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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Pöschl, Viktor [Honoree]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0043
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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seit H. Volkmann mehrfach geäußerte Hypothese, das Forum lulium sei
eine zivile Anlage in der Stadt Nikopolis gewesen, da diese Stadt in den
Quellen auch unter dem Namen luliopolis erscheint.69 70 Nikopolis, ein
östlicher Vorort von Alexandria, verdankte seine Entstehung dem ent-
scheidenden Sieg, den Oktavians Streitkräfte dort über die Truppen von
Antonius und Kleopatra unmittelbar vor ihrem Einmarsch in Alexan-
dria errangen?" Wie soll es möglich gewesen sein, daß dort bereits
einige Wochen später eine so prachtvolle Forum-Anlage fertiggestellt
wurde, daß man es für erforderlich hielt, dieses Bauwerk durch die Auf-
stellung eines Obelisken zu verewigen? Wir sollten uns daran erinnern,
daß das Caesarforum in Rom 46 v. Chr. erst acht Jahre nach seiner Pro-
jektierung eingeweiht wurde und daß das Augustusforum eine beson-
ders lange Bauzeit benötigte: Der Tempel des Mars Ultor auf diesem
Forum wurde erst 40 Jahre nach dem Gelübde des Erben Caesars dedi-
ziert.71 Die Entstehung des Forum lulium ist kaum anders denkbar als
so, daß mit den Worten forum lulium fecit die Einweihung einer Forum-
Anlage gerühmt wurde, die bereits vor der Ankunft Oktavians und sei-
ner Truppen in Ägypten im wesentlichen fertiggestellt worden war und
die der neue Herrscher unter seinem eigenen Namen vollenden ließ.
Fazit: Das Forum lulium muß eine monumentale Platzanlage in einer
ägyptischen Stadt gewesen sein, in der ein solches Bauwerk bereits vor
30 v. Chr. projektiert und weitgehend fertiggestellt werden konnte und
in der es Bevölkerungsgruppen mit Lateinkenntnissen gab. Aufgrund
dieser Kriterien scheint es mir zwingend zu sein, das Forum lulium des
C. Cornelius Gallus in der Stadt zu lokalisieren, in der es - entweder
ohne hierfür Gründe zu nennen oder aber aufgrund verschiedener Ar-
gumente, die im folgenden systematisiert und vervollständigt werden -
schon von mehreren Forschern, insbesondere von F. Magi, J.-P. Bou-
cher und H. Hänlein-Schäfer, gesucht wurde:72 in Alexandria, der alten
und neuen Hauptstadt des Landes - in der es an Verwaltungspersonal
und Militär mit Lateinkenntnissen vom Beginn der römischen Herr-
schaft an nicht mangelte.73
69 H. Volkmann, Gymnasium 72, 1965, 329 mit den Belegen. Vgl. hierzu A. Calderini,
Dizionario I 1, 116.
70 H. Kees, RE XVII 1 (1936) 538.
71 F. Coarelli, Rom 103 f. und 107.
72 Siehe hierzu die Literatur in Anm. 62.
73 Andere offizielle Inschriften wurden in Alexandria allerdings sowohl in griechischer als
auch in lateinischer Sprache verfaßt, siehe etwa die Widmungsinschrift auf dem heute in
New York stehenden Obelisken aus dem Caesareum (13/12 v. Chr.), siehe S.52 mit
 
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