2. DER NEWE GLAUB
Dise Articul zie-
hen die leüt von
Christo, vnserm
Herren, gar ab
vnd ergeben sie
dem Papst.
vnder die fusse legen1, auch vnseren heübteren seinen Heiligen Geist reich-
lich mittheilen, das sie allen betrug vnd falsch, aller verkerung vnd ergernus
recht erkennen vnd von seinen kirchen seliglich abtreiben vnd die reine,
ware Religion Christi allenthalben wider helffen einfüren, befürderen vnd
zieren.
Wie not nun seie, das wir dermassen2 bald vnd gentzlich auffwachen vnd
vns an das gebet von gantzem hertzen begeben, haben alle verstendige Chri-
sten neben der so ernsten verfolgung Christlicher bekantnus gar wol zü ver-
nemen auch aus volgenden Articulen, welche die vermeinten Theologen zü
Louen, die sich Doctoren der Heiligen Gottheit rhümen, als die rechten, wa-
ren Articel vnsers Christlichen glaubens, welche alle Christen menschen
schuldig seien zü glauben vnd zühalten, fürgeben3 vnd dahin gebracht ha-
ben, das sie auch durch den eusseren gewalt bestetiget4 vnd mit so grossem
ernste drob5 würt gehalten.
Dann dise Articul nach dem verstand vnd gebrauch deren, die sie gesetzet,
vnd gemeiner verderbten Clerisei (der Keisferlichen] Maiestat, vnserm aller
Gnedigsten Herren, vnd allen Oberkeiten solle jre gebürende ehr vnd vnder-
thenigkeit in alle weg vorbehalten sein) warlich dahin gerichtet sind vnd mis-
braucht werden, das die Gotliche schrif ft mit j rem rechten verstand allem volck
Christi gentzlich entzogen vnd alle Religion in die vnuerstandenen6, vnbes-
serlichen, verkerten ceremonien der falschberümpten Clericen vnd I Aiija I
Monchen vnd in den gewalt des Papsts vnd houes zü Rom gestellet vnd ge-
schlossen werde. Da7 aber auff erden kein ort ist noch leüt sind, da vnd von
welchen Christo, vnserem Herrn, vnd seinem gantzen heiligen Euangelio
mehr entgegen vnd zü wider gelehret, gehandlet vnd gelebt werde in vnd aus-
ser den kirchen.
Damit du aber, Christlicher leser, selber kennest, wahin dise Articulmacher
hinsehen vnd das volck Christlichs namens hinzübringen vorhaben, so
wollestu dise Articul gegen dem ewigen wort Gottes vnd einiger regel aller
Gottlichen warheit, vns in der heiligen Schrifft vorgeben, mit warer Gottes
forcht halten vnd eiwegen. Dazü wir dir mit kurtzer anzeige haben wollen
dienen. Der Herre begnade die Keifserliche] Mfaiestät], vnsern aller Gnadich-
sten Herrn, alle Oberkeiten vnd Christen leüt, das sie sehen vnd erkennen,
5
IO
20
3°
1. Röm 16,20.
2. in dieser Weise. Vgl. Grimm 2, Sp. 1020.
3. S. unten S. 98,1-6.
4. Die 32 Thesen waren von Kaiser Karl V. per Dekret vom 14. März 1545 in seinen nie-
derländischen Erblanden für verbindlich erklärt worden; s. oben S. 41. Der offiziellen Aus-
gabe der Thesensammlung wurde eine >Confirmatio articulorum subsequentium per Imp.
Maiest.< vorangestellt; ed. WA 54, S. 416 f.
5. (hier:) darum; deshalb. Grimm 2, Sp.783.
