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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0041
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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auf, daß die Worte forum lulium fecit nichts anderes zum Ausdruck
bringen sollten als die Nostalgie oder die Angeberei des Gallus, der
nach der Notiz des Hieronymus aus einer Stadt namens Forum luli
stammte.63
Auch sonst fehlte es nicht an Stimmen, nach denen der Vatikan-Obe-
lisk im ganzen und die Widmungsinschrift im besonderen als ein Zeichen
des Größenwahns des Gallus zu betrachten seien, der, wie Cassius Dio
berichtet, in Ägypten überall seine Statuen errichten und seinen Namen
auf die Pyramiden schreiben ließ.64 Doch selbst die dreisprachige Sieges-
inschrift des Gallus aus Philae, die gerne als Beweis für seine krankhafte
Ruhmessucht zitiert wird, steht trotz aller überschwenglichen Formulie-
rungen klar in der Tradition römischer Elogien. Die Inschrift auf dem
Vatikan-Obelisken muß freilich noch deutlicher römischen Normen ent-
sprochen haben, denn hier ließ Gallus nicht wie in Philae seine eigenen
Taten verewigen, sondern führte die Errichtung eines öffentlichen Bau-
werkes mit den Worten iussu Imp(eratoris) Caesaris Divi f(ili) unmiß-
verständlich auf den Befehl seines Herrschers zurück, und zwar zu ei-
nem Zeitpunkt, als dieser sich noch in Ägypten befand. Mag also das
Monument auch noch so neuartig sein, die Inschrift muß sich trotzdem
irgendwie in die epigraphische Tradition Roms einfügen. Dies muß zu-
Highet bei F. Bömer, Gymnasium 73, 1966, 240. Eine Kopie des Caesarforum in Ägyp-
ten: St. Weinstock, Divus Julius 82. Mehrere Möglichkeiten halten offen P. M. Fraser,
Alexandria II 97 Anm. 218 (Siedlung in Ägypten oder „a public forum or agora in a
city“, vielleicht die Sebaste Agora von Alexandria oder das Forum von Nikopolis); C.
Salvaterra, Aegyptus 67, 1987, 171 ff. (am ehesten eine Forum-Anlage vermutlich ent-
weder in Alexandria oder in Nikopolis); vgl. auch M. Treu, Chiron 3, 1973, 226.
63 Solche Spekulationen finden sich schon bei F. Magi, Studi Romani 11, 1963, 55 und bei
E. Hartmann, Gymnasium 72, 1965, 3; vgl. R. D. Anderson - P. J. Parsons - R. G. M.
Nisbet, JRS 69, 1979, 154. Geburtsort des Gallus: Hier., Chron. (ed. R. Helm) p. 164
(27 v. Chr.): Cornelius Gallus Foroiuliensis poeta. Die Gleichsetzung der Stadt ist um-
stritten. Siehe bes. R. Syme, Class. Quart. 32, 1938, 39ff. = Roman Papers I 47ff.; J.
Schwartz, in: Hommages ä Albert Grenier 1398; F. Bömer, Gymnasium 72, 1965, 8f.;
J.-P. Boucher, Caius Cornelius Gallus 8ff.; S. Mazzarino, Quaderni Catanesi 3, 1980,
20f. Anm. 21; vgl. noch F. Vittinghoff, Kolonisation 104; L. Winniczuk, Eos 1959/60,1,
127; O. Montevecchi, in: ANRW II 10.1 (1988) 431; P. Bureth, ebd. 501.
64 Dio 53, 23, 5. Über die Maßlosigkeit und Selbstherrlichkeit des Gallus, wofür auch der
Obelisk sprechen soll, siehe E. Hartmann, Gymnasium 72, 1965, 2f., ferner ebd. 7, wo
es heißt, daß Gallus „seine Obelisken nicht zur Weihung, sondern als Denkmal seiner
selbst“ setzte; ähnlich auch H. Volkmann, ebd. 329f.; vgl. dens., Gymnasium 74, 1967,
503. „Vanity“: G. Highet bei F. Bömer, Gymnasium 73, 1966, 240. Gegen eine solche
Interpretation der Inschrift auf dem Obelisken richtig E. A. Judge, in: Akten des VI.
Internat. Kongresses für Griechische und Lateinische Epigraphik 572.
 
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