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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Haaf, Susanne [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 15): Schriften zur Reichsreligionspolitik der Jahre 1545/1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30652#0294
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5- GUTACHTEN ZUM VORSCHLAG EINES RELIGIONSGESPRACHS

vnd gegenred vffzuzeichnenn,1 I I1 Jedoch, weil solichs aufschreiben dise sa-
chen verlengeret vnd das auffmercken vnd erwegen der argumenten etwas ver-
schlegt vnd die zuhörer vrtrüssig2 machet, möchte man erstlich jeden Articel mit
freiem gesprech vnd nit in die feder handlen. Gebe dann Gott gnad, das man sich der
sachen konde etwas vergleichen, so verzeichnete man dann allein das, auff das man
sich möchte vergleichen. Stiesse es sich aber, als dann möchte man doch durch das
vorgegangen frey gesprech die sach dahin bringen, das man dann allein die fürneme-
ren argument iedes theils vnd die selbigen auch kurtzer vnd krefftigern, dann es
hette vor dem freien gesprech geschehen mögen, in die feder redtei vnd also dem
grösseren ausschutz zu weiterem vnd desto gründtlicherem erwegen fürbrechteK
Zum sibenden, nach dem allein zwen im gesprech allemal gegen einander konden
reden vnd aber keiner allein alle dinge allemal1 mercket oder bedencket, Auch nit
ein ieder gleich gnade hat, gegen die widerwertigen zuhandlen vnd ir sophisterei clar
zuentdecken vnd zu widerlegen, So were auch das zu verordnen, das nach ieder
handlung, ee man von einander gienge, jedes theils colloquenten vom kleinen aus-
schutz malle nach ordnung"7 befraget wurden, ob sie etwas weiters zur sachen wol-
ten fürbringen.
Damit auch alles desto besser bedacht vnd verhandlet wurde, were gut, das der
cleiner ausschutz einen ieden Articel zu vor, ehe man mit dem gegentheil zum ge-
sprech keme, vnder sich abhandelte vnd, was der gegentheil fur einreden hat, die
man doch zuvor fast alle wol weiß, erwege vnd sich der besseren verlegung3 solcher
einreden I 144v I vergleiche. In welchem vorbedencken ein ieder des ausschutzs be-
fraget vnd gehöret werden solle.
Nun aber nit möglich, dien leut, die aus Gott nit geporen,4 durch einige christli-
che gesprech vnd vnderricht, wann gleich lauter Petri vnd Pauli solich gesprech vnd
vnderricht fürten vnd theten, zu erkantnüs der warheit zu bringen. Der Herre sagt
zu solchen: »Jr möget meine rede nit hören«5, Vnd: »Darumb horet jr nicht, dann°
1) Schreiberwechsel. Der Schreiber der folgenden Seiten lst Konrad Hubert.
j) korr. aus: geredte.
k) wohl von Bucer korr. aus: fürbracht werden.
l) von Bucer vor der Zeile ergänzt.
m) —m) von Bucer am Rand ergänzt und eingewiesen.
n) konj. aus: das man die.
o) von Bucer über der Zeile ergänzt und eingewiesen.

1. Gemeint ist die Disputation, die Melanchthon und Eck vom 14. bis zum 18. Januar 1541 im
Rahmen des Wormser Gesprächstages in Anwesenheit jeweils weiterer zehn Theologen beider Sei-
ten führten. Dabei wurde vornehmhch der Artikel 2 der Confessio Augustana von der Erbsünde
behandelt. Für dieses Gespräch wurden von beiden Seiten jeweils zwei Notare bestimmt, und zwar
auf protestantischer Seite Caspar Crutziger und Wolfgang Musculus sowie der Konstanzer Sekretär
Joachim Maler und der Hamburgische Sekretär Martinus Grobel als deren Vertreter. Vgl. ARC 3,
S.225f.; Vbge/, Religionsgespräch, S.326.
2. überdrüssig; unwillig. Grimm 24 (= XI,3), Sp. 2397.
3. Widerlegung.
4. Vgl. IJoh 3,9.
 
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