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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0067
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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den Herrschertempel getrennt waren, während auf dem Marsfeld der
Blick vom Montecitorio-Obelisken auf die beiden kleineren Obelisken
am Eingang des Mausoleum Augusti frei war: Diese spätere Komposition
nutzte im Gegensatz zu dem vermutlichen Vorbild bewußt die Möglich-
keiten der optischen Wirkung, die sich aus der Aufstellung eines kleine-
ren Obeliskenpaares gegenüber einem größeren Obelisken ergaben.
Es ist also durchaus plausibel, daß der Gallus-Obelisk in Alexandria
zu einer ähnlichen monumentalen Sonnenuhr gehörte wie der Monteci-
torio-Obelisk in Rom und daß das Solarium Augusti auf dem Marsfeld
dieser früheren Sonnenuhr nachempfunden wurde. Man könnte freilich
die Frage stellen, warum wir über die Existenz einer derartigen monu-
mentalen Sonnenuhr in Alexandria in den literarischen Quellen keiner-
lei Informationen finden. Hierzu sei zunächst angemerkt, daß in der
antiken Literatur selbst ein solches Wunderwerk wie das Solarium Au-
gusti in Rom kaum dokumentiert ist: Der einzige antike Autor, der uns
über diese Sonnenuhr informiert, ist Plinius.138 Im Falle Alexandrias
würde man eine Erwähnung zunächst von Strabo, der Alexandria 25-24
v. Chr. besuchte und die Topographie der Stadt nach seinen persönli-
chen Eindrücken beschrieb, erwarten.139 Bei ihm bleiben freilich viele
topographische Einzelheiten, die man heute als wichtig empfindet, un-
erwähnt; dazu gehören gerade die öffentlichen Plätze Alexandrias, da er
weder die hellenistische Agora noch das neue Forum anführt.140 Selbst
das Kaisarion ist bei ihm nur beiläufig genannt, und wir können davon
ausgehen, daß alle Einzelbauten, die sich in diesem Kultbezirk befan-
den, unter dem erwähnten Oberbegriff subsumiert werden.141 Ähnlich
könnte man sich fragen, weshalb Philo in seiner ausführlichen Schilde-
rung dieses Kultbezirkes nichts von einer Sonnenuhr sagt. Philo schrieb
jedoch seine berühmte Stelle über das Sebasteion unter Caligula, als der
Gallus-Obelisk nach Rom gebracht wurde und die vermutete Sonnen-
uhr allem Anschein nach überhaupt nicht mehr existierte.142 Plinius
schließlich interessierte sich vor allem für die Probleme und Lösungen
138 Siehe S.55f.
139 Topographie: Strabo 17,1,6-10 (C 791-795); Strabos Besuch in Alexandria: A. Adriani,
Repertorio I II 40 Anm. 37 und 65.
140 Siehe dazu P. M. Fraser, Alexandria I 30.
141 Strabo 17,1,9 (C 794). Die großen Plätze kultischer Repräsentation werden an einer
anderen Stelle zusammenfassend erwähnt: e/el ö’f] rtoktg reuevr] re xoivd xodAtcrra,
17,1,8 (C 793).
142 Philo, Leg. ad Gai. 151; vgl. S. 43. Zum Schicksal des Obelisken und der vermuteten
Sonnenuhr siehe S. 88 f.
 
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