I. GUTACHTEN ZUR REKUSATION DES TRIENTER KONZILS
29
Diß alles haben wir nun lengist Jnn vilen schrifften dargethon.1 So wiße es alle
Cristenheit vnd ligt leyder nur zuuil wust am tage. Doch erbieten wir vns, solichs der
Keyfserlichen] vnd Konfiglichen] M[ajestä]t zum vberfluß nachmals weiter vnd
grifflich darzuthun in allen stucken, das dem niemand solle widersprechen konden.
Weill dann auß dem claar vnd zwar2 niemand, der einigen verstand vnd willen der
gottseligkeit hatt, daran zweiflen kan, das vff erden nit leut seind, deren alles thun
vnd wesen Christo, V[nserem] H[errn], vnd aller seiner lehre gentzlicher vnd stra-
cker3 entgegen vnd zuwidder seye, dann des Babsts vnd seiner Concili genoßen, die
auch Christlich lehre vnd zucht weniger gedulden vnd leiden mögen, So hatt auch
ein Jederer Christ leicht zuschließen, das man nichts wideiwertiger thun könde
Gottes vnd allen gesetzten rechten vnd algmeiner menschlicher vernunfft, dann das
mann die Christliche Reformation der kirchen an dise leut, Bapst vnd seine Concili
genoßen, solte setzen.
Welches mann aber muste thun, so man Jr Concili fur ein Christlich Concili er-
kennete vnd anneme, dann4 decisinas voces, die schließstimmen5 in ihrem Conci-
lio, wollen sie allein bey dem Bapst vnd denen sein6, die er fur der kirchen Prelaten
erkennet. I 6jv/jz’ I
Nun, ob schon die Key[serliche] vnd Kon[igliche] M[ajestä]ten oder auch ann-
dere fursten sich wolten die falschen farben, welche ettliche verkerte gelerten den
offenbaren verkerungen an lehre vnnd Ceremonien der kirchen Jm Bapsthumb an-
streichen, blenden laßen, So konden sie doch das nicht leugnen, Wann7 sie gleich
das bischouelich vnnd Priesterlich thun allein auß dem gemeld8 *an wender/ vnd
allen legenden der elteren Bischouen, Ja, auß gemeinem natürlichem verstand der er-
barkeit erkennen wöllen, geschwigen, das sie täglich von der H[eiligen] Schrifft vnd
Euangelion lesen vnnd Horen9 lesen vnd Predigen, das vff erden nit leut seind, die
in gemein10 der lehre vnd zucht Christi mehr entgegen vnd zu wider zu Jren Prela-
turen kommen vnnd drinnen leben vnd haußhalten, dann der Bapst vnd seine Cardi-
nel, bischoue vnnd Prelaten,11 welchen er doch allein die schließstimen12 zugibt.
f)—f) korr. aus: anwenden.
1. Vgl. etwa Bucers ungefähr lm gleichen Zeitraum entstandene Schriften >Ein Chnstliche Erm-
nerung<, [Straßburg: Kraft Müller], 1545 (Bucer-Bibliographie Nr. 149; BDS 13, S. 227-336), >Wie
leicht vnd füglich<, Straßburg: Kraft Müller, 1545 (Bucer-Bibliographie Nr. 150; BDS 11,2, S. 351-
454) und >Von den einigen rechten Wegen<, Straßburg: Wendelin Rihel, 1545 (Bucer-Bibliographie
Nr. 145; BDS 11,2, S. 249-349).
2. wahrlich.
3. völhger; unmittelbarer.
4. denn.
5. entscheidenden Stimmen. Grimm 15 (= IX), Sp. 711.
6. zu sein sehen.
7. Wann ... gleich: Wenn ... auch.
8. Gemälde; Bild.
9. Stundengebete. Baufeld, S. 131.
10. m gemein: allgemein.
11. S. oben S. 27 Anm. 4.
12. entscheidenden Stimmen. Grimm 15 (= IX), Sp.711.
