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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0811
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788 Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen

439, 1 Tout comprendre — c'est tout mepriser...] Fehlt in FW Vorrede
4. Abwandlung des von N. gerne zitierten Spruchs „tout comprendre — c'est
tout pardonner" (z. B. NL 1873, KSA 7, 29[57], 652; NL 1885/86, KSA 12, 1[42],
20 = KGW IX 2, N VII 2, 153, 23-37; NL 1886/87, KSA 12, 7[10], 298), den
Brobjer 2003a, 449 auch bei Hellwald 1883, 25 findet (vgl. Fornari 2009, 76,
Fn. 185). Freilich datiert der erste Nachweis bei N. vor der Erstausgabe von
Hellwalds Culturgeschichte. Nach KSA 14, 732 geht der Spruch in seinen
Variationen zurück auf Anne-Louise Germaine de Stael-Holsteins Corinne, ou
l'Italie (1807), wo es XVIII, 5 heißt: „tout comprendre rend tres indulgent".
In Alberts Essay über Sainte-Beuve, den N. in GD Streifzüge eines Unzeitge-
mässen 3 (KSA 6, 112, 15-113, 9) verwertete, steht nach der Bemerkung,
Sainte-Beuve hege eine Vorliebe für Madame Bovary, einen „realisme cru"
sowie die Abwesenheit des Ideals: „Le critique doit tout comprendre, dit-il,
se faire ä tout, ä tous." (Albert 1885, 2, 327, Lesespur N.s) Den Spruch
„comprendre — c'est egaler" bemühte N. im Nachlass übrigens auch gerne
(vgl. NK KSA 6, 61, 10-12); er hat ihn in Bourgets Essai über die Brüder
Goncourt unterstrichen (Bourget 1886, 148).
439, 2 zugegen ist?] FW Vorrede 4, KSA 3, 352, 14: „,zugegen ist?"'.
439, 3 aber ich] FW Vorrede 4, KSA 3, 352, 15: ,„aber ich".
439, 4 Philosophen!...] FW Vorrede 4, KSA 3, 352, 16: „Philosophen!".
439, 6 f. Vielleicht ist die Wahrheit ein Weib] Vgl. zu dieser häufig wiederkeh-
renden Metapher z. B. FW Vorrede zur zweiten Ausgabe 4, KSA 3, 20 u. JGB
Vorrede, KSA 5, 11 sowie Babich 1996. JGB 232, KSA 5, 170 f. bestreitet hingegen,
dass „das Weib" irgendein Interesse an der Wahrheit habe. Wagner wiederum
hatte behauptet, die Musik sei ein Weib, vgl. NK 424, 8-17.
439, 7 f. ihre Gründe nicht sehn zu lassen?...] FW Vorrede 4, KSA 3,
352, 19: „ihre Gründe nicht sehn zu lassen?".
439, 8 f. Vielleicht ist ihr Name, griechisch zu reden, Baubo?...] FW Vorrede
4, KSA 3, 352, 20: „Vielleicht ist ihr Name, griechisch zu reden, Baubo?..."
Baubo ist in der griechischen Mythologie, namentlich in den Eleusinischen
Mysterien eine Begleitfigur der Demeter, deren Name Bavßw etymologisch mit
dem derben Verb ßaußdw für „schlafen" und dem Substantiv ßawßa^ für „Bei-
lager" (Passow 1841, 497) assoziiert zu werden pflegt. Bei N. taucht Baubo,
nach der in Goethes Faust I immerhin auch eine Hexe benannt ist, nur in FW
Vorrede 4 bzw. NW Epilog auf. Es ist naheliegend, eine zeitgleiche Lektüre N.s
damit in Verbindung zu bringen, nämlich von Arnobius' Sieben Büchern wider
die Heiden V 25, wo geschildert wird, wie Baubo die um ihre Tochter trauernde
Ceres (Demeter) zunächst mit einem Getränk aufmuntern wollte, was ihr aber
 
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