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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0075
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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augusteische „Klassik“ mit ihren majestätischen und wohlproportio-
nierten Bauwerken erforderte auch eine entsprechende Beschriftung
dieser Bauten mit besonders auffälligen, monumentalen und ästhetisch
perfekten Buchstaben. Vor allem aber ist daran zu erinnern, daß im
Jahre 17 v. Chr. durch die ludi saeculares das neue aureum saeculum
eingeläutet wurde. Das neue Rom dieses Goldenen Zeitalters galt als
aurea Roma, seine prächtigsten Bauwerke, die den Glanz des Zeitalters
widerspiegeln sollten, hießen aurea templa/1" Für die Inschriften, die
zur Verherrlichung des Goldenen Zeitalters, der Goldenen Stadt und
der Goldenen Tempel am ehesten geeignet waren, empfahlen sich litte-
rae aureae.
Wie die Sonnenuhr auf dem Marsfeld entstand auch die neue Reprä-
sentationsepigraphik des augusteischen Prinzipates keineswegs aus dem
Nichts. Die Vorbilder dürften solche ältere Inschriften gewesen sein wie
die auf dem erwähnten Wasserbecken aus Lanuvium, vermutlich auch
ähnliche Inschriften mittelitalischer Städte vom Ende der Republik und
aus der Triumviratszeit. Die Innovation der augusteischen Zeit lag
darin, daß diese Technik für die Herstellung von Inschriften gezielt in
den Dienst der neuen Monarchie und ihres Schöpfers gestellt wurde: Da
diese Texte den Glanz der neuen Zeit zu verkünden hatten, wurden sie
regelmäßig für die feierliche Dokumentation monumentaler Bauwerke
verwendet und erhielten selbst ein monumentales Format. So betrug die
Höhe der bronzenen Buchstaben z. B. in der Bauinschrift des Mars Ul-
tor-Tempels 23cm, in der Inschrift des Cn. Calpurnius Piso in Lepcis
Magna 26 bis 30cm, in der Pavimentinschrift des L. Naevius Surdinus
auf dem Forum Romanum 38 cm und in der monumentalsten Inschrift
dieser Art in Rom, in der Bauinschrift des Pantheon mit dem Namen
von Agrippa (vgl. Taf. XIII 1), die allerdings erst unter Hadrian ent-
stand, um die 70cm.171
Als Ausgangspunkt für diese zuletzt erwähnte Entwicklung erweist
sich die Inschrift des C. Cornelius Gallus mit ihren aufwendigen, erha-
benen, 14 bis 15 cm hohen Buchstaben auf einem höchst ansehnlichen
Monument, dessen Errichtung von keinem anderen als dem künftigen
Augustus befohlen wurde. Es ist zwar durchaus denkbar, daß es gegen
30 v. Chr. weitere ähnliche, uns gänzlich unbekannte Inschriften gab;
das ändert jedoch nichts am innovativen und zugleich paradigmatischen
17,1 Zu dieser Symbolik siehe P. Gros, Aurea templa 42 mit den einschlägigen Autorenstel-
len und mit weiterer moderner Literatur.
171 Inschrift des Mars Ultor-Tempels: Anm. 162. Piso-Inschrift: Anm. 160. Inschrift des L.
Naevius Surdinus: Anm. 157. Pantheon-Inschrift: CIL VI 896 = ILS 129.
 
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