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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0048
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Geza Alföldy

klar um den späteren Kaisertempel von Alexandria. Untermauert wird
diese Gleichsetzung auch durch den Fund des Postamentes für eine Sta-
tue des Antonius mit einer 34 v. Chr. dedizierten Inschrift, das im Be-
reich des Caesareum zutage gekommen ist.89 Und mit dieser Auffassung
dürfte im Einklang stehen, daß Antonius selbst, wie wir von Cassius Dio
wissen, am Ende seines Lebens, nach der Schlacht von Actium, das sog.
Timoneion als sein letztes Refugium erbauen ließ: Um für diesen Palast
einen entsprechenden Platz zu finden, ließ er jene kurze Halbinsel des
Portus Magnus, auf der der Poseidontempel stand, nach Nord-Nordwe-
sten durch eine Mole verlängern und deren Spitze so verbreitern, daß
dort Platz für einen Palast vorhanden war (vgl. Abb. 11).90 Militärische
Überlegungen lagen dieser merkwürdigen Platzwahl kaum zugrunde.
Unverkennbar ist vielmehr der architektonische Bezug zwischen dem
Timoneion und dem oben erwähnten Kultbezirk, denn der Blick aus
diesem Palast richtete sich in südlicher Richtung über die Bucht, die die
Mole und die Küstenlinie bildeten, und über die Schiffanlegeplätze auf
den neuen Tempel. Es ist ein verlockender Gedanke, daß der geschei-
terte und zum Misanthropen gewordene Thronprätendent seinen letz-
ten Wohnsitz mit unmittelbarer Aussicht auf sein Heroon aufschlug, das
für seinen ewigen Ruhm errichtet wurde. Doch wie dem auch sei, aus
der Errichtung des Timoneion folgt zwingend, daß im zentralen Bereich
des Portus Magnus von Alexandria kurz vor der Eroberung Ägyptens
durch Oktavian umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt wurden, die
letztlich darauf zielten, hellenistische Bautraditionen in den Dienst der
Verherrlichung eines Römers zu stellen. Was auch immer wir in den
Taeger, Charisma. Studien zur Geschichte des antiken Herrscherkultes II (Stuttgart
1960) 94 Anm. 37, nach dem es sich hier um das Grab des Antonius handelt (vgl. dage-
gen H. Hänlein-Schäfer, a.a. O., ferner A. Adriani, a.a.O.). Von einem Tempel für
lulius Caesar in Alexandria wissen wir sonst nichts (die Angabe bei Mal. [CSHB 1831]
IX 217 beruht auf einem Irrtum, vgl. A. Adriani, a. a. O. 64); siehe K. Tuchelt, Istanbu-
ler Mitt. 31, 1981, 168ff. Die Angabe bei Suet., Aug. 17,5, wonach Antyllus zu einer
Statue des Divus lulius flüchtete, hilft uns wenig; die Statue kann nicht nur in einem
Heroon Caesars, sondern auch in einem Heroon zu Ehren des Antonius gestanden
haben (vgl. H. Hänlein-Schäfer, a.a.O.; nicht überzeugend dagegen D. Fishwick,
AJAH 9, 1984, 132).
89 IGRR I/II 1054 = E. Breccia, Catalogue Nr. 42, zur Lesung siehe R M. Fraser, JRS 47,
1957, 71 ff. Vgl. A. Adriani, Repertorio I-II 214; H. Hänlein-Schäfer, Veneratio Augu-
sti 209.
90 Strabo 17,1,9 (C 794) und Plut., Ant. 69. 71; siehe A. Adriani, Repertorio I-II 255;
P. M. Fraser, Alexandria 124 und II 66 Anm. 153. Vgl. H. Bengtson, Marcus Antonius
247.
 
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