6. Bucer meint die Verwendung des Lateinischen anstelle der Volkssprache in Gottes-
diensten; vgl. dazu etwa TRE 19, S. 77, 80-84; LThK3 6, Sp. 57h
7. Hier; Daselbst. Vgl. Grimm 2, Sp.650.
Dise Articul zie-
hen die leüt von
Christo, vnserm
Herren, gar ab
vnd ergeben sie
dem Papst.
vnder die fusse legen1, auch vnseren heübteren seinen Heiligen Geist reich-
lich mittheilen, das sie allen betrug vnd falsch, aller verkerung vnd ergernus
recht erkennen vnd von seinen kirchen seliglich abtreiben vnd die reine,
ware Religion Christi allenthalben wider helffen einfüren, befürderen vnd
zieren.
Wie not nun seie, das wir dermassen2 bald vnd gentzlich auffwachen vnd
vns an das gebet von gantzem hertzen begeben, haben alle verstendige Chri-
sten neben der so ernsten verfolgung Christlicher bekantnus gar wol zü ver-
nemen auch aus volgenden Articulen, welche die vermeinten Theologen zü
Louen, die sich Doctoren der Heiligen Gottheit rhümen, als die rechten, wa-
ren Articel vnsers Christlichen glaubens, welche alle Christen menschen
schuldig seien zü glauben vnd zühalten, fürgeben3 vnd dahin gebracht ha-
ben, das sie auch durch den eusseren gewalt bestetiget4 vnd mit so grossem
ernste drob5 würt gehalten.
Dann dise Articul nach dem verstand vnd gebrauch deren, die sie gesetzet,
vnd gemeiner verderbten Clerisei (der Keisferlichen] Maiestat, vnserm aller
Gnedigsten Herren, vnd allen Oberkeiten solle jre gebürende ehr vnd vnder-
thenigkeit in alle weg vorbehalten sein) warlich dahin gerichtet sind vnd mis-
braucht werden, das die Gotliche schrif ft mit j rem rechten verstand allem volck
Christi gentzlich entzogen vnd alle Religion in die vnuerstandenen6, vnbes-
serlichen, verkerten ceremonien der falschberümpten Clericen vnd I Aiija I
Monchen vnd in den gewalt des Papsts vnd houes zü Rom gestellet vnd ge-
schlossen werde. Da7 aber auff erden kein ort ist noch leüt sind, da vnd von
welchen Christo, vnserem Herrn, vnd seinem gantzen heiligen Euangelio
mehr entgegen vnd zü wider gelehret, gehandlet vnd gelebt werde in vnd aus-
ser den kirchen.
Damit du aber, Christlicher leser, selber kennest, wahin dise Articulmacher
hinsehen vnd das volck Christlichs namens hinzübringen vorhaben, so
wollestu dise Articul gegen dem ewigen wort Gottes vnd einiger regel aller
Gottlichen warheit, vns in der heiligen Schrifft vorgeben, mit warer Gottes
forcht halten vnd eiwegen. Dazü wir dir mit kurtzer anzeige haben wollen
dienen. Der Herre begnade die Keifserliche] Mfaiestät], vnsern aller Gnadich-
sten Herrn, alle Oberkeiten vnd Christen leüt, das sie sehen vnd erkennen,
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1. Röm 16,20.
2. in dieser Weise. Vgl. Grimm 2, Sp. 1020.
3. S. unten S. 98,1-6.
4. Die 32 Thesen waren von Kaiser Karl V. per Dekret vom 14. März 1545 in seinen nie-
derländischen Erblanden für verbindlich erklärt worden; s. oben S. 41. Der offiziellen Aus-
gabe der Thesensammlung wurde eine >Confirmatio articulorum subsequentium per Imp.
Maiest.< vorangestellt; ed. WA 54, S. 416 f.
5. (hier:) darum; deshalb. Grimm 2, Sp.783.
6. Bucer meint die Verwendung des Lateinischen anstelle der Volkssprache in Gottes-
diensten; vgl. dazu etwa TRE 19, S. 77, 80-84; LThK3 6, Sp. 57h
7. Hier; Daselbst. Vgl. Grimm 2, Sp.650.