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I. GUTACHTEN ZUR REKUSATION DES TRIENTER KONZILS
avnd anla onnutzen vnnd I 64°V'2° I Gott widerwertigen leuten geubet1 2 vnd ange-
legt werden.
Da wurtt der wahr glaubigen rewe der sunden, deß glaubens an V[nseren] H[errn]
Christum vnd der waren guten wercken, die Gott gepotten, nit vil gedacht.
Souil dann die Sacrament vnd deren gebrauch betrifft, ist auch keins, das derma-
ßen bey den Bapstlern gehandlet vnd gebraucht werde, Wie es der Herr beuolhen,
die Apostel dargegeben vnd die alte Apostolische kirchen gehalten haben vnnd es zu
vffbawung deß glaubens an Christum, V[nseren] H[errn], recht dienstlich seye bvnd
gehalten sollt werden.^
Dermaßen verrichten sie auch alle anndere Ceremonien.
Diß ist offenbar allen Christen, welche die H[eilige] schrifft, traditionen, der
Apostel lehre, Canonesc vnd haltung der alten Heyligen kirchen vnd Vetter gelesen
vnd glauben.
Will man dann auch die kirchen zucht ansehen am volck, and klosterleuten vnd
dem gantzen clero, so ists doch zumal alles verkert, das es nit woll verkörter5 könde
sein. Wie das alle die bekennen vnd klagen, die ettwas von göttlicher schrifft, auch
lehr vnd haltung der alten kirchen wißen. Ja, so verkeret, das der H[eilige] Bernar-
dus3 dis gesinde vnd besonders das zu Rom vor so langer zeit, bey 400 Jaren, kir-
chen verderber vnd, die nit Christo sonnder dem widerchrist dienen, Jnn einem
Concilio Jnn Jr angesicht gescholten hat.4
Nun wißen aber alle, die ettwas von Historien wißen, das dise leuth seither alle Jr
thun Jmmer mehr verderbet vnd verwustet haben, auch zum aller ernstlichsten dar-
nach trachten, wie sie sich Jnn solcher verkerung vnd verderbtem thun erhalten
vnnd Jmmer stercken, I I Nemlich, das sie mit allerley offenbarer Simonei die
Prelaturen vnd alle kirchen wurden5 vnd besoldungen bekommen vnd dieselbigen
zu allem weltlichem bracht vnd muttwillen6 vffs grewlichst mißbrauchen, die ge-
sunde lehre Christi vnd alle zucht vnd erbarkeyt damit zu verfolgen, zu vndertru-
cken vn dj rer Tiranney gentzlich zu vnderwerffen vnd gefangen zuhalten.
a) —a) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen für gestr.: vnnd; unter der Zeile ergänzt
und gestr.: von.
b) -b) von Bucer in der Zeile ergänzt.
c) Zeichensetzung: traditionen der Apostel, lehre Canones: a; traditionen der Apostel leer, Ca-
nones: c; keine Zeichen m b.
d) von Bucer in der Zeile ergänzt.
e) verkert: c.
1. von. Frühneuhochdt. WB i, Sp.980.
2. ausgeübt; begangen. Grimm 23 (= XI,2), Sp. 56.
3. Bernhard von Clairvaux (1090—1153), Zisterzienser, Kirchenlehrer und Begründer der mittel-
alterlichen Christusmystik. Vgl. LThK3 2, Sp. 268-270; TRE 5, S. 644-651; Bautz 1, Sp. 530-532.
4. Gemeint lst das Konzil von Reims vom März 1148 und die pseudo-bernhardinische Schrift
>Sermo ad Clerum m Concilio Remensi Congregatum<, c. 6 (PL 184, Sp. 1084). Darin sind Worte
Bernhards aus dessen >Sermo Super Cantica Canticorum<, 77,1,1 (Leclerq 2, S. 262) verarbeitet; vgl.
BDS 12, S. 388 Anm. 8 und 9. Bucer zitiert diese Passage vielfach; vgl. BOL 1, S. 102,5-9; BDS 5,
S.271,7-10; BDS 7, S.478,13-17; BDS 11,1, S. 120,17-20; BDS 12, S. 388,19-21.
5. Würden.
6. freiem Vergnügen. Grimm 12 (= VI), Sp. 2832 f.
