2§4
5. GUTACHTEN ZUM VORSCHLAG EINES RELIGIONSGESPRACHS
Vnd des sinshl sind sie, wie man des gantz gleubliche anzeyge hat, auß steiffer
beredung irer eigen gewissen vnd nit allein, das2 sie den papst vnd Hispanier so seer
vörchten vnd so hoch vor augen haben, Wie1 wol auch1 das bei inen beiden nit ge-
ring ist, nach dem3 sie achten, die hocheit vnd macht des Römischen reichs hange
inen nit weniger an dem papst, dann die wurde vnd vermögen der4 Hispanischen
reich an den Hispaniern.5 Darumb hilfft eins dem anderen.
Weil es dann bei der k[aiserlich]en vnd kon[iglichen] M[ajestä]tenk der Religion
halben also vnd in dem so fest stoht, hat man sich, so lange der herr 'bei inerß nit
besondere gnad vnd bekerung der gemieter wurcket vnd wurdt verleyhen, nicht zu-
getrösten, das die beyden” M[ajestä]tenn vnser h[eiligen], waren Religion etwas°
weiteren raum vnd friden mögen geben, dann inen durch der stende ernstlichs an-
halten abgetrungen werde vnd inen auß zufallenden notturfften pvnd gemeinem ob-
ligen der Christenheytp gegen Papst vnd Hispaniern entschuldlich sein könde.q
I ijir I Derwegen gentzlich von nöten sein wille, solle mit furgeschlagenem ge-
sprech etwas fruchtparlichs außgericht werden, das die vnseren vffs ernstlichest da-
hin arbeiten, das in solich gesprech auch die anderen stende, wa nit alle, doch6 so fil,
als man dahin wurdt bereden mögen, es seye ietzund oder hernaher, bewilligen vnd
die iren auch dar zu verordnen,7 Wie sich dennoch auch fernig8 zu Speyr die
stende ienes teyls getrennet vnd einsteils sich zu meer billigkeit vnser Religion hal-
ben1 haben lassen bewegen.9 Also ist vermutlich, das man nun der selbigen billi-
h) möglicherweise von Bucer durch Nasalstnch korr. zu: sinns.
l) von Bucer korr. aus: wie.
j) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
k) Schrf.: Mtlen.
i) -/j von Bucer am Rand ergänzt und eingewiesen.
m) von Bucer wohl korr. aus: beyde.
n) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
o) von Lenglin korr. aus: etwan.
p) —p) von Bucer am Rand ergänzt und eingewiesen.
q) von Bucer Kustode nachgetragen: Der wegen.
r) von Bucer korr. aus: halb.
1. des sinns: dieser Gesinnung.
2. mt allein, das: nicht allein [darum], daß.
3. nach dem: da; weil. Grimm 13 (= VII), Sp. 35.
4. vermogen der: Macht über die. Vgl. Grimm 25 (= XII,1), Sp. 888.
5. Karl V. mußte als spanischer König mit seinen Entscheidungen auch Spanien Rechnung tra-
gen, das als äußerst konzilsfreundlich galt; s. oben S. 31,13h Vgl. zu dieser Stelle auch Vogel, Reli-
gionsgespräch, S. 169 mit Anm. 222.
6. [so] doch.
7. Der Kaiser hatte sich am 6. Juli gegenüber dem pfälzischen Kurfürsten Fnednch II. mit der
Durchführung eines Kolloquiums einverstanden erklärt, sich jedoch die Berufung der Teilnehmer
vorbehalten, da er eine Unterstützung des Kolloquiums von altgläubiger Seite nicht erwarte. Den
Protestanten gewährte er, geeignete Kolloquenten und Auditoren vorzuschlagen. Vgl. Vogel, Reh-
gionsgespräch, S. 156, 166 f.; Kannengiesser, Reichstag, S.79; Luttenberger, Glaubenseinheit,
S. 330L; DRTA.JR 16,2, S. 1336.
8. vergangenes Jahr. Vgl. Grimm 3, Sp. 1538.
