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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0757
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734 Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen

men Nachahmung solcher Kunst kann eine grosse Gefahr für die Musik entste-
hen:" Die in NW eingefügte Steigerungsformel „wie sie grösser gar nicht
gedacht werden kann" klingt wie eine Parodie von Anselm von Canterburys
Ontologischem Gottesbeweis, demzufolge Gott „das ist, über das hinaus Größe-
res nicht gedacht werden kann" („aliquid quo maius nihil cogitari potest" —
Anselm von Canterbury: Proslogion II 1).
422, 19-21 — die vollkommne Entartung des rhythmischen Gefühls, das Chaos
an Stelle des Rhythmus...] MA II VM 134, KSA 2, 435, 10-12: „immer hat neben
der Ueberreife des rhythmischen Gefühls die Verwilderung, der Verfall der
Rhythmik im Versteck gelauert." Zum Chaos-Vorwurf gegen Wagner siehe NK
KSA 6, 24, 24-26.
422, 21-27 Die Gefahr kommt auf die Spitze, wenn sich eine solche Musik immer
enger an eine ganz naturalistische, durch kein Gesetz der Plastik beherrschte
Schauspielerei und Gebärdenkunst anlehnt, die Wirkung will, nichts mehr...
Das espressivo um jeden Preis und die Musik im Dienste, in der Sklaverei der
Attitüde — das ist das Ende...] MA II VM 134, KSA 2, 435, 12-18: „Sehr gross
wird zumal diese Gefahr, wenn eine solche Musik sich immer enger an eine
ganz naturalistische, durch keine höhere Plastik erzogene und beherrschte
Schauspielerkunst und Gebärdensprache anlehnt, welche in sich kein Maass
hat und dem sich ihr anschmiegenden Elemente, dem allzu weiblichen
Wesen der Musik, auch kein Maass mitzutheilen vermag." Die Wendung mit
dem „espressivo" stammt aus WA 11: „Das espressivo um jeden Preis, wie es
das Wagnerische Ideal, das decadence-Ideal verlangt, verträgt sich schlecht
mit Begabung." (KSA 6, 38, 33-39, 1).
422, 26 f. — das ist das Ende...] Den folgenden Satz hat N. im Druckmanu-
skript gestrichen: „Aber eine solche Widernatur des aesthetischen Geschmacks
ist der Beweis für decadence." (KSA 14, 524). Vgl. NK 423, 12 f.

2.
Die Vorlage dieses Abschnitts ist MA II WS 165, KSA 2, 620. Die Überschrift
lautet dort: „Vom Principe des Vortrags in der Musik."(KSA 2, 620,
13 f.).
422, 29-32 Wie? wäre es wirklich die erste Tugend eines Vortrags, wie es die
Vortragskünstler der Musik jetzt zu glauben scheinen, unter allen Umständen ein
hautrelief zu erreichen, das nicht mehr zu überbieten ist?] MA II WS 165, KSA 2,
620, 14-17: „Glauben denn wirklich die jetzigen Künstler des musikalischen
 
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