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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0776
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Stellenkommentar NW Antipoden, KSA 6, S. 425-427 753

426, 3-5 Milde, Friedlichkeit und Güte nöthig haben — das, was heute Humani-
tät genannt wird — im Denken sowohl wie im Handeln] FW 370, KSA 3, 621, lf.:
„Milde, Friedlichkeit, Güte nöthig haben, im Denken und im Handeln".
426, 4 das, was heute Humanität genannt wird] Vgl. Rolph 1884, 238 (Seite
von N. markiert, vgl. NPB 505): „Die moderne Humanität hat uns mit einer
gedankenlosen Weichherzigkeit und Weichmüthigkeit, mit einer übertriebenen
Sucht zu vergeben beschenkt, welche kein geringeres Zeichen von Sittenverfall
ist als Immoralität selbst, denn sie untergräbt einerseits das öffentliche Urtheil,
das öffentliche Rechtsgefühl, während sie andererseits direct zur Unsittlichkeit
anreizt."
426, 6 ein Heiland ist,] FW 370, KSA 3, 621, 3: „ein ,Heiland' wäre;".
426, 9 „schönen Seelen"] Vgl. NK KSA 6, 157, 2-4.
426, 7-19 Daseins selbst für Idioten — die typischen „Freigeister", wie die
„Idealisten" und „schönen Seelen", sind alle decadents — kurz, eine gewisse
warme, furchtabwehrende Enge und Einschliessung in optimistische Horizonte,
die Verdummung erlaubt... Dergestalt lernte ich allmählich Epikur begreifen,
den Gegensatz eines dionysischen Griechen, insgleichen den Christen, der in der
That nur eine Art Epikureer ist und mit seinem „der Glaube macht selig" dem
Princip des Hedonismus so weit wie möglich folgt — bis über jede intellek-
tuelle Rechtschaffenheit hinweg... Wenn ich Etwas vor allen Psychologen voraus
habe, so ist es das, dass mein Blick geschärfter ist für jene schwierigste und
verfänglichste Art des Rückschlusses] FW 370, KSA 3, 621, 4-12: „Daseins —
denn die Logik beruhigt, giebt Vertrauen —, kurz eine gewisse warme furchtab-
wehrende Enge und Einschliessung in optimistische Horizonte. Dergestalt
lernte ich allmählich Epikur begreifen, den Gegensatz eines dionysischen Pes-
simisten, ebenfalls den ,Christen', der in der That nur eine Art Epikureer und,
gleich jenem, wesentlich Romantiker ist, — und mein Blick schärfte sich immer
mehr für jene schwierigste und verfänglichste Form des Rückschlusses".
Die Verwandtschaft von Jesu Praxis und Epikurs Selbsterlösungslehre hat N. —
als bewusste Provokation des stets antiepikureischen christlichen Selbstver-
ständnisses — auch in AC 30 herausgearbeitet, dort allerdings nicht hinsicht-
lich der Christen im Allgemeinen, vgl. NK KSA 6, 201, 12-18.
426, 14 f. „der Glaube macht selig"] Vgl. Markus 16, 16 und NK KSA 6, 229,
16.
426, 24-427, 2 In Hinsicht auf Artisten jeder Art bediene ich mich jetzt dieser
Hauptunterscheidung: ist hier der Hass gegen das Leben oder der Überfluss
an Leben schöpferisch geworden? In Goethe zum Beispiel wurde der Überfluss
schöpferisch, in Flaubert der Hass: Flaubert, eine Neuausgabe Pascal's, aber als
 
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