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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Haaf, Susanne [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0099
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2. DER NEWE GLAUB

95

heit, welche ist ein freiheit von sünden vnd von allem, das vnseren geist mag
hinderen, dem Herren gentzlich zü dienen. Die freiheit des Euangelions
bricht vnd hindert nicht die band der gelübten oder auch einigen eidt, Absun-
dert auch nicht iemand von der gehorsam seines obersten, er sie1 Geistlich
s oder Weltlich.
Got solle man geloben vnd halten, was er befolhen. Wir sollen jm nit dienen
nach vnserem, sonder nach seinem gefallen, Deut. i2[i]. Nun, sich menschen
vnd nach menschlichen satzungen sein lebenlang verpflichten ist wider das
wort Gottes i. Corinth. /[23]: »Jr sind theür erkaufft, werden nit der men-
10 schen eigen knecht!« Sich der oberkeit vnd in die ehe al sein leben verpflichten
ist nach Gottes wort, dem aber das closterleben gentzlich entgegen ist, nem-
lich, wie es nun gar ein lange zeit ist verkert gewesen.
Wo dan die Ehe verloben, die der Herre zum Ehe freien leben nit berüffen,
ist das auch wider das wort Gottes. »Es ist besser, in die Ehe kommen, dan
15 brennen«, 1. Corinth. y\9]. Dan solche gewißlich brennen I Kiija I werden,
weil sie Gottes gab zur Ehe vnd nit, ausser der Ehe zü leben, empfangen ha-
ben.
Beschlusz
So du nun, Christlicher Leser, wilt der sachen recht war nemmen, wie wir
20 dich diser Louischen Articul haben erinneret, so würstu wol befinden, das di-
ser Doctoren wie aller verkerten Papstler leere vnd Articulieren vnd alle Reli-
gion handlung mit verwehntem2 fürwende des Concili vnd in andere wege
gantz offenbar dahin gerichtet sind, das Reich vnsers Herren Jesu Christi von
dem armen volck Gottes gar hinzunemen vnd sich mit jrem Papst an die statt
25 zusetzen. Welches du ja aus diser kurtzen summen allein wol magst erkennen.
Erstlich hat vnser Lieber Herr gebotten, sein heilig Euangeli vnd alle
Schrifft allen Creaturen für zubringen3 vnd auffs gemeinst zumachen, das sie
die alle lesen, verstanden vnd darinn dichten tag vnd nacht, die Leien als wol
als die Clericen; Dann in Christo wir alle einer sein sollen.4
30 Dise Doctoren verbieten den Leüten, die heilig Schrifft zulesen, vnd lesen
sie die jnen auch nit für, dann5 in frembder sprachen, die sie nit verstohn.
Verbieten jnen auch alle beforschung vnnd erkandtnus von der Religion.
Zum anderen, so heißt der Herre den waren verstand der heiligen Schrifft
bei jme vnnd dem heiligen Geist süchen, der allein in alle warheit leitet,6 vmb
35 den wir statigs bitten sollen.
1. sei.
2. vermeintlichem. Götze, S. 83.
3. Vgl. Mk 16,15.
4. Vgl. Röm 12,5.
5. außer.
6. Joh 16,13.
 
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