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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0068
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Geza Alföldy

beim Transport von Obelisken und für die Funktionen der von ihm als
besonders wichtig erachteten Monumente zu seiner eigenen Zeit; dem-
entsprechend galt sein Interesse auch im Zusammenhang mit dem Vati-
kan-Obelisken einerseits der Frage, wie dieser aus Ägypten nach Rom
gebracht wurde, andererseits der Tatsache, daß dieses Monument in
Rom im Vatikanischen Zirkus als Markierung diente - und nicht der
Frage, welche Funktion es seinerzeit in Ägypten erfüllt hatte. Über die-
ses zuletzt erwähnte Problem war er anscheinend überhaupt nicht infor-
miert. Seine Interessen und Kenntnisse über die Obelisken waren jeden-
falls begrenzt; bezeichnenderweise verlor er über die beiden Obelisken,
die in Rom vor dem Mausoleum des Augustus standen, kein einziges
Wort.143
Falls der Gallus-Obelisk, wie hier vermutet wird, der Gnomon einer
monumentalen Sonnenuhr in Alexandria war, dann ist es natürlich klar,
daß diese Konstruktion kein Werk des C. Cornelius Gallus gewesen sein
kann. Spätsommer und Frühherbst des Jahres 30 v. Chr. hätten für die
Errichtung einer Sonnenuhr dieser Art ebensowenig ausgereicht wie für
den Bau eines Forum lulium: Für die Schaffung des Solarium Augusti in
Rom benötigte man, wie Buchner berechnete, dreieinhalb Jahre.144
Gallus und sein Herr könnten also auch in dieser Hinsicht höchstens eine
bereits weitgehend fertiggestellte Anlage für sich reklamiert haben.
Sollte diese Hypothese richtig sein, dann wird die Vorbildfunktion der
Bauprogramme in Alexandria unter Antonius und Kleopatra für die Re-
präsentationsarchitektur im augusteischen Rom noch deutlicher als bis-
her. Die Idee des Augustus, für sich in Rom ein monumentales Grab
errichten zu lassen, das alle bisherigen Grabbauten übertreffen sollte,
ging, wie K. Kraft gezeigt hat, auf das Vorbild der Grabstätte für Anto-
nius in Alexandria zurück, deren um 32 v. Chr. bereits fortgeschrittene
Bauarbeiten den Gegner in Rom veranlaßten, hierzu ein Gegenstück zu
schaffen.145 Bei der Entscheidung des Princeps, Obelisken als Mittel für
seine Herrschaftsrepräsentation zu verwenden, stand offensichtlich
ebenfalls ein alexandrinisches Bauprogramm Pate - mit dem Vatikan-
Obelisken im Mittelpunkt des zu Ehren des Antonius zu errichtenden
Platzes. Es liegt jedoch nahe, daß darüber hinaus auch der schöpferische
Gedanke, die monumentale Grabstätte des Obelisken als Gnomon zu

143 D. Böschung, Hefte des Arch. Seminars der Univ. Bern 6, 1980, 39.
144 E. Buchner, Röm. Mitt. 83, 1976, 358ff. = Sonnenuhr 48ff.
145 K. Kraft, Historia 16, 1967, 189ff. = Gesammelte Aufsätze 29ff.; vgl. auch P. Zänker,
Augustus und die Macht der Bilder 80; H. von Hesberg, in: Kaiser Augustus 248.
 
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