Metadaten

Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0077
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
lussu Imperatoris Caesaris

Nach allen bisherigen Beobachtungen zum innovativen Charakter des
Gallus-Monumentes drängt sich die Frage auf, ob sich seine Inschrift
nicht auch vom Text her als ein Novum in der römischen Epigraphik
erweist. Diese Frage scheint zunächst irrelevant zu sein: In seinem
Grundkonzept entspricht der Text mit dem Hinweis darauf, daß ein Stif-
ter für die Errichtung eines gemeinnützigen Bauwerkes sorgte, einer
alten Tradition. Und dennoch enthält diese Inschrift ein sehr wichtiges
neues Element, ohne daß dies bisher bemerkt worden wäre, nämlich
den Hinweis darauf, daß ein Stifter bei der Verwirklichung seines Vor-
habens einen Stellvertreter handeln ließ, der sich auf den Befehl seines
Herrn zu berufen hatte.
Am Anfang der Gallus-Inschrift steht unmißverständlich das Wort
iussu und nicht etwa wie in späteren ähnlichen Inschriften des Augustus
und auch seiner Nachfolger der mildernde Ausdruck ex auctoritate.172 In
der Republik fiel die höchste Befehlsgewalt dem Volk als Souverän zu;
dementsprechend lesen wir in den Dokumenten häufig die Formulie-
rung iussu populi o. ä.173 Die Entscheidungen des Senats und der örtli-
chen Dekurionenräte wurden nur selten als Befehle bezeichnet; übli-
cherweise hießen sie consultum, sententia, decretum, auctoritas.174 175 Wenn
einzelne Imperiumträger Befehle erteilten, dann handelten sie grund-
sätzlich im Auftrag des Volkes oder auch des Senats, nicht nach eigenem
Gutdünken.17'' Die frühesten uns bekannten epigraphischen Doku-
172 Einige Bemerkungen zum Gebrauch des Wortes iussu in der Gallus-Inschrift finden
sich bei H. Volkmann, Gymnasium 74, 1967, 503 mit Anm. 13 und bes. bei M.C.J.
Miller, Ancient World 13, 1986, 57. Auctoritas: Siehe bes. A. Magdelain, Auctoritas
principis (Paris 1947) 79 ff.
173 CIL I2 2659 cf. p. 831. 836 = ILLRP 129; CIL I2 834 cf. p. 728. 957 = CIL VI 1319 cf.
31599 und p. 3799 = ILS 862 = ILLRP 357; Cic., Att. 4,2,3; vgl. Pro Flacco 7,15. Aus
der Kaiserzeit siehe CIL VIII 12573. Vgl. hierzu Th. Mommsen, Staatsrecht III1, 150.
310. 312; S. Accame, DEp IV 1, 282f.
174 Befehl des Senats: CIL I2 1529 cf. p. 730. 840. 1003 = CIL X 5807 = ILS 5348 = ILLRP
528; RGDA 1. Zu den weiteren angeführten Begriffen siehe Th. Mommsen, Staats-
recht II 122; III 996. 1033. 1037f.
175 Ex senati consolto statui iusit: CIL I2 633. 634. 2501 = CIL V 2491. 2492 = ILLRP 476;
ähnlich auch CIL I2 636 = CIL V 2490 = ILLRP 477.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften