt / Nietzsche contra Wag-
ner. / Aktenstücke / eines Psychologen. / Es ist wesentlich eine Antipoden-
Charakteristik, wobei ich eine Reihe Stellen meiner älteren Schriften benutzt
und dergestalt zum ,Fall Wagner' das sehr ernste Gegenstück gegeben habe.
Das hindert nicht, daß die Deutschen darin mit spanischer Bosheit behan-
delt werden — die Schrift (drei Bogen etwa) ist extrem antideutsch. Am
Schluß erscheint Etwas, wovon selbst Freund Köselitz keine Ahnung hat: ein
Lied (oder wie Sie's nennen wollen...) Zarathustra's mit dem Titel Von der
Armut des Reichsten — wissen Sie, eine kleine siebente Seligkeit und
noch ein Achtel dazu... Musik..." (KSB 8, Nr. 1192, S. 527, Z. 23-42).

3 Quellen
In NW wird sich N. selbst zur Quelle, mit der er allerdings beinahe ebenso
freihändig umgeht, wie er es sonst mit Quellen zu tun pflegt. Entsprechend
gibt es — wie der Einzelstellenkommentar nachweist — Passagen, in denen N.
die Vorlage seiner älteren Schriften abwandelte, um einen aktuellen Lektüre-
eindruck aufzunehmen. Geleitet erscheint die Auswahl und Zurechtrückung
der eigenen Wagner-Vergangenheit von kritischen Überlegungen, wie N. sie
etwa in NL 1884, KSA 11, 26[22], 154 formulierte: „Alles, was ich über R(ichard)
W(agner) gesagt hatte, ist falsch. Ich empfand es 1876 ,es ist an ihm Alles
 
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