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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0793
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770 Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen

gnügung fähig seien als derjenigen, welcher die Schweine fähig sind." (Mill
1869-1880, 1, 134 f.) Mills Freund und Antipode Thomas Carlyle hatte in den
Latter-Day-Pamphlets in satirischer und anti-hedonistischer Absicht eine
eigentliche „pig philosophy" entworfen, die N. bei Froude 1887, 2, 210-213 als
„Schweine-Philosophie" ausgebreitet finden konnte. Der erste Artikel des
schweinephilosophischen Katechismus beginnt mit der bedenkenswerten phy-
sikoteleologischen Feststellung: „Das Universum, so weit man vernünftiger-
weise schließen kann, ist ein unermeßlicher Schweinetrog", um dann im zwei-
ten Artikel fortzufahren: „Das sittlich Böse besteht in der Unerreichbarkeit des
Schweinefutters, das sittlich Gute in der Erreichbarkeit desselben." (Froude
1887, 2, 210).
3
Die Vorlage dieses Abschnitts ist GM III 3, KSA 5, 341-343.
430, 12-15 Denn dass man über ihn gelacht hat, möchte ich am wenigsten
bestreiten, Gottfried Keller auch nicht... Man möchte es nämlich wünschen, dass
der Wagnersche Parsifal heiter gemeint sei] GM III 3, KSA 5, 341, 28-30: „Man
könnte nämlich versucht sein, das Umgekehrte zu muthmaassen, selbst zu
wünschen, — dass der Wagner'sche Parsifal heiter gemeint sei".
Der Hinweis auf Gottfried Keller, der in der Vorlage fehlt, gibt Rätsel auf.
Nach brieflicher Mitteilung von Karl Grob, Historisch-Kritische Gottfried Keller-
Ausgabe, am 22. 03. 2010 finden sich weder in Kellers Werken noch in seinen
Briefen Hinweise auf Wagners Parsifal oder den Parzival-Stoff im Allgemeinen,
die N.s Bemerkung als Bezugnahme auf eine konkrete schriftliche Äußerung
Kellers lesen lassen. Grob vermutet, die Änderung von GM zu NW könnte in
N.s „genereller Einschätzung Kellers" begründet liegen: „Sieht man einmal
vom Freiheits- und mit ihm verbundenen Vaterlandspathos Kellers ab (und
auch dieses ist genau besehen nicht so ungebrochen, wie es hierzulande gerne
kolportiert wird), so gibt es wenig, worüber Keller sich nicht lustig gemacht
hat. Es ist ja durchaus denkbar, dass sich Nietzsche einfach an diese Grundhal-
tung Kellers erinnerte." (Karl Grob an den Verfasser, 22. 03. 2010) Vor 1889 ist
nur in zwei veröffentlichten Beiträgen Kellers von Wagner die Rede, zunächst
in einer unsignierten Rezension von Hermann Hettners Das moderne Drama
aus der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 30. 01. 1852, sodann im Essay Am
Mythenstein (1861), wo es heißt: „Es wäre die Aufgabe des Dichters, durch die
Zucht der Musik wieder eine rein und rhythmisch klingende Sprache zu finden,
ohne in Gehaltlosigkeit zu verfallen und sein Gedicht für die Lektüre werthlos
zu machen, die Aufgabe des Componisten dagegen, für ein solches Gedicht die
 
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