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2. DER NEWE GLAUB
Die verscheiden
heiligen nit
anzuruffen
Was ehr der
heihgen
sto, dem Herren; mit denen konden wir diser zeit mehr nichts reden. Sie bege-
ren aber one das stetigs, das vnser heile volkommen werde, Das aber nit durch
jren verdienst, sonder durch vnseren Herren Jesum Christum.
Das wir sie aber darumb sollen anruffen, dauon haben wir kein Gottes wort
noch exempel, von Gott gelobet. Darumb mage das aus warem glauben nie-
mand thün.
Es hat auch Got seine Kirch da vor so vil behütet, das solich heiligen an-
rüffen noch in kein Meßgebett1, wie grewlich die Meß von den verderbten
Papstleren mitt menschen katy2 vnd grewlicher abgotterei ist veiwüstet vnnd
verderbet worden. So sie dann die Meß gepett für den Canon vnnd die regel
aller Christlichen gebet halten (wie wol nitt jre Meß gepett, sonder das Vatter
vnser aller gepetten regel vnd Canon ist), wie dorffen sie dan ein articul des
glaubens machen aus disem jrem gedicht, das die heiligen von vns sollen ange-
rüffet werden?
Die ware ehr der heiligen ist, das wir Gott I Jiiijb I vmb seine herrlichen
wolthaten in vnd an jnen preisen vnd jrem glauben trewlich nachfolgen. Jre
gepein vnd gotzen verehren, schmucken, liechter dafür brennen, reücheren,
sie anbetten, gelübd vnnd walfart darzü thün, dadurch vil bei Gott zü erlan-
gen, ist wider das helle Gottes wort fürgenomen vnnd darumb Abgotterei.
Den doctoren aber zü Louen vnd jrem hauffen sind das ja gütte werck vnnd
Gottes dienst, weil sie jnen dienen züerhalten jren pracht vnnd zeitlich ge-
nieß. Eigner heiligkeit vnd verdiensts bei Gott haben sie nichts zü verkauffen,
wie iederman sicht; darumb machen sie neben jren Cerimonien der heiligen
verdienst so groß vnd kostlich, weil sie sich selb vber soliche verdienst, die zü
verkauffen, schaffner, doch on der hfeiligen] befelch, gesetzet haben.
Der Neün vnd zwentzigst Louische Articul
Die weiß vnd gebrauch der Bilder ist Got auch angenam, vnd vor die Bilder
sich nider biegen, auff das man die heiligen anrüffe (welche sei3 vns fürtragen
oder welche Bilde sie seind), ist nicht boß, sonder güt, gottlich vnd thügent-
sam.
Sihe, wie gerad diser Articul dem ersten Gottes gebott widerspricht: »Du solt
dir kein Bildnüs noch einige gestalt machen, weder deren dingen, die oben im
himmel, noch deren, die vnder auff erden, noch in wasseren vnder der erden
seind; Du solt dich vor jnen I Kja I nit neigen noch jnen dienst beweisen«,
Exod. 20(4-5]. Jtem: »Verflücht seie, wer einen gotzen oder gegossen bild
y) kot: C.
1. in kein Meßgebett: m keinem Messgebet [enthalten ist],
2. Schmutz; Unrat.
2. DER NEWE GLAUB
Die verscheiden
heiligen nit
anzuruffen
Was ehr der
heihgen
sto, dem Herren; mit denen konden wir diser zeit mehr nichts reden. Sie bege-
ren aber one das stetigs, das vnser heile volkommen werde, Das aber nit durch
jren verdienst, sonder durch vnseren Herren Jesum Christum.
Das wir sie aber darumb sollen anruffen, dauon haben wir kein Gottes wort
noch exempel, von Gott gelobet. Darumb mage das aus warem glauben nie-
mand thün.
Es hat auch Got seine Kirch da vor so vil behütet, das solich heiligen an-
rüffen noch in kein Meßgebett1, wie grewlich die Meß von den verderbten
Papstleren mitt menschen katy2 vnd grewlicher abgotterei ist veiwüstet vnnd
verderbet worden. So sie dann die Meß gepett für den Canon vnnd die regel
aller Christlichen gebet halten (wie wol nitt jre Meß gepett, sonder das Vatter
vnser aller gepetten regel vnd Canon ist), wie dorffen sie dan ein articul des
glaubens machen aus disem jrem gedicht, das die heiligen von vns sollen ange-
rüffet werden?
Die ware ehr der heiligen ist, das wir Gott I Jiiijb I vmb seine herrlichen
wolthaten in vnd an jnen preisen vnd jrem glauben trewlich nachfolgen. Jre
gepein vnd gotzen verehren, schmucken, liechter dafür brennen, reücheren,
sie anbetten, gelübd vnnd walfart darzü thün, dadurch vil bei Gott zü erlan-
gen, ist wider das helle Gottes wort fürgenomen vnnd darumb Abgotterei.
Den doctoren aber zü Louen vnd jrem hauffen sind das ja gütte werck vnnd
Gottes dienst, weil sie jnen dienen züerhalten jren pracht vnnd zeitlich ge-
nieß. Eigner heiligkeit vnd verdiensts bei Gott haben sie nichts zü verkauffen,
wie iederman sicht; darumb machen sie neben jren Cerimonien der heiligen
verdienst so groß vnd kostlich, weil sie sich selb vber soliche verdienst, die zü
verkauffen, schaffner, doch on der hfeiligen] befelch, gesetzet haben.
Der Neün vnd zwentzigst Louische Articul
Die weiß vnd gebrauch der Bilder ist Got auch angenam, vnd vor die Bilder
sich nider biegen, auff das man die heiligen anrüffe (welche sei3 vns fürtragen
oder welche Bilde sie seind), ist nicht boß, sonder güt, gottlich vnd thügent-
sam.
Sihe, wie gerad diser Articul dem ersten Gottes gebott widerspricht: »Du solt
dir kein Bildnüs noch einige gestalt machen, weder deren dingen, die oben im
himmel, noch deren, die vnder auff erden, noch in wasseren vnder der erden
seind; Du solt dich vor jnen I Kja I nit neigen noch jnen dienst beweisen«,
Exod. 20(4-5]. Jtem: »Verflücht seie, wer einen gotzen oder gegossen bild
y) kot: C.
1. in kein Meßgebett: m keinem Messgebet [enthalten ist],
2. Schmutz; Unrat.