Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom
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wie noch gezeigt wird, gerade zu diesem Zeitpunkt eine neue Wid-
mungsinschrift erhielt.126 Die Annahme ist verlockend, daß Maximus
auf dem Stadtforum Alexandrias eine monumentale Sonnenuhr errich-
ten wollte, deren Vorbild eine ähnliche Sonnenuhr mit dem Gallus-Obe-
lisken als Zeiger auf dem neuen Forum der Stadt war-wobei der Präfekt
zugleich die ältere Sonnenuhr erneuern ließ.
Nach unseren bisherigen Kenntnissen war die erste monumentale
Sonnenuhr mit einem Obelisken als Gnomon das 10/9 v. Chr. einge-
weihte Solarium Augusti auf dem Marsfeld in Rom, ein Werk des Ma-
thematikers Novius Facundus. Aus dem oben angeführten Bericht des
Plinius über diese Sonnenuhr und über seinen ingeniösen Baumeister,
der den Montecitorio-Obelisken mit einer Kugel auf der Spitze als Gno-
mon einsetzte, geht freilich nicht hervor, daß Facundus auf überhaupt
kein Vorbild zurückgreifen konnte. Vielmehr spricht die Beschriftung
des Solarium Augusti dafür, daß das großartige Vorhaben nach dem
Vorbild einer ähnlichen monumentalen Sonnenuhr in der griechischen
Welt verwirklicht wurde. Die Widmungsinschrift des Montecitorio-
Obelisken wurde - mit dem gleichen Text, den auch der Obelisk auf der
Spina des Circus Maximus trug - in lateinischer Sprache verfaßt;127 die
Beschriftung der Lineatur auf dem monumentalen Uhrfeld erfolgte je-
doch, wie wir aus ihrer Erneuerung unter Domitian wissen, in griechi-
scher Sprache, obwohl der Name des Konstrukteurs Novius Facundus
nicht dafür spricht, daß dieser ein gebürtiger Grieche aus dem Osten des
Imperium Romanum war. Der Inhalt der Beschriftung, die beispiels-
weise die Namen von Sternbildern wie Kptög, Accov, Hapffevog und
Taüpog sowie Hinweise auf einen Kalender wie fHpoug ap/fj und ett|-
oiat nccuovTai, enthielt,128 erforderte nicht zwingend den Gebrauch der
griechischen Sprache, ganz zu schweigen davon, daß in Rom nur gebil-
dete, des Griechischen mächtige Menschen diese Texte verstehen konn-
ten. Auf jeden Fall sollte man bei der Beschriftung einer solchen öffent-
lichen Einrichtung gerade in Rom den Gebrauch des Lateinischen
erwarten. Die Verwendung des Griechischen kann schwerlich anders
erklärt werden als durch die Annahme, daß für diese Beschriftung in der
gleichen Sprache ein Vorbild existierte, das natürlich nur im griechisch
sprechenden Osten gesucht werden kann.129 Dieser Schluß ergibt sich
126 Siehe S. 82ff.
127 Siehe Anm. 101.
128 E. Buchner, Röm. Mitt. 87, 1980, 359 = Sonnenuhr 63, außerdem Sonnenuhr 79;
ders., in: Kaiser Augustus 243.
129 Zu einer ähnlichen Schlußfolgerung ist schon F. Coarelli, Roma sepolta 90f., gelangt,
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wie noch gezeigt wird, gerade zu diesem Zeitpunkt eine neue Wid-
mungsinschrift erhielt.126 Die Annahme ist verlockend, daß Maximus
auf dem Stadtforum Alexandrias eine monumentale Sonnenuhr errich-
ten wollte, deren Vorbild eine ähnliche Sonnenuhr mit dem Gallus-Obe-
lisken als Zeiger auf dem neuen Forum der Stadt war-wobei der Präfekt
zugleich die ältere Sonnenuhr erneuern ließ.
Nach unseren bisherigen Kenntnissen war die erste monumentale
Sonnenuhr mit einem Obelisken als Gnomon das 10/9 v. Chr. einge-
weihte Solarium Augusti auf dem Marsfeld in Rom, ein Werk des Ma-
thematikers Novius Facundus. Aus dem oben angeführten Bericht des
Plinius über diese Sonnenuhr und über seinen ingeniösen Baumeister,
der den Montecitorio-Obelisken mit einer Kugel auf der Spitze als Gno-
mon einsetzte, geht freilich nicht hervor, daß Facundus auf überhaupt
kein Vorbild zurückgreifen konnte. Vielmehr spricht die Beschriftung
des Solarium Augusti dafür, daß das großartige Vorhaben nach dem
Vorbild einer ähnlichen monumentalen Sonnenuhr in der griechischen
Welt verwirklicht wurde. Die Widmungsinschrift des Montecitorio-
Obelisken wurde - mit dem gleichen Text, den auch der Obelisk auf der
Spina des Circus Maximus trug - in lateinischer Sprache verfaßt;127 die
Beschriftung der Lineatur auf dem monumentalen Uhrfeld erfolgte je-
doch, wie wir aus ihrer Erneuerung unter Domitian wissen, in griechi-
scher Sprache, obwohl der Name des Konstrukteurs Novius Facundus
nicht dafür spricht, daß dieser ein gebürtiger Grieche aus dem Osten des
Imperium Romanum war. Der Inhalt der Beschriftung, die beispiels-
weise die Namen von Sternbildern wie Kptög, Accov, Hapffevog und
Taüpog sowie Hinweise auf einen Kalender wie fHpoug ap/fj und ett|-
oiat nccuovTai, enthielt,128 erforderte nicht zwingend den Gebrauch der
griechischen Sprache, ganz zu schweigen davon, daß in Rom nur gebil-
dete, des Griechischen mächtige Menschen diese Texte verstehen konn-
ten. Auf jeden Fall sollte man bei der Beschriftung einer solchen öffent-
lichen Einrichtung gerade in Rom den Gebrauch des Lateinischen
erwarten. Die Verwendung des Griechischen kann schwerlich anders
erklärt werden als durch die Annahme, daß für diese Beschriftung in der
gleichen Sprache ein Vorbild existierte, das natürlich nur im griechisch
sprechenden Osten gesucht werden kann.129 Dieser Schluß ergibt sich
126 Siehe S. 82ff.
127 Siehe Anm. 101.
128 E. Buchner, Röm. Mitt. 87, 1980, 359 = Sonnenuhr 63, außerdem Sonnenuhr 79;
ders., in: Kaiser Augustus 243.
129 Zu einer ähnlichen Schlußfolgerung ist schon F. Coarelli, Roma sepolta 90f., gelangt,