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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0062
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Geza Alföldy

scheinlichkeit darauf zielte, in Alexandria eine Sonnenuhr gerade dieser
Art zu errichten. Von Plinius erfahren wir, daß - um 14 n. Chr. - ein
Präfekt Ägyptens, M. Magius Maximus, den bisher im Arsinoeion
aufgestellten Obelisken auf das eigentliche Forum Alexandrias, also
anscheinend gerade auf die alte Agora, hinüberschaffen und dort neu
aufstellen ließ, wobei er vorhatte, auf der Spitze dieses Obelisken ein
fastigium auratum anzubringen, seine Absicht dann jedoch nicht ver-
wirklichte.123 Das Bruchstück eines Obelisken, das im 19. Jahrhundert
nicht weit von diesem Platz, nordöstlich von der Kreuzung der heutigen
Straßen El-Horrya (früher Rosette) und Danial zutage kam,124 gehörte
möglicherweise zu diesem Monument. Mit fastigium auratum kann
schwerlich etwas anderes gemeint gewesen sein als die uns vom Vatikan-
Obelisken und vom Montecitorio-Obelisken (und sonst noch von den
Monumenten in der Villa Celimontana und in Florenz) bekannte Bekrö-
nung mit der vergoldeten Kugel und dem vergoldeten Dorn, die Plinius
in der Beschreibung des Montecitorio-Obelisken pila aurata nennt.12-1
Warum wollte Maximus den neu aufgestellten Obelisken auf dem Stadt-
forum Alexandrias mit einer solchen Spitze versehen? Die Frage erhält
ein besonderes Gewicht, wenn wir beachten, daß der Vatikan-Obelisk,
123 Plin., N. h. 36,68f.: Hicfuit in Arsinoeo positus a rege supra dicto [= Ptolemaios Phila-
delphos] munus amoris, coniuge eademque sorore Arsinoe. Inde eum navalibus incom-
modum Maximus quidam praefectus Aegypti transtulit in forum, reciso cacumine, dum
vult fastigium addere auratum, quod postea omisit. Siehe hierzu auch S. 86. Maximus
wird allgemein und sicher zu Recht mit M. Magius Maximus identifiziert, der Ägypten
12-15 als Präfekt verwaltete. Vgl. R. Bennet, Prefects 43ff.; G. Bastianini, ZPE 17,
1975, 269; P. A. Brunt, JRS 65, 1975, 142; G. Bastianini, ZPE 38, 1980, 76 Anm. 1; J.
Schwartz, ZPE 48,1982,189f.; PIR2 M 89; P. Bureth, in: ANRWII 10.1 (1988) 476; G.
Bastianini, ebd. 504. Die auf Philo, In Flaccum 10,74 gestützte Ansicht, wonach Maxi-
mus zweimal (das erste Mal kurz nach der Zeitwende) Präfekt Ägyptens war, ist kei-
neswegs zwingend, siehe J.C. Rea, Chronique d’Egypte 43, 1968, 365ff. mit einer
naheliegenden Verbesserung des überlieferten Textes bei Philo (dagegen P. M. Fraser,
Alexandria II 1109). Sicher bezeugt ist Maximus als Präfekt des Landes durch eine
Serie von Inschriften aus dem ersten Regierungsjahr des Tiberius, d. h. 14/15, siehe G.
Wagner, Bull. Inst. Fr. Arch. Or. 70, 1971, 21 ff. Nr. 1-8 = Bull. Epigr. 1974, 329 Nr.
701. Das Forum, wohin Maximus den Obelisken aus dem Arsinoeion versetzen ließ,
dürfte nach P. M. Fraser, Alexandria II 96 Anm. 218, das Forum Augusti = die Sebaste
Agora gewesen sein. Dieses Forum wird allerdings in den übrigen Quellen ausdrück-
lich mit dem Namen des Augustus bezeichnet (siehe S. 42 mit Anm. 76), offenbar damit
es von dem alten Forum Alexandrias, d.h. der hellenistischen Agora, unterschieden
werden konnte.
124 H. de Vaujany, Recherches 30.
123 Plin., N. h. 36,72. Vgl. A. Adriani, Repertorio I-II 208. Zur Terminologie vgl. noch die
in Anm. 114 zitierte Stelle Ammians.
 
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