9. Gemeint ist der Speyerer Reichstag 1544. Dort nahmen die Kurfürsten Fnednch II. von der
Pfalz und Joachim II. von Brandenburg m den Auseinandersetzungen über eine Behandlung der
5. GUTACHTEN ZUM VORSCHLAG EINES RELIGIONSGESPRACHS
Vnd des sinshl sind sie, wie man des gantz gleubliche anzeyge hat, auß steiffer
beredung irer eigen gewissen vnd nit allein, das2 sie den papst vnd Hispanier so seer
vörchten vnd so hoch vor augen haben, Wie1 wol auch1 das bei inen beiden nit ge-
ring ist, nach dem3 sie achten, die hocheit vnd macht des Römischen reichs hange
inen nit weniger an dem papst, dann die wurde vnd vermögen der4 Hispanischen
reich an den Hispaniern.5 Darumb hilfft eins dem anderen.
Weil es dann bei der k[aiserlich]en vnd kon[iglichen] M[ajestä]tenk der Religion
halben also vnd in dem so fest stoht, hat man sich, so lange der herr 'bei inerß nit
besondere gnad vnd bekerung der gemieter wurcket vnd wurdt verleyhen, nicht zu-
getrösten, das die beyden” M[ajestä]tenn vnser h[eiligen], waren Religion etwas°
weiteren raum vnd friden mögen geben, dann inen durch der stende ernstlichs an-
halten abgetrungen werde vnd inen auß zufallenden notturfften pvnd gemeinem ob-
ligen der Christenheytp gegen Papst vnd Hispaniern entschuldlich sein könde.q
I ijir I Derwegen gentzlich von nöten sein wille, solle mit furgeschlagenem ge-
sprech etwas fruchtparlichs außgericht werden, das die vnseren vffs ernstlichest da-
hin arbeiten, das in solich gesprech auch die anderen stende, wa nit alle, doch6 so fil,
als man dahin wurdt bereden mögen, es seye ietzund oder hernaher, bewilligen vnd
die iren auch dar zu verordnen,7 Wie sich dennoch auch fernig8 zu Speyr die
stende ienes teyls getrennet vnd einsteils sich zu meer billigkeit vnser Religion hal-
ben1 haben lassen bewegen.9 Also ist vermutlich, das man nun der selbigen billi-
h) möglicherweise von Bucer durch Nasalstnch korr. zu: sinns.
l) von Bucer korr. aus: wie.
j) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
k) Schrf.: Mtlen.
i) -/j von Bucer am Rand ergänzt und eingewiesen.
m) von Bucer wohl korr. aus: beyde.
n) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen.
o) von Lenglin korr. aus: etwan.
p) —p) von Bucer am Rand ergänzt und eingewiesen.
q) von Bucer Kustode nachgetragen: Der wegen.
r) von Bucer korr. aus: halb.
1. des sinns: dieser Gesinnung.
2. mt allein, das: nicht allein [darum], daß.
3. nach dem: da; weil. Grimm 13 (= VII), Sp. 35.
4. vermogen der: Macht über die. Vgl. Grimm 25 (= XII,1), Sp. 888.
5. Karl V. mußte als spanischer König mit seinen Entscheidungen auch Spanien Rechnung tra-
gen, das als äußerst konzilsfreundlich galt; s. oben S. 31,13h Vgl. zu dieser Stelle auch Vogel, Reli-
gionsgespräch, S. 169 mit Anm. 222.
6. [so] doch.
7. Der Kaiser hatte sich am 6. Juli gegenüber dem pfälzischen Kurfürsten Fnednch II. mit der
Durchführung eines Kolloquiums einverstanden erklärt, sich jedoch die Berufung der Teilnehmer
vorbehalten, da er eine Unterstützung des Kolloquiums von altgläubiger Seite nicht erwarte. Den
Protestanten gewährte er, geeignete Kolloquenten und Auditoren vorzuschlagen. Vgl. Vogel, Reh-
gionsgespräch, S. 156, 166 f.; Kannengiesser, Reichstag, S.79; Luttenberger, Glaubenseinheit,
S. 330L; DRTA.JR 16,2, S. 1336.
8. vergangenes Jahr. Vgl. Grimm 3, Sp. 1538.
9. Gemeint ist der Speyerer Reichstag 1544. Dort nahmen die Kurfürsten Fnednch II. von der
Pfalz und Joachim II. von Brandenburg m den Auseinandersetzungen über eine Behandlung der