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Alföldy, Géza; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Pöschl, Viktor [Gefeierte Pers.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1990, 2. Abhandlung): Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom: ein historisches Monument der Antike ; vorgetragen am 9. Dezember 1989 ; Viktor Pöschl zum 80. Geburtstag gewidmet — Heidelberg: Winter, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.48160#0086
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Geza Alföldy

z.B. Forum, Curia, Basilica, Theater usw., welche von der Stadt-
gemeinde gestiftet wurden: In solchen Fällen war es durch den Auf-
stellungsplatz jedem klar, daß die Dedikation von der Gesamtheit der
Bürger vorgenommen wurde.196 Gerade ein Widmungstext, der wie der
unsrige mit dem Wort sacrum schloß, konnte die Huldigung einer Ge-
meinde für den Herrscher optimal zum Ausdruck bringen: Es handelte
sich nicht nur um die Bekundung der Loyalität der Dynastie gegenüber,
sondern um einen religiösen Akt, um eine „Weihung“ im Rahmen des
bereits fest organisierten Herrscherkultes.197 Das ehemalige forum lu-
lium, das nunmehr forum Augusti hieß und zu dem architektonischen
Komplex gehörte, dessen Zentrum der Kaisertempel von Alexandria
war, kann als der ideale Standort für ein Monument mit einer solchen
Widmungsinschrift gelten.
M. E. läßt sich das Datum dieser Inschrift einwandfrei ermitteln. Noch
niemand hat danach gefragt, weshalb der vergottete Augustus und Tibe-
rius als Herrscher zusammen Empfänger der Widmung waren. Wir ken-
nen viele Dedikationen an den vergotteten Augustus und zahlreiche Wid-
mungen an seinen Nachfolger, für eine ähnliche Verbindung dieser bei-
den Herrscher als Empfänger einer gemeinsamen Weihinschrift gibt es
jedoch nur eine einzige Parallele. Es handelt sich um eine - in zwei Exem-
plaren erhaltene-Inschrift aus Bigeste bei Narona in Dalmatien, die dem
Divus Augustus und seinem Nachfolger, gleichfalls mit der Widmung
sacrum, von den Veteranen errichtet wurde, die Tiberius unmittelbar
nach dem Tode seines Vorgängers, nach der pannonischen Militärrevolte
in den ersten Tagen der neuen Herrschaft, mit Land versorgt hatte.198 Das
196 Siehe hierzu G. Alföldy, Rev. de la Univ. Complutense 18, 1979, 203 und bes. dens.,
Römische Statuen 53.
197 Vgl. CILII 471. 2106. 2197. 2703 und dazu oben S. 80 mit Anm. 188; CILIII1769 = ILS
7176; CIL V852 = Inscr. It. X4,337 = G. Alföldy, Römische Statuen 87Nr. 42; CIL VIII
16456; CILX1238 = ILS 6347; CILX1615.1616; CILXI1923 = ILS 6614; CILXIII3570
= ILS 8898; EE VIII504 Nr. 280 = ILS 8895; AE1949,159 = IRT318; AE 1975,211; AE
1979, 169. Vgl. R. Syme, Epigr. Studien 8, 1968, 129 = Roman Papers II 129.
198 A. Betz, Untersuchungen zur Militärgeschichte der römischen Provinz Dalmatien (Ba-
den bei Wien 1938) 11 und M. Abramic, Bull. Inst. Arch. Bulg. 19, 1950, 235ff. (AE
1950, 44) = ILIug 113-114. Siehe hierzu G. Alföldy, Historia 13, 1964, 173. 175 -
Römische Heeresgeschichte. Beiträge 1962-1985. Mavors, Roman Army Researches
III (Amsterdam 1987) 304. 306, siehe noch ebd. 312; J. J. Wilkes, Dalmatia (London
1969) 105. 112f. 248. Vgl. noch die gemeinsame Widmung u.a. an Divus Augustus,
Tiberius und Livia aus Aphrodisias: AE 1947, 147, wohl ebenfalls kurz nach dem Tode
des Augustus. Vergleichbare Widmungen gibt es dann erst aus der Regierungszeit des
Claudius, siehe CIL III7061 = ILS 217 (an Divus Augustus Caesar, Tiberius und Clau-
dius), CIL VIII 26517 = AE 1899, 125 (Divus Augustus und Claudius).
 
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