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Diß alles haben wir nun lengist Jnn vilen schrifften dargethon.1 So wiße es alle
Cristenheit vnd ligt leyder nur zuuil wust am tage. Doch erbieten wir vns, solichs der
Keyfserlichen] vnd Konfiglichen] M[ajestä]t zum vberfluß nachmals weiter vnd
grifflich darzuthun in allen stucken, das dem niemand solle widersprechen konden.
Weill dann auß dem claar vnd zwar2 niemand, der einigen verstand vnd willen der
gottseligkeit hatt, daran zweiflen kan, das vff erden nit leut seind, deren alles thun
vnd wesen Christo, V[nserem] H[errn], vnd aller seiner lehre gentzlicher vnd stra-
cker3 entgegen vnd zuwidder seye, dann des Babsts vnd seiner Concili genoßen, die
auch Christlich lehre vnd zucht weniger gedulden vnd leiden mögen, So hatt auch
ein Jederer Christ leicht zuschließen, das man nichts wideiwertiger thun könde
Gottes vnd allen gesetzten rechten vnd algmeiner menschlicher vernunfft, dann das
mann die Christliche Reformation der kirchen an dise leut, Bapst vnd seine Concili
genoßen, solte setzen.
Welches mann aber muste thun, so man Jr Concili fur ein Christlich Concili er-
kennete vnd anneme, dann4 decisinas voces, die schließstimmen5 in ihrem Conci-
lio, wollen sie allein bey dem Bapst vnd denen sein6, die er fur der kirchen Prelaten
erkennet. I 6jv/jz’ I
Nun, ob schon die Key[serliche] vnd Kon[igliche] M[ajestä]ten oder auch ann-
dere fursten sich wolten die falschen farben, welche ettliche verkerte gelerten den
offenbaren verkerungen an lehre vnnd Ceremonien der kirchen Jm Bapsthumb an-
streichen, blenden laßen, So konden sie doch das nicht leugnen, Wann7 sie gleich
das bischouelich vnnd Priesterlich thun allein auß dem gemeld8 *an wender/ vnd
allen legenden der elteren Bischouen, Ja, auß gemeinem natürlichem verstand der er-
barkeit erkennen wöllen, geschwigen, das sie täglich von der H[eiligen] Schrifft vnd
Euangelion lesen vnnd Horen9 lesen vnd Predigen, das vff erden nit leut seind, die
in gemein10 der lehre vnd zucht Christi mehr entgegen vnd zu wider zu Jren Prela-
turen kommen vnnd drinnen leben vnd haußhalten, dann der Bapst vnd seine Cardi-
nel, bischoue vnnd Prelaten,11 welchen er doch allein die schließstimen12 zugibt.
f)—f) korr. aus: anwenden.
1. Vgl. etwa Bucers ungefähr lm gleichen Zeitraum entstandene Schriften >Ein Chnstliche Erm-
nerung<, [Straßburg: Kraft Müller], 1545 (Bucer-Bibliographie Nr. 149; BDS 13, S. 227-336), >Wie
leicht vnd füglich<, Straßburg: Kraft Müller, 1545 (Bucer-Bibliographie Nr. 150; BDS 11,2, S. 351-
454) und >Von den einigen rechten Wegen<, Straßburg: Wendelin Rihel, 1545 (Bucer-Bibliographie
Nr. 145; BDS 11,2, S. 249-349).
2. wahrlich.
3. völhger; unmittelbarer.
4. denn.
5. entscheidenden Stimmen. Grimm 15 (= IX), Sp. 711.
6. zu sein sehen.
7. Wann ... gleich: Wenn ... auch.
8. Gemälde; Bild.
9. Stundengebete. Baufeld, S. 131.
10. m gemein: allgemein.
11. S. oben S. 27 Anm. 4.
12. entscheidenden Stimmen. Grimm 15 (= IX), Sp.711.