I. GUTACHTEN ZUR REKUSATION DES TRIENTER KONZILS
avnd anla onnutzen vnnd I 64°V'2° I Gott widerwertigen leuten geubet1 2 vnd ange-
legt werden.
Da wurtt der wahr glaubigen rewe der sunden, deß glaubens an V[nseren] H[errn]
Christum vnd der waren guten wercken, die Gott gepotten, nit vil gedacht.
Souil dann die Sacrament vnd deren gebrauch betrifft, ist auch keins, das derma-
ßen bey den Bapstlern gehandlet vnd gebraucht werde, Wie es der Herr beuolhen,
die Apostel dargegeben vnd die alte Apostolische kirchen gehalten haben vnnd es zu
vffbawung deß glaubens an Christum, V[nseren] H[errn], recht dienstlich seye bvnd
gehalten sollt werden.^
Dermaßen verrichten sie auch alle anndere Ceremonien.
Diß ist offenbar allen Christen, welche die H[eilige] schrifft, traditionen, der
Apostel lehre, Canonesc vnd haltung der alten Heyligen kirchen vnd Vetter gelesen
vnd glauben.
Will man dann auch die kirchen zucht ansehen am volck, and klosterleuten vnd
dem gantzen clero, so ists doch zumal alles verkert, das es nit woll verkörter5 könde
sein. Wie das alle die bekennen vnd klagen, die ettwas von göttlicher schrifft, auch
lehr vnd haltung der alten kirchen wißen. Ja, so verkeret, das der H[eilige] Bernar-
dus3 dis gesinde vnd besonders das zu Rom vor so langer zeit, bey 400 Jaren, kir-
chen verderber vnd, die nit Christo sonnder dem widerchrist dienen, Jnn einem
Concilio Jnn Jr angesicht gescholten hat.4
Nun wißen aber alle, die ettwas von Historien wißen, das dise leuth seither alle Jr
thun Jmmer mehr verderbet vnd verwustet haben, auch zum aller ernstlichsten dar-
nach trachten, wie sie sich Jnn solcher verkerung vnd verderbtem thun erhalten
vnnd Jmmer stercken, I I Nemlich, das sie mit allerley offenbarer Simonei die
Prelaturen vnd alle kirchen wurden5 vnd besoldungen bekommen vnd dieselbigen
zu allem weltlichem bracht vnd muttwillen6 vffs grewlichst mißbrauchen, die ge-
sunde lehre Christi vnd alle zucht vnd erbarkeyt damit zu verfolgen, zu vndertru-
cken vn dj rer Tiranney gentzlich zu vnderwerffen vnd gefangen zuhalten.
a) —a) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen für gestr.: vnnd; unter der Zeile ergänzt
und gestr.: von.
b) -b) von Bucer in der Zeile ergänzt.
c) Zeichensetzung: traditionen der Apostel, lehre Canones: a; traditionen der Apostel leer, Ca-
nones: c; keine Zeichen m b.
d) von Bucer in der Zeile ergänzt.
e) verkert: c.
1. von. Frühneuhochdt. WB i, Sp.980.
2. ausgeübt; begangen. Grimm 23 (= XI,2), Sp. 56.
3. Bernhard von Clairvaux (1090—1153), Zisterzienser, Kirchenlehrer und Begründer der mittel-
alterlichen Christusmystik. Vgl. LThK3 2, Sp. 268-270; TRE 5, S. 644-651; Bautz 1, Sp. 530-532.
4. Gemeint lst das Konzil von Reims vom März 1148 und die pseudo-bernhardinische Schrift
>Sermo ad Clerum m Concilio Remensi Congregatum<, c. 6 (PL 184, Sp. 1084). Darin sind Worte
Bernhards aus dessen >Sermo Super Cantica Canticorum<, 77,1,1 (Leclerq 2, S. 262) verarbeitet; vgl.
BDS 12, S. 388 Anm. 8 und 9. Bucer zitiert diese Passage vielfach; vgl. BOL 1, S. 102,5-9; BDS 5,
S.271,7-10; BDS 7, S.478,13-17; BDS 11,1, S. 120,17-20; BDS 12, S. 388,19-21.
5. Würden.
6. freiem Vergnügen. Grimm 12 (= VI), Sp. 2832 f.