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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0087
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Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom

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Datum dieser Inschrift liegt also unmittelbar nach der am 17. September
14 n. Chr. erfolgten Konsekration des Augustus, und die Verbindung
der beiden Herrscher als Empfänger einer gemeinsamen Widmung er-
klärt sich durch dieses Datum: Hier wurde kurz nach dem Regierungs-
wechsel bekundet, daß dem neuen Herrscher die gleiche Treue der Un-
tertanen entgegengebracht wurde wie zuvor seinem göttlichen Vater. Es
dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß auch die sekundäre Inschrift des
Vatikan-Obelisken in den gleichen Zeitraum, d.h. ungefähr in den
Herbst des Jahres 14 n. Chr., gehört und ihre Entstehung dem gleichen
Motiv verdankt.
Der neue Widmungstext erweist sich deutlich als ein aktualisierter
Ersatz für die Gallus-Inschrift, die seinerzeit ebenfalls für die Verherrli-
chung der Monarchie konzipiert wurde. Das zeigt sich schon daran, daß
auch die neue Inschrift - in ihren beiden Fassungen - nur in lateinischer
Sprache verfaßt wurde. Den Namen und den Rangtitel des C. Cornelius
Gallus ließ man natürlich weg, und man verwandelte den Sinn des Tex-
tes, der von einer Stiftung des Herrschers berichtet hatte, in eine Erge-
benheitsbekundung, die nunmehr sowohl dem vergotteten Augustus als
auch seinem regierenden Nachfolger galt; unverändert blieb jedoch die
zentrale Aussage des Monumentes, nämlich der Hinweis auf die beson-
dere Verbundenheit der betreffenden Stadtgemeinde mit Roms Herr-
schern. Und es war nach wie vor Augustus, mit dessen Namen der Text
begann und dessen Verherrlichung das wichtigste Element der Inschrift
darstellte. Den Dedikanten war es anscheinend sogar noch bewußt, daß
der ursprüngliche Widmungstext den Namen des Begründers der Mon-
archie in Rom enthalten hatte. In den zahlreichen uns sonst bekannten
Dedikationen an den vergotteten Augustus steht die Widmung Divo
Augusto und nicht wie in der Inschrift des Vatikan-Obelisken Divo Cae-
sari Divi luliif(ilio) Augusto.199 Mit dieser alleinstehenden und zugleich
umständlichen Benennung wurde wohl beabsichtigt, den Begründer des
Prinzipates - in einer Weise, die seiner Umbenennung in Imperator
Caesar Augustus 27 v. Chr. und in Divus 14 n. Chr. Rechnung trug -
auch in der neuen Inschrift ähnlich zu bezeichnen, wie er im ursprüngli-
chen Text des Obelisken hieß: Dort lautete sein Name Imp(erator) Cae-
sar Divi f(ilius) und dann nochmals Caesar Divi f(ilius).
Das ermittelte Datum der sekundären Inschrift des Vatikan-Obelis-
ken führt uns auch noch zu einer weiteren Erkenntnis. Der Präfekt
Ägyptens und Alexandrias, ohne dessen Zustimmung und Oberaufsicht

199

Vgl. ILS III 1 p.259 (Divus Augustus Caesar: Siehe Anm. 198).
 
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