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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Pöschl, Viktor [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0021
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

19

tet: Divo Caesari Divi lulii f(ilio) Augusto, I Ti(berio) Caesari Divi Au-
gusti f (ilio) Augusto I sacrum.13
In Wirklichkeit herrscht in der Forschung über den Vatikan-Obelis-
ken alles andere als Konsens. Die Zahl der Publikationen, in denen die
Probleme dieses Monuments erörtert werden, ist außerordentlich groß;
allein seit Magis 1963 erschienenem bahnbrechenden Aufsatz sind mehr
als 50 Beiträge zu zählen.14 In diesen wird einschließlich der Rekon-
struktion und sogar der Existenz der von Magi entdeckten Inschrift ei-
gentlich alles, was mit der Geschichte des Obelisken im Altertum zu tun
hat, kontrovers diskutiert. Ich möchte die wichtigsten dieser Probleme,
darunter auch mehrere bisher überhaupt nicht beachtete, systematisch
erörtern.
Eines muß dabei freilich vorweggenommen werden: Es ist zwingend
davon auszugehen, daß sich die oben angeführten literarischen und epi-
graphischen Quellen auf ein und dasselbe Monument beziehen. Gele-
gentlich wurde nämlich selbst diese Tatsache in Zweifel gezogen, indem
in der Forschung die Ansicht vertreten wurde, daß Plinius und die weite-
ren literarischen Quellen nicht von dem Obelisken sprechen, der heute
auf dem Petersplatz steht, sondern von einem anderen, der verschollen
ist.15 Das Gegenteil ist freilich - dank des Berichtes von Domenico Fon-
tana über den Transport des Monumentes von seinem früheren Aufstel-
lungsplatz zu der Piazza di S. Pietro, der Zeichnungen aus der Zeit der
Renaissance über die ehemalige Aufstellung des Obelisken und der Er-
gebnisse von Ausgrabungen im Bereich seines antiken Fundamentes -
so eindeutig und wurde in der Forschung so klar herausgestellt,16 daß
eine erneute Erörterung dieser Frage nicht mehr notwendig erscheint.
Es bleiben auch so genug Probleme übrig. Die Antworten werden an
mehreren Stellen unweigerlich hypothetisch bleiben, was bei der ungün-
stigen Quellenlage überhaupt nicht anders möglich ist; es kommt jedoch
darauf an, anstelle unwahrscheinlicher Kombinationen plausible Hypo-
thesen zu finden, die in Verbindung mit den gesicherten Fakten eine
logische Kette bilden.
13 CIL VI 882 cf. 31191; siehe auch bes. Ae. Hübner, Exempla Nr. 78; ILS 115.
14 Vgl. hierzu die Bibliographie auf S. 9ff., in der die ältere Literatur unvollständig ange-
führt wird (zur älteren Literatur vgl. den Hinweis in Anm. 2).
15 C. Cecchelli, Capitolium 25,1950, 53ff.; J. M. C. Toynbee, JRS 43,1953, 12; siehe auch
J. Toynbee - J. Ward Perkins, The Shrine of St. Peter 20ff. Anm. 34.
16 Siehe bes. F. Castagnoli, Rend. Pont. Acc. 32,1959/60, 97ff. und E Magi, ebd. 45,1972/
73, 37ff., außerdem die weitere Literatur in Anm. 195.
 
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