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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0042
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Geza Alföldy

mindest folgendes bedeuten: Erstens können die einzelnen Worte kei-
nen anderen Sinn haben als in anderen epigraphischen Texten, d. h., mit
forum kann kein Bauwerk bezeichnet werden, das sonst immer anders
heißt, und das Prädikat fecit muß auf ein bereits im wesentlichen abge-
schlossenes Bauvorhaben, nicht etwa auf den Beginn eines architektoni-
schen Projektes hinweisen. Als nächste Parallele älteren Datums kann
die Inschrift des P Popillius Laenas, des Konsuls von 132 v. Chr., aus
Forum Popili in Lukanien gelten, in der es heißt: Forum aedisque popli-
cas heicfeceif5 Zweitens: Da wir es nicht wie bei der Inschrift aus Philae
mit einem Elogium, sondern ganz offensichtlich mit einer Bauurkunde
zu tun haben, die nicht zufällig auf zwei einander gegenüberstehenden
Seiten des Obelisken angebracht war, ist es evident, daß sich dieser Text
nicht auf irgendein fernes Bauwerk in Rom, in Gallien oder sonstwo
bezog, sondern auf den architektonischen Komplex, zu dem der Obelisk
hinzugehörte. Darüber hinaus liegt es nahe, daß das Monument mit sei-
ner lateinischen Inschrift an einem Ort stand, wo mit einem Publikum zu
rechnen war, das einen solchen Text verstand.
Nach diesen Kriterien dürften die meisten angeführten Deutungsver-
suche für das Forum lulium entfallen. Es kann weder das Caesarforum
in Rom noch die Stadt Forum luli in der Gallia Narbonensis sein. Dieser
zuletzt erwähnte Identifikationsversuch entfällt freilich auch aus chro-
nologischen Gründen65 66 und ist schon deshalb abzulehnen, weil für einen
solchen Gründungsakt nicht forum fecit, sondern coloniam deduxit der
passende Ausdruck wäre.67 Deshalb kann man auch nicht an die Grün-
dung einer römischen Militärkolonie in Ägypten denken, ganz zu
schweigen davon, daß es kaum statthaft ist, dort eine nirgends bezeugte
römische Stadt zu postulieren. Abwegig ist auch die Beziehung der In-
schrift auf ein von Oktavian gegründetes Legionslager in Ägypten:
Auch wenn die Principia der Militärlager in der römischen Literatur hie
und da mit den Fora von Städten verglichen werden, heißen die Festun-
gen und ihr Zentralbau nie/orum.68 Zurückzuweisen ist aber auch die
65 CIL I2 638 cf. p.725. 833. 922 = CILX6950cf. p. 1019 = ILS23 = ILRRP454 (zitiert als
Parallele für die Gallus-Inschrift schon von H. Volkmann, Gymnasium 74, 1967, 502f.
und P.M. Fraser, Alexandria II 97 Anm. 218). Vgl. auch CIL XI 7431 = AE 1911, 184
(Ferentum) forum et Augusteum . . . s(ua) p(ecunia) f(aciendum) c(uravit).
66 Siehe R. Syme, Class. Quart. 32, 1938, 40 = Roman Papers I 49 und F. Börner, Gymna-
sium 72, 1965, 8; vgl. F. Vittinghoff, Kolonisation 67 und 100.
67 Vgl. hierzu die literarischen und epigraphischen Belege in TLL V (1910) 273.
68 Zum Vergleich der Principia mit den Fora siehe jetzt G. Alföldy, Fundberichte aus
Baden-Württemberg 14, 1989, 314f. mit weiterer Literatur.
 
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